DREI MONATE

(Originaltitel: Three Months)

 

von Rachel Anton

( ranton1013@aol.com )

 

aus dem Englischen übersetzt von dana d. < hadyoubigtime@netcologne.de >

*** überarbeitet 2017 ***

 

Rating: NC-17

 

Keywords: Mulder-Angst, MSR, M/other

 

Zusammenfassung: Eine Geschichte über Selbstzweifel und Verzweiflung

Spoiles: ein bisschen Redux 2

Disclaimer: Gehör'n mir nicht, verklagt mich nicht! Danke.

E-mail: Habe ich schon erwähnt, dass ich Feedback liebe!!! Meine E-mail Adresse ist ranton1013@aol.com

Wort der Autorin: Ein spezielles Dankeschön an Karen und Amy, die mir den Mut gegeben haben, diese kleine sonderbare Story zu posten. Ihr zwei Ladies seid die besten!

 

 

 

"Scheiß-Verkehr!" Mulder schlug frustriert mit der Faust auf das Lenkrad. Es schien, als ob er schon seit Stunden auf derselben Straße fuhr, und er fragte sich, wann -wenn überhaupt- dieser ätzende Tag vorbei sein würde.  *Drei Monate* fiel ihm ungebeten ein. *Es ist drei gottverdammte Monate her*. Jetzt fing es auch noch an zu schneien, was den Verkehr umso schlimmer machte. Der Winter war in vollem Gange, es war bereits Februar.  Fast wieder Scullys Geburtstag. Drei Monate waren vergangen. Drei Monate, seit sich Scullys Krebs auf wundersame und rätselhafte Weise zurückgebildet hatte. Und vier Monate, seit Fox Mulder sich selbst ein Versprechen gegeben hatte. Ein Versprechen, von dem er überzeugt war, dass er den Mumm hatte, es einzuhalten.

Er war heute so dicht dran gewesen. So nahe, dass sich sein Herz zusammenzog, wenn er nur daran dachte. Sie hatten sich über die Stichhaltigkeit seines neusten Projektes gefetzt. Sie hatte sich gegen den Aktenschrank gelehnt, ihren Kopf geschüttelt und ihn völlig ungläubig angesehen. Sie hatte so stark ausgesehen, so kraftvoll, so brilliant, so Scully. Der Gedanke daran machte ihn auch jetzt wieder heiß. Er hatte einen Moment purer Klarheit erlebt. Sie war da. Sie war wieder da. Sein Fels in der Brandung, seine Scully, wieder völlig sie selbst. Er hatte sie in dem Moment wie eine Vision gesehen. Eine Vision der Perfektion, alles, was er je wollte, brauchte, in einem wunderschönen kleinen Päckchen mit einer roten Schleife oben drauf.

*HUUP!* Mulder wurde durch die grelle Hupe seines Hintermannes wieder in die Wirklichkeit zurück gerissen. Er sah nach vorne und merkte, dass er gute 30 Meter zurück war. Er beschleunigte, um sich wieder anzuschließen. 

"Bist du jetzt glücklich, du Arschloch?" brummte er über den Geschäftsmann in dem Wagen hinter ihm. "Alles Idioten!"

Sechs Uhr und es war schon dunkel. Mulder hasste Winter. Er hasste Kälte, andauernde Dunkelheit, im Schnee von der Arbeit nach Hause fahren zu müssen. Er war heute früher gegangen, um vor dem angekündigten Schneesturm zu Hause zu sein, aber es war nicht früh genug gewesen. Scully war einige Stunden vor ihm gegangen. Sie war bestimmt schon in ihrem warmen und gemütlichen zu Hause, in eine Decke eingewickelt mit einer heißen Schokolade oder so vor sich. Mulder musste bei dem Gedanken lächeln und wünschte, er wäre bei ihr in ihrer behaglichen Wärme. Er war heute so dicht dran gewesen.

Er hatte aufgehört, mit ihr zu streiten und hatte sie nur angestarrt - überwältigt von den Gefühlen, die ihn gepackt hatten. Fragend hatte sie eine Augenbraue gehoben und ihn gefragt, was er wohl anstarren würde. Die Worte waren da. Er hatte gespürt, wie sie sich in seinem Inneren formten, wie sie aus seinem Körper hinaus wollten durch die Schichten von Selbsthass, Schuldgefühlen und Angst. Sie hatten gedrängt, gepushed und konnten fast die letzte Barriere durchdringen. Doch irgendetwas hatte sie aufgehalten.  Etwas in ihm, dass es nicht zuließ. Ein Teil in ihm weigerte sich, Dana Scully von dem Podest, auf das er sie vor Jahren so sorgsam gestellt hatte, herunter zu nehmen. Sie herunter auf sein Level zu bringen, sie jemanden sein zu lassen, der ihn lieben könnte, den er so berühren konnte, wie er es wollte, würde ihre Person ruinieren. Sie würde ihm gleichgestellt sein, und somit völlig wertlos. Mulder könnte nicht ertragen, ihr so etwas anzutun. Er weigerte sich, ihren Glanz zu nehmen, sie durch seine Liebe in Gefahr zu bringen. Mit Worten, von denen er sich versprochen hatte, dass er sie sagen würde, wenn sie sich je erholen würde. Worte, bei denen er sich immer sicherer wurde, dass sie nie den Weg aus seinem Mund heraus finden würden.

Einfache Worte, wirklich. Das hatte er sich zumindest gesagt, als er sich das Versprechen gemacht hatte. Womöglich nichts, was sie nicht ohnehin schon wusste. Er wusste, dass sein Benehmen seine Gefühle widerspiegelte.  Da war nichts Zweideutiges gewesen, als er mit Leib und Seele um ihr Leben gekämpft hatte. Nichts, das man missdeuten könnte, bei der Art wie er sie ansah, die Art wie er sie gehalten hatte, als sie dachten, dass das Ende nahe war. Keine Zweifel an der wirklichen und wahrhaftigen Freude in seinem Gesicht und der endlosen Umarmung, als sie ihm gesagt hatte, dass sich der Krebs zurückbildete. Sie musste es wissen. Warum also war es so schwer, die Worte zu sagen?

