DU SOLLTEST GAR NICHT HIER SEIN

(Originaltitel:   You Are Not Supposed To Be Here)

 

von Nikki 11/00

( nikoleaw@aol.com )

 

aus dem Englischen übersetzt von:  Gonny < gonny@web.de >

Archive: in Auto - Archives, anderes bitte fragen

Rating: PG -13

 

Spoilers: Eine Hölle von allem, aber besonders Requiem, All Things und T2.

Keywords: überwinden, Scully, Mulder, Doggett

Summary: Zwei Welten, die nicht dazu da sind, aneinander stoßen; oder erraten, wer mit Bobby Ewing in der Dusche ist.

Notes: Ich kann mir nicht helfen. Das ist für alle, die immer Lärm vom richtigen Leben in ihre Traumwelt eindringen lassen und es viel schlimmer machen, als es wirklich ist.

Thanks: Extra vielen lieben Dank an M. Sebasky für die superscharfe Klinge, die sie mit Leichtigkeit und wie ein Experte, geschwungen hat. An Gery und Suzi, eure Hilfe war mir mehr wert, als ihr euch vorstellen könnt. Alle restlichen Unvereinbarkeiten, unpassende Ausdrücke und Unheimlichkeiten sind meine Fehler.

Disclaimer: Weil ich sie mir angeeignet habe... Doggett soll nicht mehr sein, als ein Versuch eines kleinen Kindes, das Fangen Spiel zu erklären.  Feedback: to: nikoleaw@aol.com  (auf englisch)

Wollt ihr mehr Unheimlichkeit?  http://members.aol.com/nikoleaw2/index.html  (auch ich nehme gerne deutsches Feedback entgegen, dann zu gonny@web.de )

 

Du solltest gar nicht hier sein

 

Es war ein langer Tag, sogar für ihren vorschwangerschaftlichen Standard. Aber jetzt mit ihrem neuen und scheinbar nie enden wollenden Wunsch zu schlafen, verging solch ein Tag für sie ermüdend und über alles hinaus, was sie sich vorstellen konnte. Sie wollte nichts mehr als nach Hause gehen, ein warmes Bad nehmen und danach den Komfort ihrer kalten Bettdecke genießen.  Sie schloss die Aktentasche, als das Telefon klingelte. Sie war versucht es einfach zu ignorieren und zu gehen, aber sie wusste, dass sie das nicht durfte.  Nicht jetzt. Nicht, wenn ein Anruf, eine Art Nachricht oder irgendein verbleibender Blick eines Fremden in ihr Gesicht - irgendetwas davon oder tausende andere Möglichkeiten konnten ein Hinweis sein um Mulder zu finden. Und mit jedem verstreichenden Tag wuchs ihr Wunsch ihn zu finden, während die ihr verfügbare Zeit zusehends abnahm.

"Scully", ihre Stimme war von Müdigkeit gezeichnet, die sich immer schwerer und schwerer ignorieren ließ.

Die Frau am anderen Ende reagierte schnell. Die Aufregung in ihr vibrierte durch das Telefon wie eine überspannte Gitarre. "Special Agent Dana Scully?" Scully setzte sich in Erwartung unbewusst gerade hin und antwortete: "Ja, wer ist da?"

Anstatt auf die Frage zu antworten, sprach die Frau weiter. "Ich versuche Agent Mulder zu finden. Ich habe in den letzten 2 Tagen versucht mit ihm in Kontakt zu treten. Jemand hat mir gesagt, sie wüssten wo er ist und wie ich ihn erreichen kann."

Für den Bruchteil einer Sekunde lockerte Scully den Griff und das Telefon begann plötzlich von ihren Fingern zu rutschen. Es war nicht das erste Mal, dass sie solch einen Anruf entgegennehmen musste. Normalerweise waren es Leute, die wollten, dass er unheimliche Lichter in der Nähe ihres Hauses untersuchte oder einen Ausschlag von mutiertem Vieh oder irgendetwas gleichermaßen Einzigartigen für Mulder - wie in Natur. Die meisten dieser Anrufe machten sie nicht weniger schmerzvoll. Und diesmal, wie auch immer davor, war sie für einen Moment wie betäubt und atemlos, als die Wirkung von Mulders Verschwinden erneut über sie hereinbrach.

