PEPPER

(Originaltitel: Pepper)

 

von David Hearne

( ottercrk@sover.net )

 

aus dem Englischen übersetzt von Mary < Eberhard.Gut@t-online.de > oder < maryx@gmx.net >

Rating: PG

Kategorie: X-Akte, Humor -und auch ein wenig MSR ;-)

Spoiler: Keine

Disclaimers: "The X- Files" gehören Chris Carter. "Werewolves of London" wurde von Warren Zevon geschrieben. "Bad Moon Rising" ist von John Fogerty in der Performance des Creedence Clearwater Revival. "Cowpoke" wurde ursprünglich von Stan Jones verfasst; Willie Nelson schrieb "Three Days".

(Die Versionen, an die ich hier denke, wurden von Don Walser gesungen. Wenn

ihr jemals Walser singen gehört habt, wisst ihr, warum Country Musik der "Soul der Weißen" genannt wird). "Right or Wrong" stammt ursprünglich von Bob Wills ("Der wahrscheinlich beste Geigenspieler der Welt" – Merle Haggard) und den Texas Playboys.

 

Short-Cut: Mulder und Scully werden in das Südstaaten-Städtchen Pepper, Alabama, gerufen, um dort die Ermittlungen über einen Werwolf aufzunehmen.  Doch sie sind nicht die einzigen, die sich für die haarige Kreatur interessieren...

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

TEASER

"Verdammt ist das heiß!!"

Kevin Cross, der im Chili Heaven gerade sein Mittagessen hinunterschlang, suchte fluchend nach einem Glas Wasser. Er hob seine Stimme, die einen belegten, heiseren Klang angenommen hatte. Es fühlte sich an, als ob die Haut in seinem Mund abgezogen werden würde. Kevin war immer noch laut genug, um die Aufmerksamkeit der übrigen Kunden in dem Restaurant auf sich zu ziehen. Einige begutachteten misstrauisch seinen LL Beat Sweater und die teuren Joggingschuhen. Sie grinsten, wohl ahnend, dass ein Yankee-Tourist gerade in den Geschmack von Vic Franklins ganz persönlichem Chili-Taste gekommen war.

Mr. Cross war davon jedoch nicht sehr angetan. Nachdem er sein Glas Wasser in einem Schluck hinuntergeleert hatte, brüllte er: "Wo zum Teufel ist hier die Bedienung?!". Er wirbelte herum- bis er Geena Sawyer erblickte, die gerade eine Bestellung aufgenommen hatte und nun auf dem Weg zurück zur Küche war. Mr. Cross´ eisiger Blick ließ sie wie angefroren stehenbleiben.

"Kommen Sie her", knurrte er und winkte sie zu sich herüber. Sie kam zitternd und angespannt an seinen Tisch gelaufen ."Kevin, mach daraus jetzt bitte keinen großen Wirbel.", lenkte seine Frau Patricia ein.

"Halt die Klappe!", befahl ihr Mr. Cross, dann schaute er Geena an und zeigte mit dem Finger auf die Schüssel auf seinem Tisch. In der Schüssel befand sich ein dampfendes Gemisch aus Sauce, Bohnen, Paprikaschoten und Zwiebeln, die genauso rot waren wie der Kopf des aufgebrachten Kunden. "Was ist das ??",  forderte er.

"Es ist...es ist das, was Sie bestellt haben.", stotterte sie.

"Es ist, was Sie bestellt haben.", warf Cross zurück und ahmte spöttisch ihren Südstaaten-Akzent nach.  "Und das soll ich bestellt haben?"

"Sie haben heißen Chili bestellt", erwiderte Geena,  die den Gast nun völlig entgeistert anstarrte.

"Das ist richtig. Heißen Chili. Aber doch nicht etwas, das mir meine Geschmacksnerven völlig verbrennt!"

"Oh...naja, vielleicht lassen Sie es zuerst mal abkühlen."

"Vielleicht lassen Sie es erst mal abkühlen...", Mr. Cross warf seiner Frau

ein niederträchtiges Lächeln zu. Mrs. Cross erwiderte das Lächeln, doch sie

wurde langsam nervös in Anbetracht der Blicke, mit denen sie die anderen Leute anstarrten.

"Das ist eine großartige Idee. Lassen Sie es abkühlen. Darauf wäre ich nie gekommen. Natürlich, wie wäre es mit einer weiteren brillianten Idee: Sie warnen Ihre Kunden vorher, wie verdammt heiß Ihr Chili ist!"

"Gibt es hier ein Problem?"

Mr. Cross drehte sich um und richtete seinen Blick nach oben. Weit nach oben. Vic Franklin stand hinter ihm- ein großer Mann  mit einer Schürze um die Hüften gebunden.

Er trat der Dreistigkeit einiger Yankee-Touristen stets mit kühler Gelassenheit entgegen, doch in diesem Fall war es eher die Ruhe vor dem Sturm.

Sie wollen doch nicht riskieren, dass eine dieser gewaltigen Fäuste in ihrem Gesicht landet.

Zunächst hatte es Mr. Cross die Sprache verschlagen. Doch dann dachte er, Zur Hölle, ich habe es zu einem der wenigen Senatoren Connecticuts gebracht. Ich lasse mich doch nicht von so einem...Möchtegernkoch einschüchtern.

"Sind Sie der Besitzer dieses Restaurants?", fuhr er Vic an.

"Ja, das bin ich, Sir.", erwiderte der große Mann. "Mein Name ist Vic Franklin." Dann schenkte er Cross die Art von Lächeln, das den meisten Männern die Niederträchtigkeit genommen hätte. Nicht in diesem Fall.

"Nun, ich möchte wissen, wie Sie dazu kommen, ihre Kunden mit diesem Zeug zu...vergiften?!"

"Jeder hier isst dieses Essen.", sagte Vic gelassen, indem er auf die übrigen Leute in dem Restaurant deutete. Mrs. Cross sah, wie die Leute zustimmend nickten und die Frauen angesichts der Dreistigkeit ihres Mannes die Köpfe schüttelten. Sie hatte niemals versucht, ihn zurechtzuweisen, aber in diesem Moment fragte sie sich, ob er es vielleicht nicht doch verdient hatte. Wenigstens ein kleines bisschen.

"Es interessiert mich nicht, was die Leute hier essen. Wo ich herkomme, verbrennt man sich in keinem Restaurant die Zunge!"

"Nun, Sir. Uns ist es wichtig, dass Sie sich hier wie zu Hause fühlen.  Deshalb schlage ich vor, dass Sie sich jetzt ein anderes Menü aussuchen-natürlich auf Kosten des Hauses.

"Na also", knurrte der Tourist, "Dann bringen Sie mir die verdammte Speisekarte. Und diesmal möchte ich wissen..."

"Natürlich, Sir. Natürlich."

Franklin drehte sich zu seinen Stammgästen um, die Mr. Cross mit verachtenden Blicken anstarrten. Vic warf ihnen ein vielsagendes Grinsen zu. Nichts, worüber ihr euch aufregen müsstet, Leute. Ich habe alles im Griff. Sie wandten sich wieder ihren eigenen Mahlzeiten und Gesprächen zu.  Vic würde sich schon um diesen Yankee kümmern.

Nachdem Kevin eine neue Schüssel mit Suppe bestellt hatte ("Natürlich auf Zimmertemperatur, wenn ihr mich versteht ;-) "),  und sich vergewissert hatte, dass sie sofort an seinen Tisch gebracht werden würde,  schob Vic Geena mit sanftem Druck in Richtung Theke.  "Es tut mir Leid, Mr.  Franklin", sagte sie, den Tränen nahe,"ich wollte wirklich nicht..."

"Schh... Ist schon okay. Vergiss das einfach. Das nächste Mal klärst du den Kunden aber darüber auf, wie wir hier das Essen zubereiten."

Geena nickte und wischte sich eine Träne aus dem Auge.

"Das ist wohl das erste Mal, dass du einem Yankee begegnest, oder?"

"Hmm...ja"

"Hier in Pepper kommen ständig welche vorbei. Die meisten von ihnen sind aber ganz nett. Wirklich. Es ist nur so, dass...jeder einmal...naja, nach ein paar Monaten wirst du dich schon an die gelegentlichen Idioten gewöhnt haben."

"Das hoffe ich. Danke."

"Warum setzt du dich nicht für ein paar Minuten?"

"Okay", schniefte sie.

"Es wird alles wieder gut.", versicherte ihr Vic, als sie sich in das Badezimmer für die Angestellten  zurückzog.

Für ein gewisse Person in dem Restaurant war es jedoch alles andere als in Ordnung. Er hatte das gesamte Geschehen durch das Fenster zwischen der Küche und dem Speisesaal mitverfolgt. Er sah die Tränen in den Augen der hübschen Bedienung und war bereit, alles dafür zu tun, dass sie wieder verschwinden würden.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

In dem kleinen Badezimmer seines Hotelraumes kam Mr. Cross zu dem Schluss, dass dies sein mit Abstand schlechtester Urlaub war, den er jemals gehabt hatte. Gottverdammtes Alabama, dachte er. Gott verdamm den ganzen Süden.

Wir sollten diesen ... Teil unseres großartigen Landes wirklich absägen und

ihn davontreiben...

"Grrrrr"

Das Geräusch ließ Cross blitzartig zusammenzucken. Er spürte, wie ihm der Toilettendeckel auf den Rücken knallte. Seine Blick wanderten nach rechts und links, versuchten die Ursache des Lautes auszumachen.

Dann hörte er ein anderes Geräusch. Über ihm.

Er blickte hinauf und sah, wie sich an der Decke eine der Fliesen aus den Fugen hob. Der dunkle Innenraum der Abzugsöffnung wurde sichtbar.

Eine Gestalt mit goldenen Augen.

Reißzähne, weiß und scharf.

Eine dunkle, straffe Haut. Und mehr Haare, als es für das Gesicht eines Menschen normal wäre.

"Grrrrrrrr."

Mr. Cross schrie vor Entsetzen, dann versuchte er durch die Tür zu entkommen. Er spürte einen warmen Atem an seinen Füßknöcheln—und im nächsten Moment stellte ihm etwas das Bein. Cross landete kopfüber in der Badewanne.

Mrs. Cross, die vor dem Fernseher saß, hörte das Knurren und die Schreie ihres Ehemannes. Sie rannte zur Rezeption und brachte den Empfangschef dazu, seine Kopfhörer abzunehmen und mit ihr zu dem Zimmer zu kommen. Er schloss die Badetür auf und fand Mr. Cross bewusstlos, aus der Stirn blutend und mit entblößtem Hintern vor.

Niemand aber hörte die Person, die stillvergnügt in sich hineinglucksend durch die Abzugsöffnung wieder nach draußen verschwand.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Doch der haarige Übeltäter hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, welche Kette von Ereignissen er mit diesem Streich ausgelöst hatte.

Cross war ein Lobbyist für geschäftliche Angelegenheiten aus Connecticut.

Nachdem er wieder zu Hause war, erzählte er einem Connecticuter Senator von seinem Erlebnis in Pepper, Alabama. Dieser wiederum berichtete einem Freund im FBI davon, indem er hinzufügte: "Mr. Cross ist ein sehr enger Freund von mir und für jegliche Unterstützung wäre ich Ihnen sehr dankbar." Der Freund des Senators im FBI fragte sich jedenfalls, was er für Mr. Cross tun könnte. Dann erinnerte er sich an die X- Akten...

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

ACT ONE

"Ich erzähle Ihnen das hier in strengster Vertraulichkeit – sollte auch nur

ein Wort davon an die Presse geraten, wird man Ihre Leichen im Potmack-River finden. Haben Sie mich verstanden?"

Agent Fox Mulder war sich nicht sicher, ob Cross in Metaphern sprach. Er entschloss sich jedenfalls dazu, einfach zu nicken und nebenbei zu bemerken: "Ich verstehe, Mr. Cross".

Mr. Cross funkelte Dana Scully an. "Was ist mit ihr? Kann sie ihren Mund halten?"

Mulder versicherte ihm: "Agent Scully weiß selbstverständlich, wie derartige Vertraulichkeiten zu behandeln sind."  Er wagte es nicht, ihr in diesem Moment in die Augen zu schauen.

"Gut", Mr. Cross atmete erleichtert auf. "Diese Sache ist mir wirklich entsetzlich peinlich. Ich wusste nicht, an wen ich mich sonst hätte wenden sollen, außer...", er schaute sich in dem Kellerbüro um und rümpfte angeekelt die Nase, "hier".

Mulder ignorierte den beleidigenden Wink. "Ich verstehe. Sie hatten also ein ungewöhnliches Erlebnis in Alabama..."

"Darauf können Sie Ihre große Nase setzen.", erwiderte Cross, dann beschrieb er den Agenten, was sich in dem kleinen Badezimmer in Alabama zugetragen hatte.

"Ähhm, Mr. Cross. Sind Sie sicher, dass es nicht irgendein Tier gewesen sein könnte? Vielleicht ein Bär oder ein...", warf Scully ein.

"Natürlich bin ich mir nicht sicher. Denken Sie, ich wäre hier, wenn ich mir sicher wäre? Denken Sie, ich bin gerne hier?", unterbrach er sie schroff.

"Nun...".

"Wenn diese Geschichte an die Öffentlichkeit kommt...wenn die Leute erfahren, was ich Ihnen hier erzähle...ich weiß nicht..."

"Ein unidentifizierbares Wesen?", schlug Mulder vor.

"Was auch immer. Das ist nicht gerade die Art von Ruf, die ich mir wünsche."

"Warum sind Sie dann hier?", fragte Scully.

"Weil niemand versuchen kann, Kevin Cross einen Schrecken einzujagen", entgegnete er ihr mit einem tiefen Klang in seiner Stimme. "Niemand".