Weil er dann, das wusste er, mit der Möglichkeit rechnen musste, dass sie sie ihm ebenfalls sagen würde. Er müsste eine Situation in Kauf nehmen, dass sie womöglich dazu verleitet würde, ihn so sehr zu wollen wie er sie.  Sie könnte womöglich denken, dass er sie verdient hätte, und vielleicht würde sie ihn in die Arme nehmen wollen. Bei Gott, es würde nicht viel fehlen. Und dann müsste er ihr erklären, warum er sie nie im Leben glücklich machen könnte. Dass mit ihm zu schlafen ihr auf lange Sicht nur Schmerz und Leid bringen würde. Wie er letztendlich alles zunichte gemacht hatte, das er liebte, jeden ruiniert hatte, der ihn geliebt hatte, und er würde sie ebenfalls verlieren. Nicht nur als mögliche Geliebte, sondern auch als seine Partnerin, seine Freundin, seine einzige wirkliche Familie - sein ganzes Leben.

Nachdem er zu feige gewesen war, es ihr zu sagen, hatte es angefangen zu schneien. Scully hatte ihn ziemlich eigenartig angesehen, und den Fall zur Weiterbearbeitung am nächsten Tag zu den Akten gelegt. Dann war sie gegangen. Er hatte sie nicht einmal nach draußen begleiten können, weil er zu dem Zeitpunkt ein beträchtliches Problem in seiner Hose gehabt hatte. Er war an seinem Tisch sitzen geblieben, bis sie gegangen war, um sich vor der Peinlichkeit zu bewahren. Erstaunlich, wie ein einziger Blick von ihr ihn zu einem erbärmlich geilen Teenager machen konnte. Diese Tatsache brachte eine gewisse Erfurcht für sie mit sich und äußersten Ekel über sich selbst. Mit seinen perversen Fantasien fertig zu werden, wenn er alleine zu Hause war, war eine Sache, aber der Gedanke, Scully könnte davon Wind bekommen, machte ihn krank. Nur leider war er sich seit der ganzen Überwachungs-Geschichte nicht mehr sicher bezüglich der Privatsphäre in seinem eigenen Apartment. Besonders weil er in den meisten Fällen am Ende immer den Namen seiner Partnerin geschrien hatte. Man weiß ja nie, wer zusehen könnte. Er war äußerst misstrauisch wegen all dem gewesen und hatte längere Zeit danach nicht mehr masturbiert. Das Ergebnis war größerer Frust als gewöhnlich und das verdammte Ding kam in den unangebrachtesten Momenten hoch.

*PIEP* Wie jetzt zum Beispiel. Mulder brummte verärgert und nahm die Ausfahrt vom Highway. Er nahm eine Abkürzung zu seiner Wohnung. Sie ging durch eine ungemütliche Gegend, aber das war ihm jetzt auch egal. Die Aussicht, angehalten und beraubt zu werden war nicht so schlimm wie die Aussicht, noch länger in dieser Kiste sitzen zu müssen. Er wollte nach Hause, und zwar schnell. Scheißegal wer zusieht. Mulder wäre es jetzt auch egal, wenn er sich im Foyer des J. Edgar Hoover Gebäudes einen runterholen müsste. Er hoffte bloß, dass seine Fantasien nicht zu krank seien. Manchmal konnte er Scully morgens kaum ansehen, wenn er die Nacht zuvor wieder an sie gedacht hatte.

XXX

Chrystal fror. Und sie war sauer. Ihr Rock war viel zu kurz für die momentanen Temperaturen und ihre Vinyl-Stiefel hielten ihre Füße auch nicht besonders warm. Es war eine Scheißnacht, und als sie auf dem Bürgersteig neben den Häusern entlang ging, fragte sie sich, was sie hier draußen überhaupt machte. Die Straßen waren wie ausgestorben. Sie würde in einer Nacht wie dieser nie Kunden bekommen. Aber verdammt nochmal, sie brauchte das Geld. Wenn nicht bald jemand auftauchen würde, wusste sie nicht, was sie tun sollte.

Sie zog ihre dünne Baumwolljacke enger um ihren schlanken Körper. Mit 1,60 m Körpergröße und 50 Kilo hatte sie nicht viel, um sich von der Kälte zu schützen. *Fahr zur Hölle, Kevin* dachte sie nicht zum ersten Mal heute Nacht. Er hatte ihr für heute ein volles Aufgebot versprochen. Kein Straßenstrich, hatte er gesagt. Ich hab alles geregelt, hatte er gesagt.

Doch das neue Girl war einfach hingegangen und Chrystals einfache Nacht für sich beansprucht. Und jetzt wurde Miss Perfekt von Hotel zu Hotel chauffiert, während Chrystal sich hier den Hintern abfror und den Tag verfluchte, an dem sie nach DC gekommen war.

Gedankenabwesend kontrollierte sie ihr Aussehen im Schaufenster eines Getränkeladens. Auf Kevins Empfehlung hin, hatte sie erst kürzlich ihre Haare rot gefärbt. Es passte gut zu ihrem blassen Gesicht und es fiel eher ins Auge als ihr natürliches Abwaschwasserblond. Sie strich es hinter die Ohren und seufzte. Es war ziemlich egal, wie sie heute Nacht aussah. Es war niemand da, um sie anzusehen.