Sie erholte sich sofort wieder, wie die Jahre in einer Männerwelt es sie gelehrt hatten, festigte den Griff an dem Telefon und sprach mit geglätteter Stimme: "Es tut mir leid, aber Agent Mulder ist in verlängertem Urlaub. Kann ich ihnen helfen, oder..." Scully hörte auf zu reden, in der Hoffnung, dass das der Anruf sein würde, bei dem ihr die mysteriöse Stimme am anderen Ende der Leitung endlich die Antwort geben würde, die sie brauchte, um Mulder zu finden.  Stattdessen folgte andauernde Stille. Sie begann sich verlegen zu fühlen, was immer passierte, wenn sie ihren Emotionen die Kontrolle in solchen Annahmen überließ. Etwas, das in letzter Zeit öfter und öfter passierte, seit sie dauernd ihrem Körper neue Limits setzte. Sie fiel zurück auf ihre FBI - Grundausbildung, alle Kontakte mit potentiellen Verdächtigen, Zeugen oder Klienten gleichzusetzen, ohne Rücksicht darauf, wie sonderbar ihre Aussage auch sein mag:

,Die Unterhaltung so lang wie möglich aufrecht erhalten um alle Informationen zu bekommen, die du brauchst um ein Kontaktprotokoll zu vervollständigen.' "Hallo? Ich habe nicht...ähm... sie haben mir ihren Namen nicht gesagt. Sind sie noch - " Die Frau schnitt ihr kurz das Wort ab. "Sie haben mit Agent Mulder sieben Jahre zusammengearbeitet, richtig? Sie haben ihn bei vielen Fällen begleitet, ja?" Scully war ein wenig überrascht über die Wendung, die das Gespräch eingenommen hatte. "Ja, was ist - " "Sehen sie, vielleicht können sie mir helfen. Ich rede von meinem Sohn." Die Stimme der Frau verlor an Lautstärke, nahm allerdings an Intensität zu. "Sie versuchen ihn zu fangen und zu töten. Der Freund eines Freundes gab mir Agent Mulders Namen. Er sagte, er hätte Erfahrungen in Fällen wie meinem." Scullys anfälliger Instinkt, wenn sie hörte, dass ein Kind in Gefahr war, verzehnfachte sich und sie musste ihn zurückhalten.  "Haben sie einen Beweis, dass ihr Sohn unmittelbar in Gefahr war oder ist?" "Verflucht noch mal! Ich habe ihnen gerade gesagt, dass sie versuchen ihn zu ,töten'!! wie viel mehr Gefahr brauchen sie noch?"

"Ich verstehe das, aber - "

"Können sie uns helfen oder nicht? Wir können hier oder wo anders nicht lange bleiben. Wenn sie wissen, wie dieses...dieses...Ding...zu töten ist, muss ich das wissen! Sonst müssen wir gehen, wenn wir jemanden gefunden haben, der es kann."

Scully versuchte ihre Stimme zu festigen und zu beruhigen, bevor sie antwortete.  "Ich muss wissen, was sie denken, was die Bedrohung ist, bevor ich weiß, ob ich ihnen helfen kann oder nicht."

Die Antwort war zögerlich und wie ein Flüstern. "Ein Mann, der seine Gesichter wechselt, der stärker und schneller als die meisten Leute ist, der selbst von Schüssen durchlöchert noch überlebt und der versucht meinen Sohn umzubringen." Scullys Antwort war schnell und sicher. "Sagen sie mir einen Ort, wo ich sie treffen kann."

Die Stimme der Frau schien sich nur ein bisschen zu beruhigen, als sie antwortete: "Ich bin im No-Name Diner. Gleich nach Gaithersburg in die Route 42 abbiegen."

"Ich kann in einer halben Stunde dort sein, wie kann ich sie erkennen, wenn ich dort bin und wie darf ich sie nennen?"

Die Frau gab einen fröhlichen Ton von sich, das unter anderen Umständen ein Lachen hätte sein können. "Ich glaube ich muss ihnen nicht sagen, dass sie alleine kommen sollen. Suchen sie nach einer Blonden mit einem Pferdeschwanz, die blaue Jeans, eine blaue Jacke und ein graues T-Shirt trägt." Sie war für einen Moment ruhig, aber bevor sie die Verbindung unterbrach, sagte sie kurz:

"Sie können mich Sarah nennen."