Es hört sich nicht gerade so an, als ob es jemand bloß *versucht* hätte, dachte Scully. Dieser Person war es auch erstaunlich gut gelungen.

"Diese durchgeknallten Cops dort unten sind nicht mal einen Pfifferling

wert. Ich möchte, dass Sie beide nach Pepper gehen und denjenigen, oder was

auch immer es war, finden. Es ist mir egal, ob es sich dabei um ein paar Kinder mit Halloweenmasken handelt. Ich möchte, dass er gefunden wird und ich möchte, dass er dafür bezahlen wird.

"Wir werden den Schuldigen finden, Mr. Cross.", sagte Mulder. "Das kann ich

Ihnen versichern."

"Ich will keine Versprechen, ich will verdammte Ergebnisse sehen!", mit diesen Worten verließ der Yankee das Büro.

"Wir sollten ihn besser zurückholen.", sagte Scully.

"Warum?"

"Weil Sie es versäumt haben, seinen Hintern zu küssen."

Mulder lehnte sich in seinem Stuhl zurück und bedachte seine Partnerin mit

einem amüsierten Lächeln. "Sind Sie es sonst nicht immer, die mir sagt, ich

sollte etwas diplomatischer sein?"

"Ja, aber deswegen brauchen Sie vor diesem Kerl nicht gleich auf die Knie zu fallen."

Mulder stand auf und meinte zu Scully: "Glauben Sie mir, Scully,  ich war wirklich in der Versuchung, ihn in hohem Bogen wieder rauszuschmeißen. Aber ich will diesen Fall."

"Warum?"

"Weil er definitiv etwas gesehen hat, sonst wäre er, wie er selbst sagte, nicht zu uns gekommen." Mulder ging zu  dem Kleiderständer hinüber und nahm seinen Mantel ab. "Lassen Sie uns packen. Ab nach Alabama!"

"Und was genau erhoffen Sie sich dort zu finden?"

Doch Mulder schenkte Scully nur ein unschuldiges Lächeln, als er seinen Mantel anzog. "Was veranlasst Sie dazu zu glauben, dass ich schon eine bestimmte Theorie habe?"

Er verließ den Raum durch die Tür. Aus halber Entfernung konnte Scully ihn singen hören: "He's the hairy-headed gent who ran amuck in Kent..."

"Oh mein Gott", seufzte sie und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Um die Zeit, als Mulder und Scully ihren Flug nach Pepper, Alabama antraten, erhielt Mr. Cross einen überraschenden Besucher bei sich zu Hause. Diese Nacht hatte er genug davon, dass ihn seine Frau während des Schlafs immer trat. Er verließ das Schafzimmer und ging murrend über die ungeschnittenen Fußnägel seiner Gattin in die Küche. Um in die Küche zu kommen und sich dort einen kleinen Snack zu genehmigen, durchquerte er die Diele.

"Guten Abend, Mr. Cross.", sagte eine tiefe Stimme in die Dunkelheit.

Mr. Cross´ Körper wurde so starr, dass man seinen Fuß an ihm zerbrochen hätte, hätte man ihn getreten. Er starrte in den dunklen Raum. Ohne auch nur das geringste zu sehen, tastete er nach dem Lichtschalter.

"Lassen Sie das Licht aus, Mr. Cross. Im Dunkeln gefällt es mir hier viel besser."

Kevin zwang sich dazu, die Hand von dem Schalter zu nehmen. Er räusperte sich und versuchte, die Stimme einzuordnen. "Wer sind Sie?", forderte er, weniger selbstsicher, als er es beabsichtigt hatte.

"Jemand bot mir an, einen Job für Sie zu erledigen. Ich habe davon gehört, was in Pepper passiert ist."

"Woher wissen Sie davon?". Nun klang Mr. Cross verärgert. "War es etwa dieser Kerl vom FBI?"

"Ich weiß nichts vom FBI. Nur eine kleine Geschichte, die mir zu Ohren kam.

Sie wären überrascht, von was man alles erfährt, wenn man nur die Ohren lange genug offen hält."

Cross´ Augen hatten sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnt. Er konnte seinen nächtlichen Besucher nun genau erkennen.  Der Mann trug einen Cowboyhut.

"Na schön", begann Kevin. "Was genau haben Sie denn gehört?"

"Von dem, was Sie in Pepper gesehen haben...es sah nicht menschlich aus, oder?

In der Überzeugung, dass es keine gute Idee war, hier zu lügen, antwortete Cross, "Nein, das tat es nicht."

"Also, wenn es nicht menschlich ist, wäre es eigentlich kein Verbrechen, es

zu töten, nicht wahr?"

"Ist es das, weshalb Sie hier sind?"

"Das kann ich Ihnen garantieren."

Cross schnaubte, "Was glauben Sie, wer Sie sind? Eine Art Cowboykiller?"

Der Besucher lehnte sich nach vorn und entflammte ein Streichholz an der Lehne von Mr. Cross´ 600 Dollar-  Stuhl. Die Flamme ließ sein Gesicht aufleuchten.

"Ich schätze schon",  meinte der Besucher und bedachte Cross mit einem eisigen Blick. Sein Gesicht war so braun wie das Leder des Stuhles, in dem er saß, mit Ausnahme der vier langen, blassen Narben auf der linken Wange.  Bartstoppel bedeckten sein Kinn, widersetzten sich jeder Rasierklinge, abgeschnitten zu werden...

Und diese Augen...

In diesem Augenblick beschloss Cross, nur noch zu sprechen, wenn er gefragt

wurde.

Der Rauch schien die Lippen des Mannes zu streicheln, bevor er sich im Raum

verteilte. Der Besucher schlug das Streichholz aus und die Flamme erlosch.

"O.k., für  5000 Dollar werde ich nach Alabama gehen und mich um die Angelegenheit kümmern. Was meinen Sie?"

"Nun...ich...ich bin mir nicht ganz sicher.  Ich meine...dieses...Ding hat mich nicht angegriffen. Es hat nur..."

"Es hat Sie nur mit entblößtem Hintern auf dem Boden eines Badezimmers zurückgelassen..."

*Hey* dachte Cross. * Das hat es. Es hat mich gedemütigt. Mit welchem

Recht? Und dieser Kerl hier sagt, wenn es nicht menschlich ist...*

"In Ordnung. Der Handel steht. Aber ich werde Sie erst bezahlen, wenn der Job erledigt ist.".

"Davon gehe ich aus. Ich werde sonst in bar bezahlt. Denken Sie, Sie kriegen das hin?"

"Kein Problem."

"Dann ist alles geregelt." Der Besucher stand auf. Mein Gott, er ist groß, dachte Cross. "Ich werde mich selbst zur Tür begleiten". Er dehnte die Worte geradezu.

"Warten Sie einen Moment", sagte Cross. "Ich hätte gerne einige Beweise..."

Der Lobbyist brauchte ihm nicht in die Augen zu schauen. Er konnte sie auf sich spüren.

"Sie bekommen Ihren  Beweis.", entgegnete der Besucher. "Wenn ich mit dem Schädel dieses Scheißkerls zurückkomme."

Das waren seine letzten Worte, als er den Raum verließ. Nur noch der Gestank von Tabak deutete darauf hin, dass er gerade noch hier gewesen war.

Draußen ertönte das Geräusch eines Motors, der Patricia Cross aus dem Schlaf riss. Sie taumelte zum Fenster und sah eine schwarze Limousine, die ihr an ihrem Haus vorbeifuhr.

Sie verspürte ein sehr seltsames Gefühl, als der Fahrer durch die Dunkelheit verschwand.

Ab nach Alabama.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Chief Jill Henriksen war gerade dabei, einen Mann aus einem Baum herunterzuholen, als Agent Mulder und Scully in Pepper eintrafen. Der Mann in dem Baum war Lonnie Dodds. Er schaffte es immer wieder, seine Frau derart zu verärgern, dass sie mit dem nächstbesten Werkzeug auf ihn los ging. Dies wiederum veranlasste Lonnie, auf den Baum in ihrem Vordergarten zu klettern, der einen guten Schutz gegen die aufgebrachte Ehefrau bat, da diese unter Höhenangst litt.

Ein Nachbar der Dodds hatte Chief Henriksen angerufen  Wie gewöhnlich seufzte Henriksen dann ergebend. Das Problem war nicht, Mrs. Dodds zu beruhigen. Es war vielmehr, Mr. Dodds aus dem Baum zu bewegen.

"Ich werde hier nicht runter kommen. Nein, niemals!"

"Lonnie, das geht jetzt schon seit Monaten so. Und ich kann Ihnen nur immer

wieder sagen, dass Beatrice sicher nicht vorhat, Sie umzubringen."

"Sie haben den Ausdruck in ihren Augen nicht gesehen, Chief. Sie hat es auf

mich abgesehen."

Henriksen seufzte, "Na schön, warum ist sie so wütend auf Sie?".

"Sie schlägt mich! Und dabei habe ich nur etwas über ihre Beine gesagt."

"Was...haben Sie über ihre Beine gesagt?"

"Ich habe nur gesagt, dass sie ausschauen wie zwei Teigklumpen."

Henriksen schloss für einen Moment ihre Augen, gegen die Versuchung

ankämpfend, Lonnie mit Steinen zu bombardieren. Dann hörte sie ein Auto,

das auf der anderen Straßenseite anhielt. Sie öffnete ihre Augen wieder und

sah ein Mietauto hinter ihrem Einsatzwagen parken.

Zwei Personen stiegen aus dem Auto aus.  Einer von ihnen war ein großer Mann, dessen dunkler Anzug Anzeichen von Schweißflecken erkennen ließ. Er wurde begleitet von einer Frau, die ebenfalls in dunklem Kostüm gekleidet war. Ihr schien die Hitze nichts auszumachen. Die Frau hatte ein hübsches Gesicht und rotes Haar, das dunkler war als Henriksens eigene kastanienbraune Locken. Sie sahen beide sehr seriös aus.

Henriksen vermutete, dass sie für die Regierung arbeiteten. Sie hatten einfach dieses typische Erscheinungsbild.

"Sheriff Henriksen?", fragte der Mann.

"Das bin ich."

Der Mann zog seine Brieftasche heraus und zeigte ihr seinen Ausweis. "Fox Mulder, FBI. Das ist meine Partnerin, Dana Scully. Es gibt da eine Angelegenheit, über die wir gerne mit Ihnen sprechen möchten."

"In Ordnung. Lassen Sie uns aber erst mal dieser schrecklichen Hitze entkommen."

"Oh, Sie scheinen hier ein Problem zu haben.", Scully deutete auf den Baum.

"Kümmern Sie sich nicht um den. Der kann hier ruhig ein bisschen schmoren.

Kommen Sie?"

Die drei liefen zu dem Mietwagen hinüber- Mulder und Henriksen vorne und Scully hinter ihnen.

Mulder stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als er die angenehme Brise der Klimaanlage spürte.

"Ich weiß.", sagte Henriksen. "Aber gutes Wetter für Chili."

Huh? dachte Mulder. Warum sollte man Chili bei...

"Worum geht es denn?" fragte Henriksen.

"Wir ermitteln in einen Vorfall, der sich in einem hiesigen Hotel abgespielt hat.", berichtete Mulder. "Einer der Beteiligten war Mr. Cross."

"Hmm, ja. Ich glaube ich kann mich an ihn erinnern. Mr. Cross behauptete, er sei von etwas angegriffen worden."

"Behauptete? Glauben Sie ihm denn nicht?"

"Nun, ich denke nicht, dass er angegriffen wurde. Er hat sich das wahrscheinlich selbst angetan."

"Aber da war doch etwas in dem Badezimmer, oder nicht?"

Henriksen zögerte einen Moment. Dann sagte sie: "Ja. Etwas."

"Etwas?", echote Scully.

Henriksen drehte sich zu ihr um und blickte ihr direkt in die Augen, "Seine

Aussage wies einige Ungereimtheiten auf."

"Was glauben  Sie, wer es war?", fragte Mulder.

Die Polizeichefin wandte sich wieder Mulder zu und zuckte mit den Schultern. "Es hat sich angehört wie ein Tier. Vielleicht ein Opossum, das sich in den Abzugsgängen verirrt hat."

Henriksen musterte den durchdringenden Blick des FBI-Agenten.  "Entschuldigen Sie die Frage, aber warum interessiert sich das FBI für dafür?"

Sie hörte, wie Scully sich gequält auf dem Rücksitz wand. Mit einer trockenen, ausdruckslosen Miene antwortete ihr Mulder: "Wir untersuchen mögliche paranormale Verbindungen in diesem Fall."

"Würden Sie das für mich vielleicht kurz zusammenfassen, Agent Mulder?"

"Ich halte es für wahrscheinlich, dass Mr. Cross einen Werwolf gesehen hat."

Henriksen ließ ihre Zunge langsam über die Zähne gleiten, dann sagte sie:

"Ich denke, es liegt näher, dass sich Mr. Cross diese Geschichte einfach ausgedacht hat, weil es ihm offensichtlich peinlich  war, sich selbst bewusstlos geschlagen zu haben."

"Nun, Mr. Cross hat nicht direkt den Begriff ,Werwolf ´ benutzt. Zu diesem Schluss bin ich selbst gekommen. Er hat mir jedoch versichert, dass er von etwas ... Unmenschlichem angegriffen wurde."

"Selbst wenn es so wäre. Was würden Sie dann mit diesem Werwolf machen ?"

Bevor Mulder antworten konnte, hastete Henriksen aus dem Wagen.  "Entschuldigen Sie mich für einen Moment." Sie hatte Mrs. Dodds erblickt, die bewaffnet mit ein paar Steinbrocken vor dem Baum stand.