Sie wandte sich von dem Fenster ab und sah einen schwarzen Wagen vorbeidüsen. Getönte Fenster. Sie konnte nicht hinein sehen. Er fuhr viel zu schnell für diese Wetterverhältnisse. Chrystal fragte sich, ob der Fahrer lebensmüde war, oder einfach nur blöd. Sie zuckte, als sie Reifenquietschen hörte. Der Wagen hatte abrupt gehalten, etwa eine halbe Meile hinter ihr, und war jetzt im Rückwärtsgang in ihre Richtung. Chrystal war es ein wenig mulmig zumute, aber sie hatte vor allem Hoffnung. Könnte ein potentieller Kunde sein.

Der Wagen erreichte sie und hielt an. Das Beifahrerfenster fuhr herunter und eine männliche Stimme rief, "Soll ich dich mitnehmen?" Sie kam ein wenig näher, um in das Auto hinein zu sehen. Hallo, er war sogar richtig süß! Vielleicht war diese Nacht gar kein so großes Desaster wie sie gedacht hatte.

"Es kostet Sie aber was", sagte sie mit einer, wie sie hoffte, schüchternen, verführerischen Stimme. Er starrte sie mit einer Intensität an, die Chrystal noch nie zuvor gesehen hatte. Er sah wie ein Verrückter aus.  Vielleicht war das doch keine so gute Idee.

"Ist mir klar. Steig ein." Seine Stimme war fest, aber nicht wirklich barsch. Chrystal spürte, dass er ihr nicht weh tun würde. Er war vielleicht nicht richtig im Kopf, aber nicht gefährlich. Sie hatte in ihrem Beruf gelernt, die Leute schnell und knapp einzuschätzen. Wie sicher es war, und ob sie gewalttätig würden. Sie musste es wissen, um ihrer eigenen Sicherheit willen, und sie hielt sich selbst für jemanden, der ganz gut darin war jemanden einzuschätzen. Sie stieg ein.

Der Mann rollte das Fenster wieder hoch und fuhr los. Sie sah ihn genau an und merkte, wie attraktiv er eigentlich war. Er hatte eine gute Statur und ein schönes Gesicht. Umwerfende Lippen, weiche Augen. Er war sauber und gut gekleidet. Er roch gut. Sein Auto war schön und kostete wahrscheinlich einen Vermögen. Chrystal wusste beim besten Willen nicht, warum er ihre Dienste benötigte.

Vielleicht war es seine Persönlichkeit. Er war still, während sie durch ihre Gegend fuhren, und sah sie immer wieder verstohlen an, kopfschüttelnd und seufzend. Langsam wurde es ihr mulmig. Vielleicht machte er das mit allen Frauen, und deswegen brauchte er sie.

Nach etwa fünf Minuten verstohlener Blicke und völliger Wortlosigkeit, rutschte es Chrystal plötzlich heraus, "Was starren Sie denn so?" Und das hatte einen völlig unerwarteten Effekt auf den Mann. Er fing an zu lachen.  Es war ein seltsames Lachen. Nicht ein freudiges Lachen, sondern ein ungläubiges und... irgendetwas anderes, vielleicht Bitterkeit.

"Unglaublich. Wie alt bist du?" Chrystal fuhr zusammen bei der Frage. Der letzte, der sie das gefragt hatte, war ein Undercover Cop gewesen. Er hatte gesagt, dass er ihr helfen wolle. Die zwei Tage hinter Gittern waren ihr keine große Hilfe gewesen. Vielleicht war das hier ja genauso einer. Auch ein Undercover Cop. Doch das war eigentlich nicht ihr Eindruck.

"Wie alt soll ich denn sein?" fragte sie und sah ihn mit erhobener Augenbraue an.

"Gott." Er schüttelte den Kopf und sah wieder auf die Straße.

"Fünfunddreißig."

"Häh?" Chrystal hatte überhaupt keine Antwort auf ihre Frage erwartet. Sie hatte gefragt, um auf seine nicht antworten zu müssen.

"Du bist fünfunddreißig. Du hast nächste Woche Geburtstag." Oh-oh. Jetzt wurde es verrückt. Sogar für Chrystals Geschmack, die schon einiges erlebt hatte.

"Ähm, okay. Natürlich, Mister." Sie würde ihm sicher nicht auf die Nase binden, dass sie letzten Monat erst 18 geworden war. Vielleicht brauchte er das Gefühl, sich mit jemandem in seinem Alter einzulassen. Vielleicht würde er sich wie ein perverser alter Mann fühlen, wenn er wüsste, wie jung sie war. Wer weiß das schon. Und wen kratzt das, solange er sie bezahlte.

"Also, wohin fahren wir?" fragte sie.

"Zu meiner Wohnung."

"Nein, das mache ich nicht. Es muss ein Hotel sein." Chrystal war kein Idiot. Es würde nur Schwierigkeiten geben, wenn sie zu ihm nach Hause fahren würden. Der Mann nickte, er schien zu verstehen.

"Ist für dich wohl sicherer, nehme ich an." Sie seufzte erleichtert. "Ich nehme also an, dass du mir sagst, wohin ich fahren soll."

"An der nächsten Ampel links, dann drei Blocks runter. Da ist eins, wo ich öfters hin gehe." Der Mann tat wie sie sagte, und schon bald standen sie vor dem Goodnight Motel. Er ließ sie im Wagen warten, während er ein Zimmer mietete.

Allein in seinem Auto, sah sich Chrystal den Wagen genauer an. Handy im Handschuhfach, Fast Food Papier auf dem Boden unter ihren Füßen, eine Sporttasche auf dem Rücksitz. Schien ziemlich normal. Bestimmt nur ein gelangweilter Geschäftsmann oder sowas. Hatte vielleicht Frau und Kinder, die zu Hause auf ihn warteten. Doch das schien auch nicht zu stimmen. Was war das für ein Typ? Aus irgendeinem Grund wollte Chrystal das jetzt wirklich wissen.

Mit ein paar Schlüsseln kam er zum Wagen zurück. "Ich habe es für die ganze Nacht gemietet. Ich hoffe, das ist okay." Nein, definitiv nicht verheiratet.