* * * * * *

Das No-Name Diner war wie eine Art kleiner heimischer Platz, wo Scully mit Mulder in den letzten Jahren unzählige Male gewesen war. Fast 9 Uhr Abend und der Ort war nur mit ein paar Gästen gefüllt, die an ihren frisch gebackenen Apfelkuchen fest hingen. Ihr Unterbewusstsein spielte einige der verschiedensten Städte durch, wo sie in solch einer Einrichtung gegessen hatten... Gibsontown, Bellefleur, Heuvelmans's Lake, J.J.'s Country Diner in einer Stadt, an deren Namen sie sich nicht erinnern konnte, die fliegenden Untertassen draußen in Allens Air Base - all diese Plätze kamen zurück, als sie dort im Eingang stand.  Sie konnte ihn fast hinter sich spüren, gespannt hinein zu gehen und die Lokalpreise zu probieren, während er seine letzte Theorie in die Länge zog, mit einer Stimme, die genug war, sie wissen zu lassen, das er wieder einmal an etwas Unglaubliches glaubte.

Nach einigen Sekunden, die sie da bewegungslos stand, merkte sie, dass sie ihrem Unterbewusstsein wieder gestattet hatte, sich gehen zu lassen. Das war etwas, wobei sie sich schuldig bekennen musste, dass es ihr immer öfter passierte, vor allem wenn es unvermeidbar war, was die ganze Zeit zuzutreffen schien. Sie hatte gelesen, dass solche Konzentrationsschwierigkeiten, besonders Tagträume über eine ungewisse Zukunft und eine ideale Vergangenheit nicht ungewöhnlich für schwangere Frauen waren - es war einfach die Art des menschlichen Geistes diese bedeutende Veränderung zu akzeptieren. Trotzdem beunruhigte es sie. Bei ihrer Arbeit konnte ein momentaner Mangel an Aufmerksamkeit den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Während sie die sehnsüchtigen Gedanken mit Mulder zu essen, verdrängte, sah sie sich nach einer Frau um, die auf ihre erhaltene Beschreibung passte.

Noch bevor ihre Gedanken völlig registriert hatten, dass die Kleidung und die Haare mit dem übereinstimmten, was sie suchte, sah sie die Augen der Frau und wusste es. Sie hatten eine extreme Alarmbereitschaft und eine unnatürliche Helligkeit, gekoppelt mit einer Intensität, die an krankhaft grenzte. Scully selbst war schon oft genug bei Mulder um ihr Leben gerannt, um diesen Blick zu erkennen.

Scully ging rüber zu dem Tisch, wo die Frau ihr Glas Wasser fest umgriffen hielt. Mit der bloßen Andeutung einer Frage in ihrer Stimme sagte sie: "Sarah?" Sarah bestätigte sie mit einem leichten Heben ihres Kopfes. "Agent Scully." Mit dieser Bestätigung rutschte Scully in die Sitznische. Sie war zu erschöpft und besorgt um Zeit an Spaß zu verschwenden, den sie normalerweise am Stellen eines potentiellen Zeugen hatte. Da sie fühlte, dass Sarah viel zu ängstlich war, dass Beschwichtigungen etwas helfen könnten, verlor sie keine Zeit und kam gleich zum Hauptanliegen ihres Treffens.

"Sarah, was genau können sie mir über den Mann sagen, der versucht ihren Sohn zu töten? Können sie ihn beschreiben?"

Sarah klang gereizt, als sie antwortete; "Ich habe ihnen am Telefon gesagt, dass er sein Aussehen verändern kann."

Scully nickte, bevor sie weitersprach. "Ja, ich weiß, aber ist da vielleicht ein Gesicht, das sie öfters als die anderen gesehen haben? Irgendetwas, dass sie wiederholt gesehen haben und was sie dazu gebracht hat, zu glauben, dass dieser Mann die Fähigkeit hat, sich wie jemand anderen aussehen zu lassen?" Sarahs Nasenlöcher flatterten, als sie plötzlich einatmetet. Ihre Augen nahmen einen tief konzentrierten Ausdruck an, als sie langsam antwortete: "Sein Kopf sieht irgendwie aus wie eine Triangel, aber sein Kinn ist komisch, zu dünn und dunkle Haare, aber eine wirklich große Stirn. Das ist mir aufgefallen. Aber ich bin immer wieder wie verrückt gerannt, als ich ihn gesehen habe. Darum hab ich nie mehr von ihm gesehen."