"Das ist eine gute Frage", bemerkte Scully. "Was würden Sie mit einem Werwolf machen?"

"Naja, was würden Sie tun? Ich nehme an, es war ein menschliches Wesen, das

in der Lage war, sich zu transmorgifieren."

"Transmorgifieren?"

"Verwandlung. Umformung. Mutation. Wie immer sie es nennen wollen. Wäre eine solche Person nicht sehr faszinierend, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen?"

"Ich muss erst noch den Punkt erreichen, die Existenz eines solchen Wesens zu akzeptieren."

"Weil die Wissenschaft es nicht akzeptiert oder weil Mr. Cross ein solcher Idiot ist?"

"Ähmm...ein bisschen von beidem wahrscheinlich."

"Also, jetzt mal abgesehen von Mr. Cross´ Persönlichkeitsproblemen, ich denke wir haben hier einen sehr mysteriösen Fall zu lösen. Eigentlich zwei."

"Und was ist der zweite?"

"Wer, um Himmels willen, würde bei diesen Wetter Chili essen?"

Chief Henriksen kam zum Wagen zurück, nachdem sie Mrs. Dodds wieder beruhigt hatte. "Soweit ich informiert bin, ist diese Ermittlung eingestellt worden. Aber ich vermute, Sie beide möchten da noch ein wenig herumschnüffeln. Rufen Sie mich einfach an, falls Sie Hilfe brauchen."

"Wir werden darauf zurückkommen", erwiderte Mulder. "Es gibt da nämlich tatsächlich etwas, mit dem Sie uns helfen könnten. Hatte Mr. Cross Kontakt mit irgendjemandem hier aus der Umgebung?"

Henriksen zögerte einen Moment. Dann sagte sie: "In einem Restaurant gab es

einen Aufruhr, in den Mr. Cross verwickelt war. Er hat sich über den Service beklagt."

"Um welches Restaurant handelt es sich?"

Nachdem Henriksen den beiden Agenten den Weg zum Chili Heaven beschrieben

hatte, sah sie ihnen mit  einem schuldbewussten Gefühl nach. Sie wollte

nicht die Person sein, die sie auf Vic Franklin hetzte. Andererseits hätten

Mulder und Scully wahrscheinlich auch ohne diesen Hinweis von dem Vorfall erfahren. Sie hätte sie genausowenig belügen wollen.

Natürlich hatte sie ihnen auch nicht die ganze Wahrheit erzählt.

"HIIIILLFEEEEE!"

Henriksen rannte zu dem Baum. Mrs. Dodds hatte eine Leiter an den Baum

gelehnt, in dem ihr Mann sich immer noch vor ihr versteckt hielt. Sie hatte

jetzt eine Schaufel in der Hand. Offenbar hatte sie ihre Höhenangst überwunden.

Henriksen seufzte, in der Hoffnung dass sie nicht noch mehr Probleme erwarteten.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Die Angst war ihnen ins Gesicht geschrieben. Die Familien in den Autos unterbrachen ihre fröhlichen Gesänge, als er mit seinem Motorrad an ihnen vorbeidonnerte. Sein Radio schmetterte.

"I see the bad moon arising...I see trouble on the way."

Die Trucks auf dem Highway verlangsamten ihre Geschwindigkeit, Streifenwagen waren nun hinter ihm her- er hatte die Geschwindigkeitsbegrenzungen überschritten.

"I see earthquakes and lightning...I see bad times today."

Eine Gruppe Hell´s Angels versuchte ihn auf ihren Motorrädern einzuschüchtern, doch ein Blick mit seinem eisigen Ausdruck in den Augen veranlasste sie dazu, die erste Ausfahrt aus dem Highway zu nehmen.

"Don´t go around tonight...Well, it´s bound to take your life."

Er fuhr weiter Richtung Süden.

"There´s bad moon on the rise..."

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

"I'm sad, but I'm happy...I'm rich but I'm broke...I'm a carefree, free-riding, drifting cowpoke..."

Der Sänger gab ein wolfenartiges Aufheulen von sich, als ob er sich

tausende von  Meilen inmitten einer Wüste befände anstelle eines

Tonstudios. Es kam Mulder und Scully aus der Stereoanlage entgegen, als sie

den Chili Heaven betraten. Unter ihnen befand sich ein symmetrisches Design

aus blauen und gelben Vierecken. Geöffnete Fenster und elektrische Ventilatoren dienten als Klimaanlage, die die erdrückende Hitze zwar kaum mildern konnten, doch keinem der Kunden schien dies etwas auszumachen.  Sie löffelten nur weiter in ihrem Chili- Chili in Schüsseln, Chili-Sandwiches, Chili auf Toast, Chili Tortillas, Chili Pizza. An den Wänden hingen Fotos von bekannten Musikern (Hank Williams, Lefty Frizzell, Sister Rose Maddox, Merle Haggard, Don Walser), von Cowboys (Roy Rogers, John Wayne, Lash LaRue) und großen Naturschauspielen (Monument Valley, Grand Canyon). In einer Glasvitrine waren außerdem alle sich nur vorstellbaren Arten von Paprikaschoten in unterschiedlicher Größe und Farbe ausgestellt.

Ein angenehmer Geruch stieg Mulder in die Nase. Er roch Tomaten und Zwiebeln, Knoblauch und Fleisch, Hühnchen und Bohnen mit Habanero -Pfeffer.

Es schuf ein warmes, sinnliches Gefühl in seiner Nase.

"Mhhmmmmmmm.", meinte er.

Bevor Scully ihm etwas entgegnen konnte, kam ihnen eine hübsche junge Frau mit gelockten dunklen Haaren entgegen. Sie trug eine pinkfarbene Bluse und einen Rock, auf dem der Name GEENA aufgestickt war. In ihrer Schürze steckten Block und Papier. "Hallo", sagte sie mit einem freundlichen Lächeln . "Bitte setzen Sie sich."

Doch das Lächeln verschwand augenblicklich, als Mulder seinen FBI Ausweis aus der Tasche zog. "Eigentlich sind wir nicht hier, um etwas zu essen." Natürlich wäre das ein wundervoller Grund, dachte er.

Nachdem er sich und Scully vorgestellt hatte, sagte Mulder: "Wir ermitteln

in einem Unfall, der im Pepper Hotel geschehen ist. Einem Mann namens Kevin

Cross wurde ein gehöriger Schreck eingejagt, ausgelöst durch etwas, das er gesehen hat.

"Oh...ja.", meinte Geena.

"Wir wissen, dass es auch hier einen kleinen Vorfall gab, in den Mr. Cross verwickelt war."

"Da war nichts.", entgegnete Geena schnell. "Überhaupt nichts."

"Was genau war es?", hakte Scully nach.

Geenas Versuch, den beiden eine Erklärung abzugeben, wurde unterbrochen, als ein großer Mann Anfang bis Mitte zwanzig erschien. Er hatte ein hübsches Gesicht, aber sein langer Körper bewegte sich nur ungeschickt auf sie zu.

Er marschierte zu ihnen herüber, mit seinem langen Haar, das er in einem

Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, und einer mit Chilisauce

verkleckerten Schürze. Mulder empfand ein merkwürdiges Verlangen, die

Chilisauce auf der Schürze abzulecken. "Gibt es hier ein Problem...",

begann er, dann stolperte er über den auf den Gang herausragenden Fuß eines

Gastes. Er strauchelte einige Meter und ruderte dazu mit den Armen. Gerade

als er Geena erreichte, konnte er sich wieder aufrichten. "Gibt es hier ein

Problem?", fragte er nochmals, als ob nichts geschehen sei.

"Es ist alles okay, Dale.", versicherte ihm Geena.

"Bist du dir da sicher?", hakte Dale mit tiefer Stimme nach und bedachte Mulder und Scully mit argwöhnischen  Blicken. Die gesamte Kundschaft des Chili Heaven starrte nun auf die Yankees.

"Sie sind FBI- Agenten", erklärte ihm Geena und presste ihre Fäuste noch fester zusammen.

"Oh.", für einen kurzen Moment blickte der junge Mann betreten auf den Fußboden. Dann hob er seinen Kopf und sah in das angespannte Gesicht der hübschen Kellnerin. Dale entschloss sich selbst um die Angelegenheit zu kümmern.  "Na schön, aber was wollen Sie dann von Geena?", fragte er herausfordernd.

"Wir haben sie gerade nach einem Mann namens Kevin Cross befragt.", antwortete ihm Scully.

Dales Kopf sank zwischen seine Schultern, als wolle er sich darin wie eine Schildkröte verkriechen. "Sie...Sie wollen etwas über Kevin Cross wissen?"

"Wir können aber auch mir Ihnen darüber sprechen.", sagte Mulder mit gelassener Stimme. "Wäre Ihnen das lieber?"

"Ähmm...."

"Dale! Geena"

Die Köpfe der gesamten Kundschaft drehten sich zu dem großen Mann, der in der Küchentür stand.

"Ihr beide werdet jetzt sofort wieder an eure Arbeit gehen!", rief er. "Ich

werde Ihnen Ihre Fragen beantworten."

Geena nickte, dann ging sie zurück zu den Tischen um weitere Bestellungen

aufzunehmen. Dale schaute ihr fürsorglich hinterher und warf den beiden FBI

Agenten einen verächtlichen Blick zu, bevor er zurück in die Küche verschwand.

Der große Mann kam auf Mulder und Scully zu, mit jedem Schritt größer erscheinend. Essen Sie uns bitte nicht auf, dachte Mulder.

Dann hielt er vor ihnen an und schenkte ihnen ein aufrichtiges Lächeln, "Ich bin Vic Franklin. Ich bin der Besitzer dieses Ladens. Wollen Sie sich vielleicht erst mal setzen?". Er deutete auf einen leeren Tisch. Scully bedankte sich bei ihm und sie setzten sich alle drei an den Tisch.

"Also, was kann ich für Sie tun?"

Nachdem ihm Mulder erklärt hatte, wer und warum sie hier waren, meinte Vic:

"Oh, das. Ja, da gab es einen kleinen Vorfall. Mr. Cross hat sich offensichtlich an seinem Chili verbrannt und verlor darauf die Beherrschung. Nichts wirklich Tragisches..."

"Inwiefern verlor er die Beherrschung?", lenkte Scully ein.

Vic funkelte die junge Frau an, die am Tisch gegenüber Bestellungen aufnahm. "Er brüllte Geena an."

"Ich schätze, Dale war davon nicht sehr begeistert.", bemerkte Mulder.

"Worauf spielen Sie an, Agent Mulder?"

Scully entschloss sich in das Gespräch einzumischen. "Mr. Franklin, es ist doch offensichtlich, dass sich Dale zu Geena hingezogen fühlt."

"Nun, wenn man jeden Tag mit einer so hübschen Frau wie Geena zusammenarbeitet, muss man sich ja schließlich zwangsläufig zu ihr hingezogen fühlen." Vic zog eine Augenbraue hoch. "Denken Sie nicht auch, Agent Mulder?"

Mulder, dem die Situation ganz offensichtlich unangenehm zu sein schien,

sah sich ausweichend in dem Restaurant um. Scully räusperte sich und sagte

dann: "Die Frage ist doch- würde er sich genug zu ihr hingezogen fühlen, um

sich bei Cross mit einem kleinen Streich für sie zu rächen?"

Vic stütze seine kräftigen Arme auf den Tisch. "Dale arbeitet nicht nur einfach für mich. Er ist mein Sohn. Mein Adoptivsohn. Ich kann Ihnen versichern, mein Sohn hat ein gutes Herz und er würde so etwas nie tun."

"Das ist keine Antwort auf meine Frage, Mr. Franklin.", sagte Scully mit diplomatischer Stimme.

Während er nach einer besseren Antwort suchte, bemerkte Vic, dass Mulder

offensichtlich Gefallen an den verführerischen Gerüchen gefunden hatte, und

fragte: "Agent Mulder, gefällt es Ihnen hier?"

"Uhhm, ja um ehrlich zu sein. Ja."

Vic lächelte amüsiert und stand auf. "Lassen Sie mich eine Schüssel Chili für Sie holen", grinste er. "Natürlich auf Kosten des Hauses.", und der Koch war weg, bevor Mulder etwas entgegnen konnte. (Was er natürlich auch nicht wollte.)

"Vielen Dank auch, Mulder", murmelte Scully.

"Ach kommen Sie schon. Ich werde mich von einer Schüssel Chili schon nicht beeinflussen lassen."

"Also denken Sie auch, dass man uns hier etwas vorenthält?"

"Das habe ich nicht gesagt."

"Mulder, Dale Franklin steht "Der Hauptverdächtige" quasi auf die Stirn geschrieben!"

"Der Hauptverdächtige für was?"

Scully öffnete ihren Mund, doch dann schloss sie ihn wieder. Sie wollte erneut ansetzen, resignierte aber schließlich.

Vic kam wieder mit einer Schüssel Chili. Sogar aus dieser Entfernung konnte

man erkennen, dass das Chili heiß war. Dampf stieg aus der Schüssel hervor wie weiße Rauchschwaden bei einem Waldbrand. "Bitte schön, Agent Mulder", sagte der Koch und servierte ihm den Teller.

Scully und Mulder blickten in die Schüssel hinein.

"Möchten Sie es nur anschauen, oder wollen Sie auch etwas davon essen?", fragte Vic.

Mulder nahm einen Löffel in die Hand. Er schaute sich kurz um und bemerkte,

dass ihn die meisten Gäste in dem Restaurant interessiert beobachteten. Er nahm noch einen Atemzug, dann setzte er seinen Löffel in die Suppe und füllte ihn mit Fleisch, Bohnen und Zwiebeln. Mulder hob den Löffel an und gewährte ihm in Höhe seines Mundes Eintritt.