"Das kostet aber extra." Er zuckte mit den Schultern, das schien ihm egal zu sein. Überhaupt schien ihm Geld egal zu sein. Er hatte sie nicht einmal nach ihren Preisen gefragt. Und das war normalerweise die allererste Frage.

Sie gingen ins Zimmer und der Mann setzte sich auf den einzigen Stuhl in dem Raum. Er kreuzte die Arme vor der Brust und sah Chrystal unverwandt an, die neben dem Bett stand und auf ihn wartete.

"Also, ähh.. was soll ich tun?" Er schien auf etwas zu warten. Vielleicht sollte sie anfangen.

"Sag nichts. Deine Stimme ist falsch. Und zieh diese lächerlichen Klamotten aus." Ihre Stimme? Noch nie hatte sich jemand über ihre Stimme beklagt. Sie durfte nicht reden. Zieh die Klamotten aus. Wenigstens machte der Teil Sinn. Sie fing an, ihre Bluse langsam in einem verführerischen Striptease aufzuknöpfen.

"Halt dich damit nicht auf, zieh sie einfach aus. Lass aber deiner Unterwäsche an - wenn du welche hast."

Chrystal tat wie ihr geheißen und zog Jacke, Bluse und Rock aus. Übrig blieben ein schwarzer BH und Höschen, Strapse und ihre schenkelhohen Vinyl-Stiefel. Der Mann schüttelte den Kopf, immer noch nicht zufrieden.

"Keine Strapse. Und vor allem nicht diese Stiefel!" Seltsam. Normalerweise waren die Stiefel immer ein Volltreffer. Viele Typen wollten, dass sie sie anbehält, während sie es taten. Sie zuckte mit den Schultern und zog beides aus. Er sah schon etwas zufriedener aus, aber er kam immer noch nicht auf sie zu.

"Was jetzt?" fragte sie.

"Wie heißt du?"

"Wie heißen Sie?"

"Tut nichts zur Sache. Wie ist dein Name?"

"Chrystal." Der Mann zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf.

"Jetzt nicht mehr. Heute heißt du Scully. Jetzt halt den Mund und komm her."

Sie ging langsam auf ihn zu und fragte sich, wer oder was Scully war. Als sie vor ihm stand, schlang er seine Arme um ihre Hüften und vergrub sein Gesicht in ihrem Bauch. Diese liebevolle Geste verblüffte sie völlig, und sie erwiderte sie, indem sie ihm leicht über den Kopf strich. Er fing an, federleichte Küsse über ihre Mitte zu verteilen und sie musste überrascht feststellen, dass sie das anmachte. Er zog sie näher zu sich und flüsterte, "Setz dich auf meinen Schoß."

Sie tat es und er bettete ihren Körper in seine Arme. Er küsste ihren Hals und streichelte ihre Schenkel. Sie rieb ihren Po an ihm und fühlte die Härte seines Körpers, die gegen sie presste. Seine Lippen glitten zu ihren Ohren, saugend und nippend, immer intensiver werdend. Er wollte sie auf den Mund küssen, aber sie hielt ihn mit der Hand zurück und schüttelte den Kopf. Der Mann nickte. "Schon gut, ich habe Pretty Woman gesehen."

Chrystal nicht, und sie fragte sich, wovon zum Teufel er sprach.

Er stand auf, hob sie hoch und trug sie zum Bett. Er legte sie hin und legte sich daneben. "Zieh meine Sachen aus." Sie setzte sich auf ihn und zog sein Jackett aus, warf es auf den Boden. Als sie an ihm herunter sah, bemerkte sie etwas, das sie vorher übersehen hatte. Ein Holster... eine Waffe! Zu Tode erschrocken sprang sie vom Bett.

"Was ist?" fragte er verwirrt. Dann sah er herunter und verstand. Er zog das Holster aus und legte es auf den Nachttisch. "Beruhige dich, ich bin FBI Agent." Doch das beruhigte Chrystal nicht im Geringsten. Ein FBI Agent??? Wo zum Teufel hatte sie sich reingeritten? War das irgendeine verdeckte Ermittlung oder so etwas? Herr im Himmel!

"Hey, keine Sorge, ich werde dich nicht verhaften. Ich müsste mich selbst auch verhaften, und ich habe keine Lust, die Nacht im Gefängnis zu sitzen." Sie suchte auf seinem Gesicht ein Anzeichen dafür, dass er log. Doch er schien die Wahrheit zu sagen. Außerdem, wenn er vorhatte, sie zu verhaften, hätte er es längst getan. Sie setzte sich wieder auf ihn und fing an, sein Hemd aufzuknöpfen. Sie zog es weg und saugte sanft an seinen Brustwarzen. Er stöhnte und sie verstärkte den Druck. Ihre Hände glitten herunter und machten seinen Gürtel auf. Er zog sich mit den Füßen die Schuhe aus und seine Socken und sie befreite ihn von seiner Hose. Er lag unter ihr in grauen Boxershorts, seine Erektion drückte heiß gegen ihre noch bekleidete Mitte, und sie stellte fest, dass sie wirklich sehr erregt war. Wie war das nur passiert?

Er drehte sie auf ihren Rücken, legte sich auf sie und drückte seine Hüften gegen ihre. Sie hielt ihr Stöhnen zurück, denn er wollte ihre Stimme ja nicht hören. Er küsste und leckte an ihrem Hals und Brust abwärts und stoppte, um ihren BH zu entfernen und ihre Brüste mit seiner Zunge zu streicheln. Er steckte seine Finger unter den Bund ihres Höschens und zog es aus. Chrystal war sicher, dass er nun bald in ihr sein würde. Vielleicht schon in ein paar Sekunden. Sie griff nach der Jacke neben ihr und zog ein Kondom aus der Tasche. Sie gab es ihm, doch er legte es beiseite. "Später." Später? Sollte das heißen gar nicht? Wenn er sich weigerte es anzuziehen, würde sie dem Ganzen schnell ein Ende setzen müssen.