Scullys Atem beschleunigte sich, als sie sich daran erinnerte, wie ihr jemand als Mulder erschienen war und dann vor ihren Augen seine Form gewandelt hatte.  Im Augenblick erklärte sie es sich als Halluzination durch Stress und Angst, aber immer noch Mulders zeitiges Beharren auf einen Formenwandler abstreitend.  Obwohl sie es nicht erklären konnte, hatte sie diese Nacht und wen oder was sie da gesehen hatte nie vergessen. Die breite Stirn, die starken, kantigen Gesichtszüge und das hervorstehende Kinn. Sie wunderte sich ein wenig, wie jemand dieses Kinn ,dünn' finden konnte, aber wie Sarah schon sagte, war sie immer um ihr Leben gerannt, als sie ihn zu Gesicht bekommen hatte. Und das hatte eine gewaltige Wirkung darauf, was man sah und sich merkte.  Sie nahm einen tiefen Atemzug und versuchte die aufsteigende Dringlichkeit zu unterdrücken. Dann fragte sie Sarah weiter: "Haben sie irgendeinen Beweis für ihre Theorie, dass jemand ihren Sohn töten will?" Sarah schrie die Antwort förmlich heraus. "Beweise?!?! Was zum Teufel wollen sie noch? Das wir die Kugeln, die uns verfehlt haben als Souvenir mitnehmen? Sie wollen Beweise? Dann sehen sie sich die toten Körper der Leute an, bei denen mein Sohn war. Das sollte Beweis genug sein."

Scully sah in die Enge getrieben aus und hörte sich auch so an, als sie sagte:

"Ihr Sohn war bei anderen Leuten?"

"Ja, war er. Aber dann habe ich gemerkt, dass er in Gefahr war. Und so war es auch. Ich habe ihn von dort weggeholt und wir sind seit daher immer wieder umgezogen."

"Warum haben sie ihren Sohn woanders gelassen?"

Sarahs Augen spiegelten ihre Intensität wieder, als sie ihre Antwort fauchte.  "Wen zum Teufel interessiert das? Vielleicht war ich zu pleite um auf ein Kind aufzupassen. Vielleicht weil ich dachte, er ist in Sicherheit, wen er nicht bei mir ist. Vielleicht hatte ich eine Art Drang, Geld zu verdienen, während ich mein Kind in einen Kindergarten gebe. Wen interessiert das? Wissen sie was hinter uns her ist und wie man es aufhalten kann?" "Sarah, bitte, ich weiß, dass es ihnen vorkommt, als wäre das Zeitverschwendung, aber ihre Antworten helfen mir, zu wissen, wie ich ihnen helfen kann." Sarah rutschte auf ihrem Sitz zurück und sah Scully feindlich an. "Ich bin nicht verrückt."

"Ich habe nicht gesagt, dass sie das sind. Ich wollte sie fragen, ob sie wissen, wieso dieser Mann oder irgendjemand anders ihren Sohn jagt." Für den Bruchteil einer Sekunde blickten Sarahs Augen weg, visierten dann jedoch Scully wieder an. Sie gab Scully einen langen, beurteilenden Blick und kam wohl zu einem Entschluss. Sie fuhr leise fort. "Weil sie glauben, dass er in der Zukunft wichtig ist. Das er irgendwie die Menschheit oder so was retten wird.  Aber sie wollen nicht, dass das passiert, darum versuchen sie ihn mir wegzunehmen und ihn zu töten."

Scully versuchte ihre Atmung und ihre Stimme standhaft zu halten, als sie fragte: "Gibt es einen Grund dafür, dass das jemand von ihrem Sohn glaubt? Hat er irgendwelche außergewöhnlichen Talente? Hatte er eine unerklärte Krankheit oder an einer Art medizinischem Versuch teilgenommen? Irgendetwas davon?" "Nein, zumindest nicht, dass ich wüsste. Er ist einfach nur ein normales Kind." Scully hatte zwar keinen Beweis, aber eine Vermutung. Eine Vermutung, dass diese Frau womöglich nicht einmal wusste, dass sie die Antworten auf die Fragen hatte, die Scully in den letzten drei langen Monaten gestellt hatte. Sie sagte: "Sarah, ich bin vielleicht in der Lage ihnen zu helfen. Ich glaube, ich habe eine Vermutung, was... ihnen und ihrem Sohn passiert ist. Ich brauche alle seine medizinischen Unterlagen um sicher zu sein, vor allem seit ihrer Unsicherheit über seine medizinische Geschichte."