Mulder war für einen Moment ganz still.

Dann riss er seine Augen auf, schürzte die Lippen und versuchte kühlende Luft einzusaugen. Seine Zähne bewegten sich wie nackte Füße auf heißer Kohle. Scully sah, wie sich Schweißperlen an seinem Haaransatz bildeten.  Sie zog schon ihr Handy heraus, um einen Notruf zu betätigen, als Mulder den Chili hinunterschluckte, mit der Faust auf den Tisch schlug und rief:

"Verdammt, das schmeckt gut!"

Vic nickte zufrieden. Die übrigen Kunden glucksten und wandten sich wieder ihren eigenen Mahlzeiten zu. Scully verdrehte die Augen.

"Sieht so aus, als wären Sie ein Mann, der heißes Essen zu schätzen weiß.",

beobachtete Vic.

"Das kommt wohl davon, dass ich drei Jahre in England verbrachte habe. Das

einzige, was bei denen heiß ist, ist das Bier." Mulder füllte seinen Löffel

erneut mit dem Chili und schob ihn seiner Partnerin vor den Mund. "Scully, das müssen Sie versuchen!"

"Mulder, halten Sie das ja fern von mir!"

Er wandte sich wieder Vic zu und meinte achselzuckend: "Meine Partnerin ist

auf dem Gesundheitstrip. Da würde ich noch eher Pappe mit Salz bestreuen

und sie dann verschlingen, als das Zeug, auf dem sie herumkaut, auch nur zu

probieren.

Bevor Scully sich verteidigen konnte, sagte Vic: "Nun, in Pepper werden Sie

wohl nichts dergleichen finden. Aber ich bin nicht der einzige, der hier Chili kochen kann. Wir haben ein großartiges Chilifestival."

"Ein Chili- Festival?" Mulder schaute wie ein Kind, dem gerade eine Reise ins Disneyland versprochen worden war.

"Mhhmm. Aber ich nehme an, dann werden Sie Ihre Arbeit hier erledigt haben."

"Oh, da wäre ich mir nicht so sicher. Manchmal können sich diese Ermittlungen ewig hinziehen.", Mulder drehte sich Scully mit einem Grinsen zu. "Stimmt´s Partner?"

Scully empfand den plötzlichen Drang, Mulders Gesicht in den Chili zu tauchen.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

"Magst  du  Icees?"

"W-Was?"

"Ich sagte- Magst du  Icees, Junge?"

Der siebzehnjährige Kassierer zitterte. "Uh...ja...ja...ich denke schon.", antwortete er. Entsetzen hatte ihn gepackt wie so ziemlich jeden in dem Supermarkt, als dieser Mann eingetreten war. Die Kunden blieben wie angefroren auf der Stelle stehen, Bierdosen und Sodaflaschen in den Händen.

Sie beteten, der große Mann in dem langen, dreckigen Mantel würde ihnen keine Beachtung schenken.

"Ich mag sie sehr.",  sagte er und versuchte seine Stimme so freundlich wie

möglich klingen zu lassen. "Ich mag ihren Geschmack, so kalt und süß. Zur Hölle, für mich ist es sogar ein Genuß, sie nur anzuschauen. Es gibt doch nichts besseres, als diesen farbigen Brei gegen die Plastikwände zu drücken."

Der Mann lief auf eines der Regale zu. Die Schritte seiner Lederstiefel

hallten durch die Verkaufshalle, außer ihnen kein einziges Geräusch. Mit

dem bisschen Verstand, der ihm geblieben war, bemerkte der Junge die

silbrige Schnalle auf dem Gürtel des Mannes, auf dem die Initialen "BORN TO

HUNT" eingraviert waren. Er sah auch den Satz langer Zähne, die daran angebracht waren. Es waren unglaublich viele. Sie sahen aus, als wären sie die Reißzähne von irgendwelchen Tieren. Doch der Junge hatte keine Vorstellung von welchem Tier sie hätten sein können.

Der Mann  kam wieder auf die Kasse zu und hielt vor dem Kassierer an. Er starrte ihn an.

Er hob eine Hand hervor und ließ einige Münzen auf den Kassentisch fallen.

Der Mann nickte, dann verließ er das Geschäft, an seinem Icee schlürfend.  Die Leute atmeten erleichtert auf, als sie hörten, wie der Motor seiner Maschine ansprang.

Weiter auf seinem Weg in den Süden.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

ACT TWO

Vic Franklin war gerade dabei, einen Topf seines Spezial-Chilis für das Chili-Festival zuzubereiten, als Chief Henriksen in dem Restaurant eintraf.

Sie fand Vic in der Küche vor.

"Guten Abend, Jill.", sagte er.

"Hallo, Vic. Ist Dale hier?"

"Nein. Er  ist mit Geena ins Kino gegangen."

"Ah, er hatte also endlich den Mut, sie zu fragen. Wurde auch Zeit. Er hat das nun schon aufgeschoben, seit Geena hier in Pepper ist."

Vic gab eine Handvoll gehackter Paprikaschoten in den vor sich hin köchelnden Topf. "Was willst du denn von ihm?"

Jill blickte ihn schief von der Seite an und setzte sich auf einen Stuhl.  "Ich habe kein gutes Gefühl dabei, unser kleines Geheimnis vor dem FBI zu verstecken."

"Das musst du auch gar nicht. Aber wir haben uns vor langer Zeit einmal darauf geeinigt, dass es das beste für Dale ist, wenn wir niemandem davon verraten."

"Und wenn das FBI die Wahrheit herausfindet?"

"Mach dir darüber keine Sorgen. Agent Mulder ist offenbar mehr an dem

Chili- Festival interessiert als an unserem kleinen Geheimnis. Der Mann ist

jetzt schon zwei Tage in Pepper und ich kann dir versichern, dass er bald nicht mehr wissen wird, weshalb er überhaupt hier ist."

"Wegen Mulder mache ich mir keine Sorgen. Es geht um Scully. Sie hat gewisse Fragen gestellt....Sie wird sich kaum dazu bewegen lassen, an...diese Dinge zu glauben. Aber sie weiß, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht."

"Hmmmm", meinte Vic, als er eine Zwiebel in papierdünne Streifen schnitt.

"Es würde uns wirklich helfen, wenn sich Dale ein wenig zurückhielte."

"Das weiß er doch. Er weiß es, weil du und ich uns davon überzeugt haben, dass er es weiß."

"Ja, aber morgen Nacht werden wir Vollmond haben. Die anderen Nächte kann er darüber entscheiden, ob er sich verwandeln möchte oder nicht. Bei Vollmond passiert es einfach..."

"Ich werde mich darum kümmern, dass er unter verschlossener Tür bleibt."

Jill beobachtete, wie Vics geübte Hand die Zwiebelscheiben in den Chili gleiten ließ. "Okay", sagte sie. "Ich weiß, auf dich ist Verlass, Vic." Sie stand auf. "Und jetzt werde ich dich nicht weiter vom Kochen abhalten."

"Du willst schon gehen?", aus Vics Stimme war eine gewisse Enttäuschung herauszuhören. "Ich bin eigentlich schon fertig. Möchtest du mal probieren?"

Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht von Chief Henriksen. "Ja, ich würde gerne probieren."

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Kinofilme liefen in Pepper meist erst fünf, sechs Monate nach ihrer ersten Veröffentlichung an. Oder wie in dem Fall  von "Tank" fünzehn Jahre.

Auf der Leinwand stürzte sich James Cromwell auf die Vordertür der Polizeistation zu, murrend und fluchend angesichts der Polizeisirenen, die er draußen hören konnte. Seine Wut verwandelte sich in Bestürzung, als er die Tür öffnete und in den Lauf eines Panzers blickte. James Garner, der oben auf dem Panzer saß, lächelte auf Cromwell hinab und sagte: "Ich glaube, diesesmal habe ich dich..."

Die Zuschauer, einschließlich Geena, lachten. Sie bemerkte jedoch, dass Dale ganz und gar nicht danach zumute war. Er saß nur in seinem Sitz, finster dreinschauend. Sie lehnte sich zu ihm herüber und flüsterte: "Geht es dir gut?"

"Ich bin okay", gab er zurück. "Ich mag nur den Film nicht besonders."

"Was stimmt denn nicht mit ihm?"

"Komm schon, Geena. Es ist doch nur wieder einer von diesen

Hollywoodfilmen, in denen der Süden so dargestellt wird, als gäbe es dort nichts außer diesen schlimmen Rednecks..."

"Das denke ich nicht. Ich glaube eher, Garson ist ein Südstaatler."

"Meinst du?"

"Wer sonst sollte einen Polizei-Deputy mit einem Panzer bedrohen wollen?"

Dale schenkte Geena ein gequältes Lächeln. Sie nahm eine Handvoll Chili-Popkorn aus ihrer Schachtel und kaute darauf herum, während sie Dale nachdenklich anstarrte. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Leinwand, um so ihren Blicken auszuweichen.

"Ohh. Dale?"

"Ja?"

"Ich weiß, ich lebe erst seit ein paar Monaten hier in Pepper und...jede Stadt hat ihre Geheimnisse, die die Bürger nicht unbedingt mit Neulingen wie mir teilen möchten- aber..."

"Was ist?"

Dale zeigte für einen Moment keine Reaktion. Dann nickte er, den Blick immer noch auf den Bildschirm gerichtet.

"Du hättest das nicht tun müssen."

"Ich wollte es aber tun.", sagte er, nachdem er sich geräuspert hatte.

Dale drehte sich Geena zu. Dabei berührte sein Ellbogen versehentlich die

Popkornschachtel auf ihren Knien. Rotes Popkornpulver lag nun überall auf

dem Fußboden des Kinos verstreut. "Oh, tut mir Leid. Das tut mir wirklich

Leid...", stöhnte Dale und die übrigen Menschen in dem Raum drehten sich zu

ihnen um.

"Ist schon okay", versicherte ihm Geena, die versuchte das Chili-Pulver von

ihrer Hose zu bürsten.  "Kein Problem."

"Nein, es ist...", Dale presste seine Fäuste zusammen und schaute auf den Boden. "Ich muss immer alles vermasseln. Ich muss wirklich immer..."

Geena legte eine Hand auf Dales Schulter. "Es ist doch alles in Ordnung.

Alles ist in Ordnung."

Dale schaute auf die Hand auf seiner Schulter. Er wollte sie schon berühren, zögerte aber dann schließlich. "Mach dir darüber keine Sorgen.  Entspann dich einfach und schau mit mir den Film, ja?"

Er nickte und drehte seinen Kopf zu der Leinwand zurück.

Nach einer Weile räusperte sich Geena und sagte: "Uhh, Dale?"

"Ja?"

"Was genau hast du mit Mr. Cross gemacht?"

"Ach...nichts besonderes. Ich habe nur eine Halloween-Maske aufgesetzt und ihn erschreckt. Boooo!"

"Ach so". Sie ließ es dabei beruhen.

Auf der Leinwand fuhr James Garner mit seinem Panzer durch das Gefängnis.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Scully saß in ihrem kleinen Hotelzimmer und ging ihre Notizen zu dem nochmals Fall durch, während aus dem Raum neben ihr Pistolenschüsse drangen.

"Bang! Bang! Boom!"

Mulder sah sich einen Westernfilm an. Er schrie mitgerissen auf den Bildschirm ein.

"Bang! Bang!"

Scully seufzte auf. Mulder war, seit sie in Pepper angekommen waren, wie ausgewechselt.  Die letzten Tage hatte er ständig dieses gewürzte Fleisch gekostet und mit den Einheimischen verkehrt.

Er hatte sich an Gesprächen beteiligt oder sich mit den alten Leuten unter deren Vorbau gesetzt, hatte mit ihnen übers Fischen geredet, wie man guten Chili zubereitete und sich mit ihnen über diverse Stadtgeschichten unterhalten. Irgendwie gefiel er ihr so. Sie hatte Mulder noch nie so entspannt und so...liebenswürdig gesehen.

Andererseits waren er und Scully hier, um in einem Fall zu ermitteln. "Ich arbeite daran, Scully.", hatte er ihr versichert. "Ich werde mich nach den alten Stadtlegenden erkundigen und herausfinden, ob es da irgendein Anzeichen für einen Werwolf gibt."

"Haben Sie denn schon eines gefunden?"

"Noch nicht. Aber hey, haben Sie schon Mrs. Towers Chili probiert? Sie macht diesen großartigen Chili mit Käse..."

Nun, einer von ihnen musste ja schließlich die Arbeit machen. Scully hatte

noch bis morgen einen Bericht über diverse Haarproben zu verfassen, die sie

in Cross´ Hotelzimmer genommen und ans FBI Labor geschickt hatte.  Vielleicht würden sie einige Informationen herausfinden, die Mulder wieder auf den Boden zurückholen konnten.

"Hände hoch, du Hurensohn!"

Scully schloss ihre Augen und seufzte.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Nachts fuhr er allein über die Highways. Nachts scheuchte das Donnern seines Motorrades die Vögel von den Bäumen. Nachts gleitete der grelle Scheinwerfer seiner Maschine durch die Dunkelheit wie ein weißer Hai durch die Unendlichkeit des Wasser. Nachts wehte ihm der kühle Wind über die heiße Stirn. Nachts klapperten die langen Zähne gegen den silbernen Gürtel.

Nachts passierte er die Grenze zu Alabama.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

"Natürlich kann ich mich daran erinnern, wie es war, als sich noch keine Straße zwischen der "Main Street" und dem "Edison Lake" befand."

"Wirklich?"