Dann spürte sie seinen Mund auf ihr und verstand, was er wollte. Er wollte es zuerst so. "Sie müssen das nicht tun", sagte sie so leise wie möglich.  Langsam machte sie sich Sorgen. Sie wollte nicht kommen. Nicht bei einem Kunden.

Er hob den Kopf. "Ich habe dir gesagt, du sollst still sein. Außerdem will ich es tun. Es ist wichtig." Seine Zunge schoss heraus und strich über ihre Klitoris. Sie musste sich auf die Lippe beißen, um nicht zu schreien. Er machte das gut. Verdammt. Sie musste an etwas anderes denken. An irgendetwas, um nicht das zu fühlen, was er mit ihr machte. Sie dachte an den Fettwanst, den sie die Nacht zuvor gehabt hatte. Sie dachte daran, wie ihre beste Freundin letztes Jahr auf der Straße verblutet war. Sie dachte daran, wie ihre Mutter sie mit der Bratpfanne geschlagen hatte. Sie dachte an die schrecklichsten Dinge, die ihre Erinnerungen zustande bringen konnte und schaffte es, einen echten Orgasmus zu vermeiden. Nach einer glaubhaften Zeitspanne täuschte sie mit bäumenden Hüften und überzeugendem Zittern einen vor.

Er positionierte sich über sie und griff nach dem Kondom. "Ich weiß, dass das kein echter war, aber danke für den Versuch", sagte er, als er den Gummi über seinen, so bemerkte Chrystal, riesigen Penis zog. Sie versuchte, nicht darauf zu starren, aber es war sicherlich einer der größten, den sie je gesehen hatte. Wieder fragte sie sich, warum dieser Typ Probleme hatte, eine Frau ins Bett zu kriegen.

Er glitt mit einem Seufzer in sie hinein und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Langsam stieß er in sie hinein und küsste zärtlich ihren Hals.  Sie fühlte etwas Nasses an ihrem Ohr und bemerkte mit Schrecken, dass er weinte. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie war noch nie in einer solchen Situation gewesen.

"Ich liebe dich, Scully", flüsterte er ehrfürchtig in ihr Ohr. Das war so seltsam. Es war geradezu verrückt. Langsam wurde es Chrystal unheimlich, und sie dachte, dass sie sich besser mit irgend einem verschlissenen Rüpel eingelassen hätte, der wollte, dass sie ihn grün und blau schlug, anstatt mit diesem Typen. Aber sie wurde bezahlt. Das war die Hauptsache. Und darauf versuchte sie sich zu konzentrieren, als er seinen Rhythmus verstärkte und anfing, an ihrem Hals zu stöhnen.

"Ich liebe dich so sehr." Oh Gott. Sollte sie ihm sagen, dass sie ihn auch liebte? Oder dass Scully ihn liebte? Sie war überhaupt nicht vorbereitet auf so etwas. Er weinte immer noch und stöhnte und stieß immer fester.  Vielleicht brauchte er Trost. Sie streichelte sanft über seinen Rücken und Kopf, um ihn zu beruhigen. Er hob seinen Kopf und versuchte wieder, sie zu küssen. Doch gerade deswegen durfte das nicht passieren. Dieser seltsame, traurige Mann brach ihr Herz. Ein Herz, das sie nicht haben sollte.

"Gott, Scully, ich brauche dich. Ich kann ohne dich nicht leben." Niemand hatte je solche Worte zu Chrystal gesagt. Natürlich sagte er sie nicht zu ihr, er sagte sie zu Scully, wer auch immer oder wo auch immer sie war.

Er erhob sich auf seine Knie und hob ihren Hintern mit hoch. Seine Stöße wurden fast schmerzhaft, aber sie fühlten sich immer noch gut an. Sie sah hoch in sein tränenüberströmtes Gesicht, das sich in einer Grimasse körperlicher Lust und seelischen Schmerzes verzogen hatte. Chrystal war selbst den Tränen nahe. Sie wusste, dass er jeden Moment kommen würde, doch er wartete auf sie. Blanke Angst ergriff sie, als sie spürte, wie sich ein weiterer Orgasmus in ihr bildete. Sie entschied, rechtzeitig ein Ende zu setzen, bevor es zu spät war.

Sie zog ihre Vaginamuskeln zusammen und schrie. Er stieß drei schnelle Male und rief ein verzweifeltes "ScullyScullyScully" bevor er über ihr in sich zusammen fiel.

Nach ein paar Momenten rollte er von ihr herunter, auf seinen Rücken.  Chrystal begann nun wirklich, sich Sorgen zu machen. Er hatte das Zimmer für die ganze Nacht gebucht. Wie oft wollte er das noch mit ihr machen? Sie glaubt nicht, dass sie es nur einmal mehr ertragen konnte.

Sie setzte sich auf und wandte sich ihm zu. "Hören Sie, ich weiß, dass Sie gesagt haben, dass sie die ganze Nacht bleiben wollen, aber mir ist gerade eingefallen, dass ich eine Verabredung habe, zu der ich unbedingt muss", stammelte sie auf der Suche nach einer Entschuldigung, hier raus zu kommen.

Er nickte ausdruckslos. "Hab mir schon gedacht, dass du sowas sagen würdest."

Sie stand auf und fing an, ihre Kleider zusammen zu suchen und sich anzuziehen. Sie fühlte sich trauriger und einsamer wie schon lange nicht mehr. Der Mann blieb auf dem Bett liegen und starrte an die Decke. Sie hatte fast ein schlechtes Gewissen, das jetzt ansprechen zu müssen, aber es gab da noch eine Sache, die erledigt werden musste. "Ähm, Mister... wegen meinem... ähh..."

"Nimm die Brieftasche aus meiner Jackentasche und nimm alles Geld, das drin ist okay."