Sarah setzte sich auf, als sie verärgert antwortete: "Sehen sie, ich konnte zwar nicht dort sein, aber ich wusste, wie es ihm ging. Ich hätte es gewusst, wenn er wirklich  krank gewesen wäre."

Scully schluckte die Tränen runter, die bei dem, was sie sagen wollte, aufkamen.  Dann sprach sie mit beruhigender Stimmt weiter. "Ich bin sicher, das hätten sie, aber manchmal..... es könnte sein, dass er sehr krank war, oder es immer noch ist, ohne irgendwelche Symptome zu zeigen. Das man sie glauben lässt, alles sei in Ordnung, obwohl dem nicht so ist."

Sie hielt eine Hand hoch um eine Widerrede von Sarah zuvorzukommen und redete weiter. "Das ist nicht das größte Problem. Wir müssen sie und ihren Sohn in Sicherheit bringen. Dann brauchen wir einen Plan um dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt."

Sarah schüttelte schon ihren Kopf. "Nein...sie können uns nicht vor diesem...  Ding... beschützen. Wir können uns nirgendwo verstecken, darum muss ich wissen, wie ich es töten kann."

"Sarah es tut mir leid, aber ich kann ihnen nicht sagen, wie man jemanden tötet.

Ich bin - "

Sarah stand auf um zu gehen. Scully rutschte aus ihrer Sitznische und griff ihren Arm. Sie war überrascht über die stark ausgebildeten Muskeln unter Sarahs Ärmel.

"Sarah, bitte warten sie. Ich kenne jemanden, der vielleicht in der Lage ist, ihnen zu helfen."

Sie richtete ihre Augen wieder auf Scully und machte eine Bewegung, die signalisierte, das sie bereit zu zuhören war. Sie blieb jedoch stehen um jederzeit schnell den Ausgang zu erreichen.

Scully redete schnell, weil sie merkte, dass es ihre letzte Chance war. "Sie sagten, sie versuchen ihnen ihren Sohn wegzunehmen. Ich arbeite mit einem Agent zusammen, der einige Erfahrungen mit Fällen von vermissten Kindern hat. Er hat eine gute Erfolgsrate und es sieht für mich aus, als ob wir einen Plan brauchen, damit ihr Sohn nicht zu einem dieser vermissten Kinder wird. Ich denke, ich kann ihnen helfen. Wenn der Mann, von dem sie glauben, er ist hinter ihnen und ihrem Sohn her, ungewöhnlich stark ist und das.... mit Fällen, die ich bearbeitet habe, übereinstimmt, dann werden zwei von uns auf sie aufpassen, falls er versuchen sollte, sie und ihren Sohn zu finden." Scully spürte, dass Sarah dabei war, ihr zu glauben. Es schien Scully offensichtlich, dass Sarah auf der einen Seite in ihrer dringenden Suche nach Hilfe glaubte, das Scully ihr helfen wollte, jedoch andererseits von ihrer extremen Paranoia beeinflusst wurde, dass alle da draußen sie und ihren Sohn töten wollten. Scully lockerte den Griff um Sarahs Arm, ihre Augen strahlten eine stille Bitte an sie aus, als sie sagte: "Sarah, bitte, ich kann ihnen helfen, also lassen sie mich auch."

Sarah schloss ihre Augen und gab eine kleine Geste des Einverständnisses. Scully nahm ihr Telefon zur Hand und begann zu wählen. Als sie auch mit der dritten Nummer, die sich versuchte, keinen Erfolg hatte, war sie gezwungen, eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen, wie bei den beiden zuvor auch.

"Sir, hier ist Agent Scully. Ich habe hier bei mir eine Frau, die in einer Situation ist, wie wir sie in einigen Fällen schon hatten. Bitte rufen sie mich an, sobald sie diese Nachricht erhalten."