"Ja, Sir. Damals waren wir es noch gewohnt, lange lange zu gehen. Jetzt, wo

die Straße da ist... Ich sage Ihnen, es geht nichts über eine Runde im Edison Lake an Tagen wie diesen."

"Besonders dann, wenn man schon ein paar  Schüsseln Chili verdrückt hat."

"Oh ja, Mann. Ich weiß noch, wie ich so ein verdammter Idiot gewesen bin und einen ganzen Habanero Chili auf einmal gegessen hab."

"Ist doch mal eine nette Erfahrung, finden Sie nicht?"

"Nuuuun, jedenfalls habe ich dabei jeden Quadratzentimeter meines Magens kennengelernt, das kann ich Ihnen erzählen."

Mulder und die drei alten Männer lachten. Es wurde unterbrochen von einer Stimme hinter ihnen, die Mulders Namen rief. Er drehte sich um und sah Scully, die ihn- mit den Händen in die Hüften gestützt- anfunkelte. Sie hatte ihn hier unten bei dem Laden aufgestöbert, als er mit den alten Herren geplaudert hatte (natürlich bei einer Schüssel Chili).

"Oh, entschuldigen Sie mich einen Moment.", sagte Mulder und lief zu Scully

hinauf, die in der warmen Morgensonne stand.

"Ich dachte, dass ich Sie hier finden würde.", meinte sie mit einem tiefen Klang in ihrer Stimme.

"Tut mir Leid. Ich hätte..."

"Sie sind gegangen, ohne mir eine Nachricht zu hinterlassen. Ich bin aufgewacht und habe Sie nirgends finden können."

"Tut mir wirklich Leid. Ich bin rechtzeitig aufgestanden um zu frühstücken.

Scully blickte auf die Schüssel in Mulders Händen. "Soll das etwa Ihr Frühstück sein?"

"Nein, ich hatte ein paar gebratene Eier im Hotel."

Scully starrte ihn an.

"Eigentlich waren es ja Eier mit Chili."

"Mulder, wollen Sie es unbedingt riskieren, dass Ihnen der Magen ausgepumpt

wird, ehe wir diesen Fall hier abgeschlossen haben?"

"Naja, das wäre es zumindest wert...", meinte Mulder mit einem Grinsen im Gesicht und tauchte seinen Plastiklöffel erneut in den Teller.

"Wirklich?"

"Ja, wirklich."

"Haben Sie Interesse?", fragte Scully und spürte plötzlich eine Hitzewallung in sich aufsteigen, die nicht das geringste mit der glühenden Sonne zu tun hatte.

"Ja, natürlich.", Mulder steckte den Löffel in den Mund und kaute darauf herum, während er Scully neugierig anblickte.

"Also, zuerst dachten die im Labor, die Haare seinen die eines Menschen.  Dann identifizierten sie sie als die eines Tieres. Jetzt sind sie sich nicht mehr sicher."

Mulder schluckte und meinte nur:  "Hmmm.". Er nahm einen weiteren Löffel

des Chili. Nachdem sie keine weiteren Reaktionen von Mulder erhielt,

presste Scully ihre Fäuste noch fester zusammen und sagte: "Wollen Sie dazu

denn gar nichts sagen?"

"Der Laborbefund ist nicht schlüssig, Scully. Es ist schwierig, da etwas hinzuzufügen."

"Ich habe keine Ahnung, Mulder, was für Ihren kleinen Persönlichkeitswandel

verantwortlich ist. Vielleicht ist es die Hitze oder der viele Chili. Aber der Mulder, mit dem ich vertraut bin, würde jetzt aufspringen und sagen:

Wir haben es hier mit einem Werwolf zu tun!"

"Naja", entgegnete Mulder und spielte mit dem Löffel in seiner Hand,  "die Scully, die ich kenne, würde den Mulder, den Sie kennen, für solche Anmaßungen auf der Basis eines unschlüssigen Laborbefundes zurechtweisen."

"Schon möglich. Aber sowohl der Mulder, den ich kenne, als auch die Scully,

die Sie kennen, haben über die Fortschritte dieser Ermittlung einen Bericht

an Assistent Director Skinner abzuliefern. Und dem Skinner, den wir beide kennen, wird der Gedanke, dass seine beiden Agenten in hiesigen Läden herumhängen und sich mit den örtlichen Gepflogenheiten vertraut machen, während sie sich die Mägen mit Chili Pepper vollschlagen, überhaupt nicht gefallen.

"O.k., also was würde der Mulder, den Sie kennen, an dieser Stelle tun?".

Mulder beendete sein Spiel mit dem Löffel.

"Naja...in Anbetracht der Tatsache, dass wir heute Nacht Vollmond haben, würde er wahrscheinlich vorschlagen, das Haus von Vic und Dale Franklin zu überwachen."

"Hmmm. Ich bin mir da nicht ganz sicher. Der Mulder, den ich kenne, würde sich in Acht nehmen, der Scully, die er kennt, etwas derartiges vorzuschlagen, weil das zu verstehen geben würde, dass er denkt, Dale Franklin sei ein Werwolf. Und die Scully, die ich kenne, ist von solchen Ideen gar nicht begeistert."

"Vorstellbar. Aber die Scully, die er kennt, ist nicht vollkommen verschlossen bezüglich solch extremer Möglichkeiten, was er nach all den Jahren mit ihm eigentlich wissen sollte. Außerdem verdächtigt sie Dale Franklin in dieser Angelegenheit und würde gerne herausfinden, warum.

"Hmmm...vielleicht kennen wir diese zwei Leute doch nicht so gut, wie wir geglaubt haben."

Scully gab ihm seinen Teller wieder zurück. "Und jetzt essen Sie Ihr verdammtes Chili."

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Als er das Schild mit der Aufschrift  "PEPPER, ALABAMA – CHILI CENTER OF

THE WORLD" sah, fuhr er zur Seite. Die Stille, die nun herrschte, nachdem

er den Motor seiner Maschine abgestellt hatte, war beinahe genauso

unheimlich wie dessen gewaltiges Donnern und Brummen. Er starrte auf das

Schild, dann hinauf in den Himmel. Die Position der Sonne sagte ihm, dass

es jetzt kurz nach neun sein müsste. Er ließ seinen Kopf sinken und saß für

einen Moment gedankenverloren auf dem Motorrad.

Dann schob er die Maschine von der Straße weg in den Schatten eines Baumes.

Er setzte sich am Stamm des Baumes nieder, zog seine Mundharmonika heraus, schloss seine Augen und begann zu spielen. Er blies eine Melodie, die er einmal von einem blinden Mann in New Orleans gehört hatte.

Er wartete darauf, dass der Vollmond erscheinen würde.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

ACT THREE

"Glaubst du, dass du die Handschellen brauchen wirst, Dale?"

Dale Franklin saß auf seinem  Bett, die Knie gegen die Stirn gepresst und wog sich langsam vor und zurück.

"Also...?"

"Ich...ich denke nicht."

Vic Franklin schaute seinen Adoptivsohn für einen Moment an, dann sagte er,

"Okay, Dale. Wenn du meinst. Aber die Tür werde ich zuschließen."

Dale nickte.

"Brauchst du noch etwas, bevor ich hier abschließe? Vielleicht noch etwas zu essen?"

"Nein, ich bin schon o.k."

"Nun...ich schätze, alles, was ich dir jetzt noch sagen kann..."

"Dad, bist du enttäuscht von mir?"

Dale nannte Vic nur sehr selten "Dad", was dem älteren Mann zu verstehen gab, dass er solche Momente äußerst ernst zu nehmen hatte.

"Sohn, ich wünschte du hättest Cross damals nicht diesen Streich gespielt.

Es hat einige Dinge für uns etwas schwieriger und komplizierter gemacht."

"Es tut mir Leid."

Vic lächelte. Er ging zu seinem Sohn herüber und streichelte ihm über den

Kopf, auf dem das Haar mit jeder Minute länger wurde. "Du bist ein tapferer

junger Mann."

Dales linker Fuß schlug auf die Matratze, als Vic ihm durch seine Mähne strich. "Danke, Dad.", sagte er.

"Also dann...gute Nacht, Sohn."

Mit diesen Worten verließ Vic den Raum und verschloss die Tür hinter sich.  Dale schaute sich in dem Zimmer um. Es gab keine Fenster, aber er konnte dennoch spüren, wie sich die Sonne dem Horizont näherte.

Er zog das Kopfkissen an sich heran und fuhr mit einer Hand unter den Bezug,  zog einen Schlüssel hervor.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Scully hatte Mulder verboten, während ihrer Observierung des

Franklin-Hauses Chili zu essen. Doch momentan  dachte sie, die Kaugeräusche

ihres Partners wären eine willkommene Ablenkung gegen das nun herrschende Schweigen gewesen.

Schließlich brach Mulder das Schweigen. "Sind Sie enttäuscht von mir?"

Scully dachte über die Frage nach, dann sagte sie: "Ich bin...ein bisschen...überrascht. Das habe ich wirklich nicht von Ihnen erwartet."

Mulder lächelte ein wenig. "Tut mir Leid."

"Naja... so schlimm ist es ja gar nicht. Es ist auch schön, Sie einmal entspannt zu sehen."

"Das war ich, oder?", Mulder schaute auf die Straße hinaus. "Ich weiß auch nicht warum. Ich bin einfach nur in den Rhythmus dieser Stadt gekommen.  Vielleicht brauche ich einen Ort wie diesen in meinem Leben. Wenn ich mich mal zur Ruhe setze...dann wäre das genau das richtige."

"Und zur Krönung des ganzen lebt vielleicht sogar auch noch ein Werwolf darin."

"Oh...also *glauben* Sie tatsächlich..."

"Ich versuche nur, Sie wieder etwas zu motivieren, Mulder."

"Hmm, naja, ich glaube nicht, dass es hier einen Werwolf gibt."

"Und warum das?"

"Wenn es hier tatsächlich einen gäbe, dann würden das die Leute auch

mitbekommen. Ich habe mit vielen von ihnen gesprochen und  keiner hat etwas

derartiges gesehen. Sie haben mir von fünffüßigen Schweinen und Gerüchten, denenzufolge Mrs. Charleston Vodoo-Zauber praktiziere, erzählt. Aber keine Anzeichen für einen Werwolf. Naja, sofern hier keine Verschwörung des Schweigens stattfindet, würde ich sagen, dass es hier keinen Werwolf gibt."

"Mulder, sehen  Sie!"

Das tat er. Und er sah einen Mann, der aus dem zweiten Stock des Hauses durch die Regenrinne nach unten kletterte. Sogar aus dieser Entfernung und der Dunkelheit konnten sie die lange Haare, die seinen Körper bedeckten, die hervorstehenden Schultern und den Schwanz, der aus seinen Shorts baumelte, ausmachen.

Mulder fand als erster die Sprache wieder. "Ist...ist das nicht Dale?"

Etwa vier Meter über dem Boden rutschte die Kreatur aus und fiel in die Böschung.

"Ich denke, das ist er."

Dale kam aus den Büschen hervor. Er schaute sich kurz um und lief in die entgegengesetzte Richtung.

"Mulder, wir sollten vielleicht...", setzte Scully an, doch Mulder hatte

bereits den Zündschlüssel umgedreht

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Nachdem er das Motorrad abgedeckt und seine Ausrüstung ausgepackt hatte,

steuerte Silver die Stadt zu Fuß an. Für einen Mann seiner Größe bewegte er

sich erstaunlich schnell- und dazu noch erstaunlich leise.

Das spärlich besiedelte Lanschaftsbild von Pepper hätte ganausogut auch ein

Dschungel sein können. Jegliche Art von Gegenständen, die ihm ins Auge fielen, hätte er als Tarnung benutzen können. Bäume und dunkle Gassen und geparkte Trucks. Er sah einfach alles, ohne dabei selbst gesehen zu werden.

Er wartete auf ein Zeichen. Auf eine Spur, die sein Opfer hinterlassen hatte.

Das letzte, was er jedoch erwartet hatte, war zu sehen, wie es die Straße entlang gerannt kam und über Mülltonnen und Briefkästen stolperte. Genauso wenig hatte er mit dem Auto, das hinter der Kreatur her war,  gerechnet.  Sein Opfer bewegte sich mit beträchtlicher Geschwindigkeit, aber seine Tolpatschigkeit verschaffte dem Wagen einen Vorteil. Früher oder später würde ihn das Auto eingeholt haben.

Nun, dachte Silver, ich werde es wohl mit allen aufnehmen müssen.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Mr. und Mrs. McDonald saßen auf der Veranda ihres Hauses, wie sie es in warmen Nächten wie diesen immer taten.

"Heiße Nacht heute.", bemerkte Mr. McDonald.

"Yep.", erwiderte seine Frau.

"Eine gute Nacht für Chili."

"Uhh-uhh."

"Hey, schau mal dort! Das ist doch Dale Franklin. Er muss aus dem Haus ausgebrochen sein."

"Wenn es draußen Vollmond ist, können sie ihn nie..."

"Ja, da hast du Recht."

"Wer fährt denn in dem Wagen, der ihn verfolgt?"

"Uhh...ich glaube das ist Agent Mulder. Und Agent Scully ist bei ihm."

"Oh, sie sind so ein hübsches Paar."

"Yep...aber ..."

"Was war das?"

"Wo?"

"Ich dachte, ich hätte noch jemanden anderen vorbeilaufen sehen."

"Ich habe nichts gesehen. Wahrscheinlich spielen dir deine Augen nur mal wieder einen Streich, mein Honiglämmchen."

"Könnte sein. Könnte sein."

Dann herrschte für einen Moment Stille.

"Es ist verdammt heiß heute Nacht."

"Yep."