Chrystal holte die Geldbörse und beäugte das Bündel Geld, das darin war.

"Sind Sie sicher? Das ist viel mehr als..."

"Nimms einfach. Ist schon in Ordnung." Sie war die letzte, die widersprechen würde. Mit der Kohle konnte sie sich sogar ein Taxi rufen und nach Hause fahren. Sie würde auch am nächsten Tag nicht arbeiten müssen.  Vielleicht sogar nicht den Tag darauf. Sie steckte das Geld in ihre Tasche und wollte ihm schon sein Portemonnaie wiedergeben, als sie etwas bemerkte.  Ein Foto. Es war das einzige inmitten von Plastikkarten. Es war eine Frau.  Eine Frau mit rotem Haar und blauen Augen. Eine Frau, die wie Chrystal auffiel, fast genauso wie sie aussah. Oder zumindest würde sie in etwa zehn Jahren so aussehen, wenn sie weiterhin ihre Haare färben würde. Allerdings hatte diese Frau eine gewisse Ernsthaftigkeit an sich, eine Tiefe und Intelligenz, von der Chrystal nicht glaubte, dass sie sie je besitzen würde. Sei hielt das Foto hoch. "Mein Gott, das ist sie, nicht wahr?"

Der Mann nickte einmal und sah traurig fort. Sie konnte nicht anders als zu denken *Ich wünschte ich wäre an ihrer Stelle* Sie fragte sich, ob diese Frau die geringste Ahnung hatte, wie der Mann vor ihr fühlte. Was war zwischen den beiden passiert, dass den Mann dazu gebracht hatte, zu ihr zu gehen, anstatt zu ihr? Hatte sie ihm weh getan? Hatte er ihr weh getan? War sie tot? Sie entschied sich, das Risiko einzugehen und ihm - das sagte ihr ihre Intuition - einen bitter nötigen Rat zu geben.  "Sie sollten es ihr sagen. Bei ihr müssten sie bestimmt nichts bezahlen."

Er starrte sie an und Chrystal bereute es augenblicklich. "Was bist du, die Nutten-Seelenklempnerin? Verschwinde einfach okay?" Chrystal zuckte die Schultern. Was ging sie das an, ob der Kerl glücklich war oder nicht. Sie hatte ihr Geld bekommen, richtig? Und trotzdem, als sie hinaus ging in die beißende Kälte, tat ihr der Mann leid, den sie zurück ließ.

XXX

 

Mulder war allein. Das Mädchen war gegangen und jetzt war er allein in einem schäbigen Motel in einer schäbigen Umgebung, ohne einen einzigen Dollar. Wie war es bloß soweit gekommen? Wie hatte er es geschafft, einen relativ schlimmen Tag in den schlimmsten seines ganzen Lebens zu verwandeln? Was hatte er sich nur dabei gedacht? Hatte er wirklich geglaubt, mit diesem Mädchen zu schlafen, mit diesem Kind, dieser Prostituierten, würde ihm helfen? Hatte er sich Befriedigung davon versprochen, seine Fantasien mit diesem Mädchen auszuleben? Verdammte Scheiße, ihm war nicht mehr zu helfen. Was zur Hölle war nur mit ihm los?

Das Schlimmste war, dass er ihr leid getan hat. Er hatte das Mitleid in ihren Augen gesehen. Das arme, mitleiderregende Ding hatte offensichtlich selbst Hilfe nötig, und doch hatte er ihr leid getan. Sie hatte sogar versucht, ihm einen guten Rat zu geben. Bill Scullys Worte fielen ihm wieder ein. Ein armseliger Schweinehund. Wenn er nur wüsste.

Ein Klingeln in seiner Jacke unterbrach seine Gedanken. Er holte sein Telefon aus seiner Tasche und klappte es auf. "Mulder."

"Mulder, ich bin’s." Scheiße. Verdammt.

"Hi Scully, was ist los?"

"Mulder, ich habe gerade versucht, bei dir zu Hausse anzurufen, aber da bekam ich keine Antwort. Du bist doch nicht immer noch auf dem Weg nach Hause, oder?" Sie hörte sich besorgt um ihn an. Sie machte sich Sorgen.  Gott.

"Nein, ich bin zu Hause, Scully. Ich ähm... ich habe das Telefon ausgesteckt. Ich wollte etwas schlafen."

"Oh, entschuldige, habe ich dich geweckt?"

"Nein, nein. Es ist nicht schlimm, dass du anrufst, Scully. Ich wollte bloß nicht mit jedem reden."

"Okay. Ich lasse dich dann wieder in Ruhe. Wir sehen uns morgen, wenn wir bis dahin nicht eingeschneit sind, heißt das." Nein Scully, leg nicht auf. Lass mich hier nicht alleine, bitte!

"Ähm ja. Bis morgen." *Klick* und fort war sie. Er war wieder allein.  Allein mit der Erinnerungen an das, was nicht mehr gut zu machen war. Sie rumorten in seinem Gehirn. Wie er Scullys Vertrauen und ihre Ehre betrogen hatte. Wie er all das verletzt und entweiht hatte. Wie er das arme junge Mädchen benutzt hatte. Nie im Leben würde er ihr diese Verderbtheit zumuten. Und ganz bestimmt nicht konnte er es zu träumen wagen, dass er ihrer würdig sei. Mit einer übelkeiterregenden Selbstabscheu schleppte er sich ins Badezimmer und entleerte seinen Mageninhalt in die Toilette.

Drei Monate und kein Ende.

 

 

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DREI MONATE II

Widerhall und Wiederaufbau

 

(Originaltitel: Three Months II  - Reverance and Reconstruction)

von Rachel Anton

( ranton1013@aol.com )

 

aus dem Englischen übersetzt von dana d.  < danad@netcologne.de >

Rating: NC-17

 

Keywords: MSR, Angst

 

Zusammenfassung: Mulder stellt sich den Konsequenzen seines Verhaltens, doch sie sind nicht das, was er erwartet hat.