Sie bemerkte Sarahs fragenden Blick und traf eine spontane Entscheidung. Trotz des Adrenalins, das ihr die neue Situation verabreicht hatte, war sie erschöpft.  Die Erschöpfung machte es mehr und mehr schwer ihre Konzentration auf die momentane Situation zu verlagern und da sie seit einigen Stunden nichts gegessen hatte, fühlte sie sich unwohl. Sie wusste genau, dass es ihr in ihrer augenblicklichen Verfassung nicht möglich war diesen sogenannten "Alien-Bounty-Hunter" auf eigene Faust zu fangen. Sie brauchte Unterstützung und in dem Punkt, wenn es darum ging, Mulder zu finden, nahm sie jegliche Unterstützung, die sie bekommen konnte. Wissend, dass sie Sarah nichts von alledem erzählen durfte, versuchte sie ihre Enttäuschung abzulegen und beeilte sich, Sarahs momentanes Vertrauen aufrecht zu erhalten.  "Da gibt es noch jemanden, einen meiner Kollegen. Er hat auch große Erfahrung in solchen Fällen. Und obwohl er nicht... solche Erfahrungen hat wie ich, ist er trotzdem vertraut mit den Tatsachen. Lassen sie mich ihn anrufen. Wie ich gesagt habe, zwei von uns werden da sein und die Chancen in ihrem Interesse vergrößern."

Sarahs Einwilligung dauerte diesmal länger, aber sie telefonierte sofort, als sie sie bekommen hatte.

"Agent Doggett? Hier ist Dana Scully. Ich bin im No-Name Diner außerhalb von Gaithisburg auf der Route 42 und ich brauche hier ihre Hilfe. Ich habe eine Frau hier und ihren Sohn, die eine sichere Unterkunft brauchen und es gibt vielleicht andere Zusammenhänge zu ähnlichen Fällen."

* * * * * *

Obwohl sie erst weniger als 20 Minuten gewartet hatte, war Sarah die ganze Zeit über nervös und angespannt gewesen. Trotz einiger Versuche von Scully lehnte Sarah es ab, weiter Details über sie, ihren Sohn und ihre Situation preiszugeben, während sie warteten. Sie meinte, sie wollte die ganze Geschichte nur einmal erzählen und sie würde warten bis Doggett kommen würde, bevor sie anfing. Das Aroma von frischem Essen in dem Restaurant ekelte Scully mittlerweile an. Sie hatte die letzten 10 Minuten damit verbracht, nur ein Auge auf Sarah zu werfen und ihre Übelkeit durch flaches Atmen zu unterdrücken. Darum hörte sie auch nicht, wie sich die Tür öffnete und Sarahs Augen sich in Panik weiteten. Aber sie merkte, wie der kleine Restauranttisch wackelte, als Sarah aus ihrem Sitz sprang und aus dem Hinterausgang flüchtete. Sie drehte ihren Kopf zur anderen Seite der Bude um zu sehen, was Sarah so aufgeregt hatte. Sie sah Agent Doggett, der durch das Diner hastete und seine Waffe zog, während er schrie: "FBI!! Sarah Connor, stop!"

Scully war kaum aus dem Diner raus, als Doggett, der Sarah verfolgte, an ihr vorbeirannte. Sie zog ihre eigene Waffe und wiederholte "FBI!" und rannte hinter ihnen her. Als sie durch die Hintertür platzte, sah sie Doggett in geringer Entfernung stehen. Seine Haltung war straff, nur sein Kopf bewegte sich, als er sich beinahe methodisch sein Umfeld einzuprägen schien. Er analysierte scheinbar genau die Luft und kontrollierte alles. Scully rief ihm zu: Agent Doggett!" sie bekam keine Antwort, also rief sie erneut.

Dann zuckte er und als ob er plötzlich hellwach wäre, kam er in großen Schritten auf sie zu.

Scully zielte mit ihrer Waffe genau auf ihn und schrie ihm Fragen zu, bevor er sie erreichte: "Was zur Hölle soll das? Woher kennen sie ihren Namen? Wer sind sie überhaupt?"

Als er sie erreicht hatte, legte er ihr trotz der auf ihn gerichteten Waffe die Hand auf die Schulter. "Es tut mir leid, aber sie sollten nicht hier sein." Sie fühlte einen leichten Druck auf ihrer Schulter und plötzlich wurde sie vor und zurück geschüttelt.