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Die haarige Kreatur hatte die Jagd aufgenommen. Doch seine ständig

strauchelnden Beine konnten ihn nicht ewig von dem Auto fernhalten, das ihm

dicht folgte. Deshalb verließ er die Straße und steuerte den Chili Heaven an. Er machte so eine abrupte Wende, dass Mulder mit quietschenden Bremsen zum Stehen kam.

Mulder sprang aus dem Auto und rannte auf die Vordertür zu. Scully, die

verzweifelt versuchte, mit ihm Schritt zu halten, hinterher. Tiefe Schatten

hinderten sie daran, ins Innere des Restaurants zu sehen.

Ich weiß, dass du da drin bist, Dale!", schrie Mulder, als er versuchte die

Tür aufzubrechen.  "Kommen Sie raus!"

"Mulder..."

"Öffnen Sie diese verdammte Tür!"

"Mulder, würden Sie sich wieder beruhigen?"

"Nicht, ehe diese Türe nicht geöffnet wird."

"Warten Sie einen Moment. Wir wissen nicht einmal, was uns da drinnen erwartet."

"Ich weiß es.", sagte eine Stimme.

Sie wirbelten herum und sahen ihn am anderen Ende des Parkplatzes stehen –groß und mit einem kalten Ausdruck in den Augen. Sie konnten auch das silberne Aufblitzen von Waffen in seiner Jacke erkennen.

"Ich werde es von hier weg bringen.", meinte der große Mann zu den beiden Agenten. Seine Schritte erinnerten an das unaufhaltbare Rollen eines Panzers, als er über den Parkplatz auf sie zulief. Es wäre keine gute Idee gewesen, ihm in die Quere zu kommen.

Das dachte auch Mulder.

"Ohh...Sir", sagte er und schickte sich an, den Mann abzufangen. "Ich weiß

nicht, wer Sie sind, aber meine Partnerin und ich wären Ihnen dankbar, wenn

Sie ..."

Mulder fühlte, wie seine Füße den Boden verließen, als der Große ihn am

Shirt packte und ihn in hohem Bogen durch die Luft warf. Er landete unsanft

auf dem Mietwagen.

Scully, die das ganze beobachtet hatte, zog reflexartig ihre Waffe aus dem Holster und richtete sie auf Silver. "Fre-", setzte sie an.

Doch bevor sie zu Ende sprechen konnte,  zielte eine der Waffen des Mannes auf sie.  Sie schaute in den Lauf einer blitzenden Colt 45.

"Ich möchte weder mit Ihnen noch Ihrem Freund hier aneinandergeraten.  Halten Sie sich hier einfach heraus und lassen Sie mich meinen Job erledigen. Aber wenn Sie sich dennoch einmischen sollten, wird das Konsequenzen für Sie haben..."

Scully erkannte, dass sie nur wenige Sekunden hatte, um eine Entscheidung zu treffen. Sie konnte schlecht zur Seite treten und den Mann auf Dale loslassen.

Es nicht zu tun, wäre dagegen ein tödliches Risiko.

Mulder konnte seine eigene Waffe ziehen, doch die Schnelligkeit des Großen

war unmenschlich. Es war möglich, dass er sein zweites Revolver hervorholte

und sie auf Mulder richtete, ehe dieser abdrücken konnte.

Sie hatten die Wahl. Sich herauszuhalten wäre falsch. Sich nicht herauszuhalten könnte...*würde* tödlich sein.

Wir könnten hier etwas Hilfe gebrauchen, dachte Scully.

Dann hörte sie das Aufheulen einer Sirene.

Auch der große Mann hörte sie. Seine Augen bewegten sich nur wenige Zentimeter zur Seite, doch es reichte aus, um den Streifenwagen zu erkennen, der sich ihnen näherte.

Die kalten Augen des Mannes wandten sich wieder Scully zu. Er hatte noch

immer seine Waffe auf sie gerichtet. Die Waffen, die auf ihn zielten, sah

er eher als eine Herausforderung, der er sich stellen würde. Dennoch war er

unsicher, was ihn in den nächsten Minuten erwarten würde- und das gefiel ihm ganz und gar nicht.

Dann hielt der Streifenwagen in der Nähe des Restaurants. Chief Henriksen und ein junger Hilfssheriff stiegen mit erhobenen Pistolen aus. "Hände hoch!", befahl Henriksen. "Na los!".

Drei volle Sekunden vergingen und  das einzige, was sich in diesem Moment bewegte, war das Blaulicht des Streifenwagens.

"Das ist meine Nacht!", schrie er.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Alles war still, als Vic Franklin den Schauplatz erreichte. Mulder funkelte

verärgert den Chief an, doch Henriksen ließ sich davon nicht das geringste beeindrucken. Scully bemerkte diesen stillen Schlagabtausch und überlegte sich schon, ob es notwendig wäre, den Schiedsrichter zu spielen.

Schweigend und mit verbundenen Handgelenken saß der große Mann auf dem Rücksitz des Streifenwagens. Er schaute nicht verärgert oder wütend drein.  Er hatte die Haltung eines Mann angenommen, der auf einen Bus wartete.

"Wo ist er?", fragte Vic, als er aus seinem Pick-up ausstieg. Henriksen deutete mit dem Kinn auf das Restaurant. Ohne jemand anders anzuschauen, schrat Vic zur Voderdertür des Chili Heaven und hämmerte dagegen. "Dale, ich bin es!", schrie er. "Entweder du bist ein Mann und kommst da jetzt raus, oder ich komme selbst."

Nichts rührte sich.

"Ich warte auf eine Antwort, Junge."

Für einen Moment herrschte immer noch Stille.

Dann wurde die Tür aufgeschlossen und die Kreatur kam mit zusammengezogenen

Schultern herausgetrottet. Sein Körper war nun überall mit Haaren bedeckt, seine Zähne noch länger und die Augen schimmerten golden gelb;  es war unverkennbar Dale Franklin. Er gab ein wimmerndes Geräusch von sich, wie ein Hund, der um einen Knochen bettelte.

"Damit brauchst du erst gar nicht anzufangen.", sagte Vic. "Du hast jetzt bedeutend mehr Probleme mit mir, als du es noch vor ein paar Stunden hattest. Geh in den Truck und warte dort auf mich."

Mit eingezogenem Schwanz setzte sich der Junge in den Truck seines Vater.

Scully wandte sich Mulder zu und sagte: "Naja, wäre der Satz "Das habe ich Ihnen doch gleich gesagt" hier angebracht?"

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

ACT FOUR

Am nächsten Morgen betrat Mulder schlecht gelaunt den Chili Heaven. Der finstere Blick des FBI- Agenten zog die Aufmerksamkeit aller Leute in dem Restaurant auf sich.

"In Ordnung", sagte er. "Keine Ausreden mehr. Ich werde euch jetzt ein paar

Fragen stellen und möchte darauf eine Antwort...*sofort*!"

Vic Franklin kam aus der Küche hervor. "Agent Mulder, das ist jetzt kein guter Zeitp...."

"Halten Sie die Klappe!", knurrte Mulder ihn an. Zur allgemeinen Überraschung tat er das auch.

"Ich habe mit euch allen gesprochen und ich habe mit euch gegessen und ich habe das in dem Glauben getan, dass ihr nichts vor mir zu verstecken versucht.", fuhr Mulder fort. "Nun, aber es hat sich herausgestellt, dass ihr ein kleines Geheimnis hattet."

"Mulder...", setzte Vic an.

"Halten Sie die KLAPPE!", fuhr Mulder den Koch an. "Die Frage ist doch –wie viele von euch wussten davon? Wie viele von euch wussten, dass Dale Franklin ein Werwolf ist?"

Eine lange Zeit sagte niemand etwas. Nur das blubbernde Geräusch des Chili war aus der Küche hervorzuhören.

Dann, mit einem verlegenen Ausdruck in seinem Gesicht, hob einer der Gäste die Hand.

Eine weitere Kundin mit ebenfalls verlegenem Ausdruck im Gesicht, hob nun ihre Hand.

Und weitere folgten. Es ging nicht lange, bis jeder in dem Restaurant seine

Hand oben hatte.

Nur eine Person, deren Hand noch immer unten geblieben war, beharrte darauf: "Ich habe nichts gewusst."

"Doch, das hast du, Joe.", lenkte der Mann neben ihm ein. "Ich habe dir letzte Woche davon erzählt, kannst du dich denn nicht erinnern?"

Joe dachte darüber nach, dann sagte er, "Oh, doch.", dann erhob auch er seine Hand.

"Oh, das ist einfach großartig.", murrte Mulder, als die Hände wieder

heruntergingen. "Das ist einfach prima. Jeder wusste es. Jeder von euch hat

dieses hübsche kleine Geheimnis vor dem Yankee versteckt."

"Mulder, das ist wirklich nicht der richtige Ort, das auszudiskutieren.", unterbrach ihn Vic.

"Ach so? Ich sage Ihnen etwas – das ist der perfekte Ort, um das auszudiskutieren. Denn ich möchte wissen, warum die ganze Stadt versucht, die Tatsache zu leugnen, dass Ihr Sohn ein Werwolf ist!"

"Er ist was?"

Die Stimme kam aus dem hinteren Teil des Restaurants. Mulder drehte sich um

und erkannte Geena Sawyer, die gerade aus dem Badezimmer erschienen war.

"Er ist ein....was?", Ungläubigkeit sprach aus  ihrem Gesicht.

Mulder schaute sie an. Dann wandte er sich Vic zu. Der Koch schloss seine Augen und stieß einen Seufzer aus.

Mulder fühlte sich plötzlich sehr unwohl in seiner Haut.  "Oh-oh.", sagte er kleinlaut. "Sie- Sie  wussten es nicht?"

Geena blieb für einen Moment wie erstarrt stehen,  dann rannte sie aus dem Raum.

"Vielen *Dank*, Agent Mulder!", sagte Vic.

"Tut...tut mir Leid."

Die Leute in dem Restaurant schüttelten ihre Köpfe und wandten sich von Mulder ab.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Silver blickte angewidert die Betonwände an, die sich rings um ihn

befanden. Seine Augen wanderten langsam nach links und dann nach rechts,

bis sie schließlich an einer Person haften blieben, die direkt auf ihn

zukam. Die Frau stellte sich ihm vor den Eisenstangen gegenüber. "Ich fühle

mich hier nicht wohl.", klärte er Agent Scully auf. "Das ist alles so unnatürlich."

"Aber es ist natürlich, wenn man den Drang besitzt, andere Menschen umzubringen?", erwiderte Scully und versuchte einen möglichst strengen Blick aufzusetzen. Es war wirklich nicht einfach. Sogar jetzt, als er auf dem Boden seiner Zelle hockte, schien der Mann größer zu sein als sie selbst. Und dieser kalte Ausdruck in seinen Augen schien in der Lage zu sein, die Eisengitter zwischen ihnen erstarren zu lassen. Auch ohne seine Waffen erschien dieser Mann ihr so gefährlich wie keine andere Person, der sie jemals begegnet war.

"Sie haben das letzte Nacht doch auch gesehen.", antwortete Silver kühl.

"Es war mit Sicherheit kein menschliches Wesen."

"Dale Franklin ist- trotz seiner zugegeben etwas merkwürdigen Fähigkeit, sich zu...verwandeln - sehr wohl ein menschliches Wesen."

"Dieser Junge ist eine Bestie. Und zwar eine sehr gefährliche."

"Dafür sehe ich keinerlei Anzeichen. Sie jedoch haben meinen Partner angegriffen und mit einer Waffe auf mich gezielt."

Silver seufzte. "Ich musste Ihnen doch irgendwie klar machen, dass Sie mir aus dem Weg gehen sollten."

Scully schaute auf den Mann herab. "Sie haben schon mehrmals getötet, nicht

wahr?"

"Naja, ich schätze Übung macht den Meister."

"Ich kann jedoch nicht glauben, dass Sie das aus moralischer Überzeugung tun. Ich glaube eher, Sie werden dafür bezahlt."

"Sagen wir...ich habe meine Gründe."

"Ja, und wir haben unsere Gründe, Sie hier festzuhalten.", sie lehnte sich zu den Eisenstangen vor. "Und an die sollten Sie sich besser gewöhnen."

Mit diesen Worten verließ Scully den Raum. Silver schwieg für einen Moment,

dann sagte er: "Nein, ich glaube das werde ich wohl nicht."

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

"Three days filled with pain and sorrow...yesterday, today and tomorrow..."

Die Musik aus der Stereoanlage kam Geena entgegen, als die Tür des Franklin-Hauses geöffnet wurde. "Was machst du denn hier?", fragte Dale überrascht. "Solltest du nicht im Chili Heaven sein?"

"Du nicht auch?"

Er wich ihrem Blick aus. " Ich bin...ich bin bestraft worden."

"Für was?"

"Das ist eine Sache zwischen Vic und mir."

"Hat es etwas damit zu tun, dass du ein Werwolf bist?"

Dale hob langsam seinen Kopf und blickte in Geenas Augen. Sie schien hin und hergerissen zu sein zwischen Zorn und Verwunderung.

"Es gibt da ein paar Dinge, über die wir reden sollten, meinst du nicht auch?", sagte sie.

Dale nickte.

"Kann ich reinkommen?"

Dale zögerte, doch dann trat er zur Seite und ließ Geena ein. Die zwei liefen ins Wohnzimmer und setzten sich aufs Sofa.

"Ich kann ja verstehen, dass du vorsichtig sein möchtest und es nicht jedem

erzählst.", begann Geena. "Aber warum konnte ich es denn nicht erfahren?"

Dale lehnte sich zurück und schloss die Augen. "Und was hättest du von mir gedacht, wenn ich es dir erzählt hätte?"