Disclaimer: Scully gehört mir nicht. Aber Mulder ist MEINER! Naja, eigentlich gehören sie beide Chris Carter. Verklage mich nicht, Chris.  Biiittteeee!

E-mail: Bitte schreibt mir Eure Meinung. Meine E-mail Adresse ist ranton1013@aol.com

Wort der Autorin: Das hier ist eine Fortsetzung zu Three Months. Wenn Ihr das noch nicht gelesen habt, macht das hier vielleicht nicht viel Sinn. Ihr könnt es bei Gossamer finden. Danke an alle, die mir zu Three Months Feedback geschrieben haben, insbesondere an die Shipper-Bimbos bei Gertie's. Ihr wisst, wer gemeint ist.

 

 

Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas stimmte absolut nicht. Er hatte sie angelogen, da war sie sich jetzt ganz sicher. Es war klar von dem Zeitpunkt an, als sie den Hörer aufgelegt hatte. Er hatte gesagt, dass er sein Telefon ausgesteckt hatte. Wenn das stimmen würde, wäre der Anrufbeantworter nicht angesprungen. Sein AB war Teil seines Telefons. Wenn es ausgesteckt wäre, würde es der AB ebenfalls sein. Sie hätte die Angelegenheit fallen gelassen, vielleicht sogar gar nicht darüber nachgedacht, aber seine Stimme war am Telefon so seltsam gewesen. Er hatte sich nervös und fremdartig angehört. Er hatte sich erbärmlich angehört und... noch etwas anderes. Fast schuldbewusst. Und dann das Beste: sie hatte versucht, ihn noch einmal auf seinem Handy zu erreichen, aber er hatte nicht abgenommen. Offensichtlich hatte er es wohl leise gestellt. Irgendetwas war faul. Äußerst faul.

In der Wohnung war es still wie auf einem Friedhof. Es sah aus, als ob er seit diesem Morgen gar nicht da gewesen war. Seine verschwitzten Joggingsachen vom Morgen lagen zusammengeknüllt auf der Couch, eine halbvolle Tasse kalten Kaffees stand auf dem Küchentisch. Eine Zeitung lag daneben, auf der Sportseite aufgeschlagen.

Sie ging zum Anrufbeantworter, um sich davon zu überzeugen, dass sie noch bei klarem Verstand war. Sie drückte die Play-Taste und tatsächlich hörte sie sich selbst auf dem Band.

"Mulder, ich bin’s. Bist du zu Hause? Ich hoffe, du bist nicht noch unterwegs, es sieht richtig schlimm aus draußen. Ruf mich an, wenn du nach Hause kommst, ja?" Nein, sie hatte keine Halluzinationen. Es stimmte, und er hatte gelogen. Warum? Sie konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wann er sie das letzte Mal belogen hatte. Er war ausweichend gewesen, fort gewesen ohne sie wissen zu lassen, wo er war, aber er war nie hingegangen und hatte sie geradewegs angelogen. Selbst nicht bei so einer Kleinigkeit. Davon hielt er nicht viel und es war eines der Dinge, die sie so an ihm liebte.

Sie hatte sich nicht geirrt bezüglich der Straßenverhältnisse. Die Fahrt zu seiner Wohnung war unsicher gewesen, und die Straßen waren spiegelglatt.  Doch seit sie mit ihm gesprochen hatte, wurde sie das Gefühl nicht los, dass er in Schwierigkeiten steckte. Dass er sie brauchte, aber dass er ihr das aus irgendeinem Grund nicht sagen konnte.

*Als ob das nicht alle Nase lang vorkommt* dachte sie, als sie sich auf die Couch fallen ließ. Sie hatte es versucht. Gott, wie sehr hatte sie es versucht, seinen Dickschädel zu verstehen. Sie hatte gedacht, sie war wirklich davon ausgegangen, dass nachdem ihr Krebs sich zurückgebildet hatte, sie sich endlich über ihre Gefühle füreinander aussprechen würden.  Sie mussten es sich doch nicht mehr so schwer machen. Nicht so wie vorher.  Die Gefühle waren da, sie wussten das beide. Und wenn sie jemals Zweifel gehabt hätte, waren diese während ihrer Zeit im Krankenhaus verschwunden.  Wie sie miteinander umgegangen waren... sie waren Geliebte, und wenn schon nicht auf körperliche Weise, dann auf jeden Fall auf seelische. Die Worte waren überhaupt nicht nötig. Sie waren immer da, immer präsent - unausgesprochen, aber in ihren Herzen. Der Rest war sogar der schöne Teil.  Der einfache Teil.

Zumindest sollte es einfach sein. Mulder in ihr Bett zu bekommen stellte sich als schwieriger heraus, als eine Jungfrau mit einem Keuschheitsgürtel zu entjungfern. Jedes Mal, wenn sie das geringste, aber ernsthafte Anzeichen machte, wechselte er das Thema oder machte einen Witz darüber, oder verließ fluchtartig den Schauplatz. Sie wusste, dass Angst ihn zurück hielt. Eine Angst, die er schon so viele Jahre vor so vielen Dingen hatte. Sie wusste und verstand es, weil sie sich ebenfalls von ihrer eigenen Angst hatte zurück halten lassen, als sie krank geworden war. Sie hatte Angst zu fühlen, irgendjemanden nah an sich heran zu lassen. Wenn sie jemanden in ihr Herz ließ, hatte sie gedacht, führte es nur zu Schmerz und Leid, wenn dieser Jemand fort war. Sie wusste, dass er Zeit brauchte und sie war bereit, sie ihm trotz ihrer zunehmenden sexuellen Frustration zu geben.  Zumindest war er ihr gegenüber in letzter Zeit offener gewesen, als sonst.