"Scully. Scully, kommen sie. Es ist zu spät um nach Hause zu fahren. Kommen sie, nehmen sie das Bett, dann bekommen sie wenigstens keinen steifen Nacken." Sie setzte sich so schnell auf, dass sie einen Moment benommen war. Als sie wieder klar sehen konnte, streckte sie schnell ihre Hand nach Mulders Wange aus.  Sie starrte ihm für einen Moment in die Augen, bevor sie sich im Raum umsah.  Alles war in Ordnung, sein Computer stand da, wo er immer stand und seine Fische schwammen in langsamen Kreisen um das UFO, das in seiner Wasserwelt gelandet war.

Sie drehte sich um und sah Mulder mit weit geöffneten Augen an, bevor sie den Tränen nahe fragte: "Mulder?"

Alarmiert durch ihre plötzliche und scheinbar unerklärbare Emotionsschwankung nahm Mulder sie in den Arm und flüsterte in ihr Ohr: "Ich bin ja hier, Scully." Verlegen, wegen der Reaktion auf diesen Traum, befreite sie sich und gab ein wässriges lachen von sich, als sie sagte: "Sie glauben nicht, was ich geträumt habe."

Er lächelte und sagte: "Also, wir beide sind ja der Meinung, dass Träume nur die Antworten auf Fragen sind, die wir uns nicht zu stellen wagen." Leise lachend sagte sie: "Also ich will lieber nicht wissen, was die Frage darauf war."

Er gar ihr ein kleines, müdes Lächeln als er sie von der Couch zog. "Kommen sie, legen sie sich ins Bett. Wie ich gesagt habe, sie können nicht mehr nach Hause fahren und sie wollen sicher kein steifes Genick haben. Das Bett ist mehr als groß genug für uns beide."

Scully sah ihn an und hatte Schmetterlinge im Bauch. Sie wollte ihm eine schlagfertige Antworte geben, aber sie konnte nicht. Die Vorstellung, dass sie sich ein Bett teilen würden, war zu viel. Für die gerade abklingenden Erinnerungen an ihren Traum höre es sich viel zu intensiv an und kam auch zu nah in die Frage heran, die sie ihm seit mehr als einer Woche verzweifelt zu stellen versuchte. Ihre jüngste Begegnung mit Daniel und die Überlegungen, die sie gezwungen war über ihr Leben und ihre gefällten Entscheidungen zu machen, waren zu nah an die Oberfläche gekommen um sie unter spätnächtlichen Andeutungen zu verstecken.

Er spürte ihre Stimmung und nahm einfach ihre Hand. Sie erlaubte ihm sie in sein Schlafzimmer zu bringen. Als sie sich in eine sitzende Position am Kopfende des Bettes gebracht hatte, bemerkte sie, dass der Fernseher an war. Sie wollte die Stimmung bessern und ihre Gedanken sammeln, also fragte sie ihn: "Sie konnten wohl nicht schlafen und haben mich deswegen auch wach gemacht?" "Im Moment hören sie sich eher an, als ob sie einen schlechten Traum gehabt haben. Sie waren unruhige und haben gesprochen, darum habe ich nach ihnen gesehen. Sie haben sich an meiner Wolldecke zu schaffen gemacht, deswegen habe ich sie geweckt." Seine Augen verloren ihre Heiterkeit, als er weitersprach.  "Sie wissen, wenn sie darüber reden wollen....."

Sie sah an ihm vorbei auf den Fernseher und ihre Augen weiteten sich schockiert.

"Mulder, wie lange sehen sie sich diesen Film schon an?" "Huh?" Er sah auf den Bildschirm und erblickte Arnold Schwarzenegger, der dabei war einen Feind auszumanövrieren. "Oh, seit er angefangen hat. Ich liebe diesen Film. Ich meine, es ist nicht ,Plan 9 From Outer Space", aber es ist immer noch ein Klassiker. Warum? Wollen sie ihn sehen? Das Video muss hier irgendwo......" Sie schüttelte lachend ihren Kopf. "Nein. Nein. Ich dachte nur ich habe rausgefunden, was mein Traum zu bedeuten hatte." "Was?"

Denkend, ihr Gesicht sei ruhig und ihre Finger in die Wolldecke verflochten, fragte sie ihn: "Mulder, haben sie jemals darüber nachgedacht Vater zu sein?"

 

**Ende**

 

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