"Möchtest du wissen, was ich jetzt denke?"

Dale zögerte kurz, dann sagte er: "Oh..okay."

"Ich bin...etwas verwirrt, wie du dir vielleicht vorstellen kannst. Und es

ist auch....nicht gerade das, was ich erwartet hatte.  Wenn ich an Werwölfe

denke, dann denke ich an fleischfressende Monster.". Sie schaute zu ihm herauf.

Dale lächelte, ohne jedoch seine Augen zu öffnen. "Ich werde niemals jemanden auffressen. Gott, ich möchte noch nicht einmal in einen Kampf verwickelt werden."

"Ich glaube dir."

Dale öffnete seine Augen und drehte seinen Kopf zu Geena.

"Du bist der liebenswürdigste Mensch, den ich jemals getroffen habe, Dale.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass du jemandem wehtun könntest."

"Warum bist du dann verwirrt?"

"Ich bin verwirrt...weil ich weiß, dass ich jetzt eigentlich schockiert sein sollte. Doch das bin ich nicht." Sie zog eine Augenbraue hoch. "Ich bin zwar ein wenig verärgert, dass du mir nicht erzählt hast..."

"Tut mir Leid."

"Aber am meisten bin ich erleichtert."

"Erleichtert?"

Geena rückte auf dem Sofa näher zu ihm heran, bis sich ihre Beine berührten. Sie ergriff seine Hand.

"Yeah", sagte sie. "Denn jetzt weiß ich alles über dich. Und es gibt nichts, was mir an dir nicht gefällt."

Sie lächelte. Und Dale lächelte etwas überrascht zurück.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Chief Henriksen und Scully kamen in den Chili Heaven. In der Küche trafen sie auf Mulder und Vic, die dort ihr kleines Dilemma ausdiskutierten.

"Sieht aus, als hätten wir hier ein kleines Problem.", bemerkte Scully.

"Das sehe ich genauso", sagte Vic.

"Agent Mulder und ich sind hierhergekommen, um herauszufinden, was Kevin Cross zugestoßen ist. Und die Ursache haben wir auch gefunden. Es ist ziemlich...ungewöhnlich, aber es ist die Wahrheit, wegen der wir hier sind.

Die Frage ist nur – sollen wir irgendjemandem davon erzählen?"

"Das ist nun wirklich eine Sache, die Sie und Agent Mulder entscheiden müssen, meinen Sie nicht?", fuhr sie Henriksen an.

"Vielleicht. Aber ich wüsste gerne, warum Sie Dales Geheimnis so lange versteckt haben."

Henriksen blickte Vic an. Er atmete tief durch, dann sagte er, "Ich habe Dale im Wald gefunden, als er zwei Jahre alt war. Ich habe immer Angst gehabt, dass er irgendwann in diesen Wald zurückgehen hätte müssen..."

"Diese Stadt hat ihn akzeptiert.", meinte Scully. "Warum sollte es die restliche Welt nicht auch tun?"

"Pepper ist nur ein winziger Fleck auf dieser Welt, Agent Scully. Und ich wollte keinem die Last auferlegen, diese Art von Akzeptanz zu erreichen."

Scully nickte, doch in ihrem Gesicht war immer noch ein Ausdruck des Zweifels.

"Haben Sie Angst, Dale könnte eine Bedrohung darstellen? Ich kann Ihnen versichern, dass er das nicht ist.", sagte Henriksen.

"Ich würde Ihnen das gerne glauben. Aber gestern Nacht schien es offenbar ein Problem mit ihm zu geben?"

Vic seufzte. "Meistens hat Dale seine Verwandlung unter Kontrolle. Außer bei Vollmond. Wenn das passiert...naja...hatten Sie schon mal einen Hund, der Ihnen davongelaufen ist und dem Sie durch die Nachbarschaft nachjagen mussten?"

"Ja."

"So ähnlich ist das auch mit Dale. Er bekommt dann Angst und muss einfach

umherstreifen. Es ist ein natürlicher Instinkt. Womit ich nicht sagen will,

dass er mit mir deswegen keinen Ärger bekommen hat."

"Ich verstehe."

"Also- was denken Sie, Agent Scully?"

"Ich denke...es ist das beste, es dabei zu belassen."

"Und was ist mit Mr. Cross?"

"Mr. Cross ist eine Sache für sich. Ich vermute stark, dass dieser...Cowboy-Killer von jemandem angeheuert wurde. Und Mr. Cross steht auf meiner Liste ganz oben."

"Also- werden Sie nichts sagen?".  Scully nickte.

"Was ist mit Ihnen, Agent Mulder? Sie waren gerade ziemlich ruhig."

"Ich werde meinen Mund so schnell nicht mehr öffnen."

"Oh, das war nicht ihre Schuld. Geena zog vor etwa fünf Monaten hierher.

Wir hätten ihr von Dales Geheimnis erzählen sollen, aber Dale bestand

darauf, dass sie nichts erfahren durfte. Ich vermute, er hatte Angst davor,

was sie dann von ihm denken würde. Was ich aber wissen möchte, ist, was Sie

denken."

Mulder schob seine Hände in die Manteltaschen und starrte auf einen Punkt über Vics Schultern. "Es ist selten...es ist wirklich selten, dass ich jemals einen konkreten Beweis für ein paranormales Phänomen finde wie Dale es ist.

Irgendwie habe ich mein ganzes Leben darauf gewartet, jemanden wie Dale zu treffen."

Mulder richtete seine Augen auf Vic. "Aber ich könnte ihm das nicht antun."

"Sie sagen also..."

"Ich werde wie Agent Scully über diese Angelegenheit schweigen."

"Okay, also...", sagte Henriksen, "war´s das jetzt?"

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

In seiner Zelle wartete Silver auf die Nacht

 

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Mulder lag ausgestreckt auf seinem Bett im Hotelzimmer, als jemand an die Tür klopfte. "Kommen Sie rein.", sagte er mit belegter Stimme.

Scully trat ein. Sie betrachtete Mulders niedergeschlagenes Gesicht, dann sagte sie, "Ich habe gerade mit Skinner gesprochen. Er sieht keine Anzeichen dafür, dass Cross mit Silver Kontakt gehabt haben könnte."

"Hmm. Naja, wir haben Silver. Es wird nicht allzu schwierig sein, eine Verbindung zu Cross zu finden."

"Das hoffe ich.", sie hielt einen Moment inne. "Sind Sie in Ordnung, Mulder?"

"Ich....oh...ich weiß nicht."

"Sind Sie darüber enttäuscht, dass Sie endlich einen Werwolf gefunden haben

und niemandem darüber erzählen dürfen?"

"Eigentlich...nicht. Das ist es nicht."

Scully setzte sich neben ihn auf das Bett. "Was dann?"

"Die letzten Tage habe ich wirklich gedacht, die Leute hier würden mich akzeptieren. Ich habe mich ihnen irgendwie verbunden gefühlt..."

"Mulder, das haben sie doch auch."

"Vielleicht. Aber dann muss ich herausfinden, dass sie etwas vor mir

versteckt haben. Wie die meisten Menschen, denen ich in meinem Leben bisher

begegnet bin."

"Mulder, Geena wusste es doch auch nicht."

"Oh, erinnern Sie mich nicht daran. Aber ich wünschte wirklich, sie hätten es mir erzählt."

"Mulder, ich würde sagen, das hätten sie auch.  Es war eben eine...etwas heikle Situation. Sie waren sich nicht sicher, ob sie Ihnen vertrauen konnten. Vor einiger Zeit wären sie nicht einmal so falsch damit gelegen, Ihnen gegenüber etwas misstrauisch zu sein."

Er schaute sie an. "Was meinen Sie damit?"

"Naja, der Mulder, den ich vor Jahren kennengelernt habe, hätte nicht damit

gezögert, Dales Geheimnis sofort aufzudecken. Aber ich glaube, er hat seit damals einige Dinge dazugelernt."

"Denken Sie?"

Scully lächelte und nickte. Mulder dachte darüber nach, was sie ihm gerade gesagt hatte. "Danke".

"Gern geschehen."

"Es gibt aber noch etwas anderes, das mich beschäftigt."

"Und was wäre das?"

"Morgen ist das Chili-Festival. Aber da werden wir schon wieder zurück in Washington sein."

"Nein, das werden wir nicht."

"Nicht?"

"Ich habe Skinner gesagt, dass wir hier noch einige Dinge erledigen müssen.

Sie werden auch morgen noch hier sein."

Mulder legte seinen Kopf etwas schief. "Warum sind Sie so lieb zu mir, Scully?"

"Irgendjemand muss es ja sein."

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Die Nacht rückte näher. Ein weiterer Vollmond stand bevor.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

"Ich möchte einen Anruf tätigen."

Officer Harry Lane gefiel es gar nicht, dass er mit...mit...dieser *Person*

allein im Gefängnis zurückgelassen worden war.

"Ahh...was?"

"Ich habe das Recht auf einen Anruf. Den würde ich jetzt gerne machen."

Lanes Oberlippe zuckte. Ihm war nicht gerade geheuer bei dem Gedanken, seinen großen Häftling aus der Zelle zu lassen. Andererseits- wenn Henriksen kam und erfahren würde, dass er dem Gefangenen nicht erlaubt hatte zu telefonieren...

"In Ordnung. Aber Sie bleiben die ganze Zeit fünf Meter von mir entfernt, verstanden?"

"Was immer Sie wollen, Officer", sagte Silver.

Lane löste den Gurt aus seinem Holster. Es dauerte einen Augenblick, bis er

den passenden Schlüssel für die Zelle gefunden hatte. Die Augen  immer auf Silver gerichtet,  schloss er die Tür auf und trat zurück.

Silver stand auf.

Er ging auf die Zellentür zu.

Dann blieb er dort stehen und fixierte Lane mit seinem Blick. Der Officer wies ihm den Weg und sagte: "Zum Telefon."

"Ich danke Ihnen.", entgegnete Silver, wandte sich von ihm ab und lief den Gang hinunter. Lane folgte ihm, stets mit griffbereiter Waffe.

Fünf Meter trennten ihn und Silver.

Silver kam vor dem Telefon, das an der Wand angebracht war, zum Stehen.  Seine kräftigen Hände nahmen den Höhrer ab und pressten ihn gegen sein braungebranntes Ohr. Er wählte eine Nummer, während Lane ihn aufmerksam beobachtete.

Schließlich hörte er die Stimme am anderen Ende der Leitung: "Nach dem Piepston ist es genau sieben Uhr und dreizehn Minuten."

Er legte den Höhrer auf. Dann drehte er sich zu Lane um.

"Na los!", forderte er ihn auf.

"Was?"

"Schießen Sie auf mich!"

Seine kalten Augen blickten tief in die des Officers. Sie forderten ihn heraus – testeten ihn.

Er zog seine Waffe heraus und richtete sie auf Silver.

Silver blickte ihn missbilligend an. "Nein nein, so geht das nicht."

Lane schob seine Waffe in das Holster zurück. Plötzlich spürte er ein Verlangen, sich mit diesem Mann zu messen. Er wollte ihm zeigen, wie schnell seine Hand war.

Er zog diesmal blitzschnell die Waffe aus dem Holster und zielte damit auf Silver.

Silver nickte. "Gut. Sie sind wirklich gut, mein Sohn."

Lane konnte ein Lächeln nicht verkneifen, als er seine Waffe zurück in das Holster schob.

Dieses Lächeln verschwand urplötzlich, sowie ihn der große Häftling angriff

und ihm die Waffe entriss.

"Sie sind aber noch nicht gut genug."

 

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Chief Henriksen war nicht dumm. Als sie das Gefängnis mit Kaffee und einem Teller Chili betrat, merkte sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie zog ihre Waffe heraus und tastete mit den Augen den Raum ab, suchte nach einem entflohenen Häftling.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

Wie gesagt, Vic war ein großer Mann. Und er war mit Sicherheit auch kein Mann, den man zu einem Kampf herausfordern sollte.

Doch Silver tat nichts Unüberlegtes.  Und alles, was nötig gewesen war, um Vic aufzuspüren, war ein kurzer Blick ins Telefonbuch.

Vic traf gerade die letzten Vorbereitungen für sein Chili, mit dem er an dem Festival teilnehmen würde. Dieses Jahr war seine Geheimwaffe ein besonderer Pfeffer, der noch nicht mal namentlich benannt war. Es war eine Kreuzung, die er aus El Salvador importiert hatte. Man hatte ihm versprochen, es sei eine wirklich einzigartige Zutat.

Plötzlich hörte er jemanden hinter sich. Er wirbelte herum und sah Silver.  Einen Moment lang stand er wie angewurzelt da, dann wurde er niedergeschlagen.

Nachdem Vic auf den Boden gestürzt war, trat Silver über ihn und roch genüsslich an dem vor sich hin köchelnden Chili. Er nahm sich einen Löffel und kostete davon.

"Gut, wirklich gut, Mr. Franklin.", kommentierte er. Dann schrieb er eine kurze Notiz und legte sie daneben.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Mulder hielt vor Vics Haus. Er war hergekommen, um ihn nach Karten für das Chili-Festival zu fragen. Als er die offenstehende Tür sah und bemerkte, dass der Pick up vor der Garage fehlte, war sein Instinkt bereits in Alarmbereitschaft. Seine schreckliche Vorahnung  wurde bestätigt, als er durch die Tür trat und die Nachricht fand.

Er las sie und hörte plötzlich, wie jemand das Haus betrat. Es waren Geena

und Dale, Dale immer noch mit allkörperlicher Behaarung und Reißzähnen. Die

beiden hatten einen Spaziergang gemacht. "Was ist passiert?", fragte Geena,

als Dale schniefend und wimmernd aus der Küche kam.

Mulder nahm einen tiefen Atemzug, dann sagte er: "Silver hat Vic mitgenommen. Er will ihn in einem Handel gegen Dale austauschen."

Geena blickte sprachlos drein. Dale hob seinen Kopf und begann zu heulen.

"Dale? Dale! Beruhige dich doch!"

"Das kriegen wir schon hin, Dale", sprach Geena auf den Werwolf ein und rieb besänftigend seine Schulter. "Wir holen deinen Vater zurück. Du wirst sehen."

Dale ließ sich auf alle Viere nieder und wimmerte, Geena steichelte zärtllich durch sein Fell. Nachdem ihn Geena wieder etwas beruhigt hatte, ging Mulder in einen anderen Raum und rief Scully an. Er erzählte ihr, was passiert war und bat sie, einen Krankenwagen zum Gefängnis schicken zu lassen.

Als der Krankenwagen ankam, fand man Henriksen und Lane bewusstlos auf dem

Boden liegen.  Silvers Waffen, die in der Vitrine als Beweisstücke gelagert

waren, waren weg. Sowohl Henriksen als auch der Officer hatten beide ihre Arme gebrochen.

"Sie zeigen keine Anzeichen, uns in irgendeiner Art zu helfen.", berichtete

Scully Mulder, nachdem sie ihn zurückgerufen hatte. "Jetzt sind wir auf uns

allein gestellt."

Sie schwiegen beide für einen Moment, um über die Situation nachzudenken.

"Scully?"

"Ja?"

"Ich befürchte, es gibt nur einen Weg, diesen Fall zu lösen."

"Und die wäre?"

"Wir müssen es auf die altmodische Weise versuchen."

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Ein kühler Wind blies durch die Bäume, doch die erdrückende Hitze konnte selbst er nicht mildern. Es war, als würde man einem  Mann, der in der Wüste am Verdursten war, einen Tropfen Wasser geben. Natürlich konnte sie jemandem wie Silver nichts anhaben.

Doch heute Nacht tat es das. Er fühlte sich, als würde er auslaufen, als sich dicke Schweißperlen ihren Weg durch die zersausten, filzigen Haare hinunter zu den rauen Bartstoppel des Mannes bahnten. Er ging noch immer mit großen Schritten und richtete seine ganze Konzentration auf den bewusstlosen Mann, den er auf den Schultern trug.

Er saß in den Wäldern.

Er wartete.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Mulder und Scully fuhren an den Rand der Stadt – wo Silvers sie in seiner

Notiz aufgefordert hatte, Dale hinzubringen. Doch der Werwolf war nicht bei

ihnen.

"Wenn wir uns diesen Kerl zu zweit vornehmen, haben wir vielleicht eine Chance", sagte Mulder.

"Sie meinen, eine bessere Chance als gar nichts."

Mulder zögerte. "Ja."

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Silvers Magen gab ein sonderbares Geräusch von sich.  Verdammt, dachte er.

Was war in diesem Chili? Ich hatte doch nur einen Löffel von diesem Zeug.

Dies stellte allerdings ein wesentlich geringeres Problem dar.  Seine Aufmerksamkeit war nun auf das Auto gerichtet, das etwa zehn Meter vor dem Ortsschild anhielt. Die Scheinwerfer erleuchteten das blutverschmierte Gesicht von Vic Franklin.

Die zwei FBI- Agenten stiegen aus. Sie hatten die Jacken ausgezogen, wodurch man ihre Holster erkennen konnte. Der Ausdruck in ihren Gesichtern war hart und versteinert.

Der Mann sah sich um und schrie: "Silver!"

"Wo ist der Werwolf?", antwortete Silver. Seine Position war inmitten der dunklen Schatten, die die Bäume um ihn herum warfen, unmöglich auszumachen.

"Er ist nicht hier."

"Das ist nicht, was ich verlangt habe!"

Die zwei Agenten tauschten einen Blick aus – eine letzte Bestätigung ihrer Bereitschaft – dann sagte der männliche Agent: "Hier haben Sie, was wir wollen. Wir holen Sie jetzt da raus, Silver."

Das hatte Silver nicht erwartet. Er wischte sich den Schweiß aus den Augen und sagte: "Und was wäre das nochmal?"

"Sie haben ihn gehört.", warf die Frau mit ruhiger Stimme ein. "Kommen Sie heraus!"

"Ich bin nicht in der Stimmung für solche Tricks."

"Keine Tricks.", sagte die Frau. "Wie ich schon sagte, es sind nur wir und Sie."

Silver warf einen schnellen Blick in die Umgebung. Seine scharfen Augen konnten niemanden entdecken. Niemand hinter ihm, niemand, der hinter einem Baum lauerte, keine Heckenschützen, niemand, außer den beiden Agenten.

Zu Hölle!

"Wollen Sie das wirklich auf diese Art regeln?"

"Kommen Sie jetzt endlich da raus, Silver. Wie oft müssen wir das denn noch

sagen?"

Der Cowboy mit dem eisigen Blick rieb seine Stirn. Es ist schon lange her, dachte er. Könnte interessant werden.

Er stand auf und lief in Richtung der Straße.

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Mulder und Scully spürten, wie ihre Knie weich wurden, als der Werwolf-

Jäger auf sie zukam. Die beiden widerstanden dem Drang, untereinander einen

Blick auszutauschen und wagten es nicht, sich von dem Mann abzuwenden, der nun immer näher kam.

Mit schweren Schritten marschierte er in die Mitte der Straße. Scully und Mulder wiederum stellten sich ihm jeweils gegenüber.  Um zu gewinnen, musste Silver beide Seiten gleichzeitig erschießen.

Doch es war dennoch sehr wahrscheinlich, dass er gewinnen würde.

Sie standen auf der Straße, bildeten ein Dreieck, durch das die gelbe

Mittellinie des Highway verlief. Jeder von ihnen schwitzte, doch das schien

nur die beiden Agenten zu stören. Der Schweiß rann Silver übers Gesicht.

Nichts und niemand bewegte sich. Nicht ein einziges Tier war in der Nähe.

Nicht einmal der Wind blies mehr durch die Bäume.

Ist es jetzt? Ist es jetzt? Diese Frage spielte sich immer und immer wieder

in den Gedanken der beiden Agenten ab. War es Zeit, die Waffe zu ziehen?

Wer würde sie zuerst ziehen? Würde es Silver sein- oder Mulder und Scully?

Eine weitere Sekunde verging.

Dann wurde die Stille durch ein gewaltiges Knurren gebrochen. Zuerst dachte

Mulder, Dale war trotz ihrer Anweisungen gekommen.

Silvers Hände bewegten sich.

Scully und Mulder griffen nach ihren Waffen, ihre ganze Konzentration auf diese eine Handlung fixiert. Der einzige Gedanke, der ihnen in diesem Moment durch den Kopf schoss, war eine laute Stimme, die ‘Erschieß ihn!  Erschieß ihn’ rief.

Ihre Waffen kamen hervor. Sie zielten.

Silver fiel zu Boden.

Für einen kurzen Moment fragten sie sich, ob es der andere getan hatte, ob ihr Partner den schnellsten Cowboy der Welt erlegt hatte. Im nächsten Moment begriffen sie, dass keiner von ihnen abgefeuert hatten.

Silver war in Panik geraten. Er stöhnte und wand sich auf dem schwarzen Asphalt. Er umklammerte seinen Bauch, als wäre dieser gerade explodiert.

Mulder und Scully schauten einander an. Dann liefen sie schnell auf den

wimmernden Jäger zu, die Waffen noch immer auf ihn gerichtet. Sie

erreichten ihn und blickten auf sein Gesicht herab, das eine nette

grünliche Tönung erhalten hatte. Sie tauschten einen kurzen Blick aus. Dann

sagte Mulder: "Ich kann mich wirklich nicht beklagen". Als er Silver die Colts ablöste und in Handschellen steckte, band Scully Vic von den Fesseln los. Der Koch war bewusstlos geschlagen worden, aber sonst schien es ihm gut zu gehen.

Nachdem er aufgewacht war, erblickte Vic Silver und fragte:  "Was ist mit ihm?"

"Du Scheißkerl!", zischte ihn Silver an. "Du hast mich vergiftet!"

"Entschuldige?"

"Dieses...gottverdammte Chili...ich hatte nur einen Löffel davon, aber schau mich jetzt an."

Silvers Worte wurden von einem Stöhnen übertönt, als er sich wie ein Igel zusammenkauerte und die Beine zur Brust zog.

Alle rätselten. Wie konnte ein Mann von einem Löffel Chili vergiftet werden? Dann fanden sie Silvers Motorrad und seine Essenvorräte, die in einer silbernen Alufolie eingewickelt waren.

"Mein Gott, kein Wunder, dass diesem Kerl so schlecht ist!", verkündete Vic. "Schauen Sie sich an, was er da gegessen hat! Körnerstangen, Bananen, Joghurt...dieser Mann ist ein verdammter Tofu-Esser!"

Mulder schüttelte den Kopf und sagte, "Ich wusste ja, dass er böse ist, aber das..."

 

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

EPILOG

Silver wurde später in ein Hochsicherheits-Gefängnis gebracht. Auch Mr.  Cross wurde verhaftet. Der Schlüssel zu seiner Überführung war die Aussage seiner Ehefrau, die Silver als den Mann identifizierte, der in jener Nacht mit einer Limousine an ihrem Haus vorbeigefahren war. "Verdammte Ehefrau, kannst du nicht einmal deine Klappe halten? Wir wären nochmal davon gekommen, hättest du nicht deinen dämlichen Mund aufgerissen!"

Sie warf ihm einen missmilligenden Blick zu. "Was meinst du mit ‘wir’?"

Cross gab zu, dass er Silver angeheuert hatte, doch er versicherte, dass er

das nur in der Annahme getan hatte, dass Dale Franklin kein menschliches Wesen sei.

Agent Mulder gab in dieser Angelegenheit ein öffentliches Statement ab:

"Ein Werwolf? Wow. Glaubt er, dass er das ist?"

X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X

 

Es gab eine große Ansammlung von Menschen im Square Garden der kleinen Stadt. Ein riesiges, orange-rotes Plakat begrüßte die Leute zum "16.  Alljährlichen Chili Festival von Pepper". Auf anderen Plakaten war zu lesen: "Lasst eure Freunde keinen Tofu essen!" oder: "Wenn es im Himmel keinen Chili gibt, dann gehe ich wieder!". Es war ein heißer Tag, was jedoch niemanden zu stören schien. Alte und junge Leute lachten und man spielte miteinander Baseball.

Die Köche der Umgebung hatten hunderte von Töpfen mit feurigem Chili an ihren Ständen aufgereiht. Dazu kamen Unmengen von Bier und Limonade.

Die Musik, die aus den Lautsprechern klang, war altmodischer Texas-Swing.  ("Right or wrong...I'll always need you..."). Paare in ihren besten Klamotten oder ausgefransten Jeans tanzten. Zu einem der Paare gehörten auch ein großer Koch und der Sheriff. Ganz in der Nähe tanzten ein junger Mann und eine Frau, die sehr glücklich wirkten, auch wenn der Mann ständig auf die Füße der Frau trat.

Am Rande der Tanzfläche standen eine rothaarige Frau und ein dunkelhaariger

Mann, der verzweifelt versuchte, die Frau dazu zu bringen, etwas zu essen.

"Kommen Sie schon, Scully. Versuchen Sie es nur einmal.", bettelte er, als er einen Löffel Chili in ihre Richtung schob.

"Mulder, ich..."

"Sie sind auf einem Chili-Festival und möchten nicht mal etwas essen?

Bitte. Für mich."

Scully seufzte und öffnete ihren Mund. Mulder tauchte den Löffel in den Teller und schob ihn ihr in den Mund.

Sie würgte es herunter, als ob es das Schlimmste sei, was sie in ihrem Leben je gegessen hatte. Dann griff sie nach einer Flasche Mineralwasser und leerte den Inhalt bis zur Hälfte aus.

"Gut, nicht?", sagte Mulder.

Sie blickte ihn an. Er lächelte nur. Schließlich erwiderte sie seinen Blick.

Sie schauten beide auf die Tanzfläche. "Right or wrong,", schmachtete der Sänger. "I´m still in love with you."

Mulder öffnete und schloss seinen Mund mehrere Male, ehe er sagen konnte:

"Uhmm..."

"Ja?", antwortete Scully.

"Würden Sie vielleicht...würden Sie...."

"Ja, Mulder?"

"Ich meine...wenn Sie nicht wollen, dann verstehe ich das...aber würden Sie

vielleicht...würden Sie..."

In diesem Moment kamen Vic und Henriksen zu ihnen herüber. Der Chief musterte die beiden, dann sagte sie, "Oh, wollen Sie beide denn nicht hoch kommen für einen Tanz?"

Mulder und Scully blickten sich in die Augen. Er setzte seinen Löffel und den Teller mit dem Chili auf den Boden und hielt ihr seine Hand entgegen, sie stellte die Flasche Mineralwasser weg und nahm die Hand ihres Partners.

Dann schritten sie auf die Tanzfläche und fanden ihr eigenes kleines Plätzchen. Sie tanzten langsamer als die anderen, ihre Körper näher beieinander.

Mit einem noch breiteren Grinsen als zuvor fragte Mulder, "Ist es nicht schön, wenn wir mal ein Happy-End haben?"

"Ich liebe solche Enden."

 

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Finis

 

Translators Note: Und, hat euch die Story gefallen? Ich würde mich sehr über Feedback oder kontruktive Kritik freuen ;-)) Oder wendet euch an David (dann aber bitte in Englisch, er versteht denk ich mal kein Deutsch ;-)) ).