Und genau deshalb kam ihr sein Benehmen an diesem Abend so merkwürdig vor.  Warum schloss er sie nun völlig aus? Vor drei Jahren hätte sie so etwas nicht im Mindesten überrascht. Jetzt konnte sie es kaum begreifen. Merkte er denn nicht, dass sie sich Sorgen machte, wenn er sich so benahm? Sollte sie sich Sorgen machen?

Vielleicht versuchte er, sie vor etwas zu schützen. Vielleicht hatte er sich auf irgendeine schlecht durchdachte Aktion eingelassen und sich in Gefahr gebracht. Vielleicht wollte er sie nicht wissen lassen wo er war, weil er wusste, dass sie ihn suchen würde und womöglich zu Schaden kommen würde. Vielleicht war er bereits verletzt und konnte deswegen nicht ans Telefon gehen. "Verdammt Mulder, wo bist du?" Ihre Vorstellungskraft braute langsam die schrecklichsten Situationen zusammen. Sie blickte auf ihr Uhr.  2.45 Uhr morgens. Noch früh für Mulder. Er ging selten vor 4 Uhr schlafen.

*Vielleicht ist er einfach irgendwo weg und hat seinen Spaß, und wollte dich nicht mitnehmen* Der unwissende Teil in ihr begann eine Schlacht mit dem paranoiden, ängstlichen Teil, und sie begriff, wie erschreckend ähnlich sie und Mulder sich geworden sind. Man konnte schon fast sagen, dass sie nun mehr wie er war als er selbst.

Sie schaltete den Fernseher ein, um sich abzulenken. Soylent Green.  Gestalten. Sie fragte sich, ob Mulders Fernseher imstande war, auch etwas anderes als billigen Sci-Fi und Porno zu empfangen. Er war irgendwie immer noch ein verklemmter Jugendlicher in so vieler Hinsicht. Einiges davon war liebenswert, anderes einfach nervend. Sie schaltete auf CNN. Vielleicht berichteten sie dort über irgendein unerklärliches Phänomen, das ihr einen Hinweis geben würde, wo er sein könnte. Nach zwanzigminütigen Wetterberichten gab Scully es auf und schaltete wieder zu Soylent Green.

Sie dachte kurz daran, die Einsamen Schützen anzurufen. Nein, sie war noch nicht so verzweifelt. Sie wussten wahrscheinlich gar nicht wo er war und das letzte, das sie jetzt brauchte war deren paranoiden Theorien, die ihr noch mehr Bedenken einbrachten. Sie musste außerdem zugeben, dass ihr ihre Besorgnis irgendwie peinlich war. Er galt noch nicht einmal als vermisst.  Nein, sie würde wenigstens bis zum Morgen warten. Wenn er dann immer noch nicht zu Hause sein würde, wäre ihre Panik gerechtfertigt.

Sie streckte sich auf der Couch aus und legte ihren Kopf auf seine dreckigen Klamotten. Tief zog sie den Geruch ein. Sie wollte es sich nur schwer eingestehen, aber sie fand an dem Geruch nach Schweiß etwas äußerst Erregendes. Heute fand sie es beruhigend. Es war eine Verbindung, etwas, woran sie festhalten konnte.

Sobald sie sich hingelegt hatte, merkte sie, wie erschöpft sie war. Sie hatte die Nacht zuvor kaum geschlafen, ihre Hormone hatten sie unbarmherzig wach gehalten, und es war ein langer Tag gewesen. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken, aber körperlich war sie total fertig. *Ich mache die Augen zu, nur für eine Minute, nur um ein wenig auszuruhen.* Das waren ihre letzten Gedanken, bevor sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.

XXX

 

"Tja, Leute, die Sonne geht auf an einem herrlichen Morgen in Washington DC. Die Sonne wird eine Menge des Schnees schmelzen, also macht euch auf tonnenweise Schneematsch gefasst."

"Ja, laber nur", brummte Mulder den Radiosprecher an. Ärgerlich drehte er den Sendersucher. Der Typ klang ihm viel zu fröhlich. Er hatte allerdings recht, was den Schneematsch anging. Darin zu fahren war kein Zuckerschlecken, aber es war einfacher als sein Auto heute Morgen aus dem Schnee zu graben. Das war vielleicht ein Stück Arbeit gewesen.

Er fuhr langsam. Langsamer als gewöhnlich. Nicht wegen dem Wetter, sondern weil er überhaupt nicht sein Ziel erreichen wollte. Zuerst zu seiner Wohnung, um sich umzuziehen, dann ins Büro. Sein Magen zog sich bei dem Gedanken zusammen. Wie um alles in der Welt sollte er in das Büro reinmarschieren und Scully mit seinem schlechten Gewissen ins Gesicht sehen? Um ehrlich zu sein wusste er nicht, wie er nach letzter Nacht überhaupt irgendeiner Frau in die Augen sehen konnte. Er war krank.  Wirklich und wahrhaftig geisteskrank. Keine Frage. Sogar das arme, verlorene Kind, das er gedankenlos benutzt hatte, hatte sehen können, wie krank er war. Sie hatte Mitleid gehabt. Er glaubt nicht, dass es noch erbärmlicher werden könnte. Nie im Leben konnte er noch tiefer sinken.

Sie würde es wissen. Sie würde es sofort wissen, da war er sich sicher. Sie würde das schlechte Gewissen und den Ekel spüren, die sich in ihm ausbreiteten. Sie würde ihn wie ein billiges Taschenbuch lesen können und er würde absolut keine Möglichkeit haben, sich vor ihr zu verstecken. Sie würde wissen, dass er riesigen Mist gebaut hatte, aber nicht wissen, was genau vorgefallen war. Es war etwas so Dunkles, so Gestörtes, dass es ihr im Leben nie einfallen würde. Geschweige denn anzunehmen, dass er je so etwas machen könnte. Sie hielt viel mehr von ihm, da war er sich sicher.  Wenn sie es nicht täte, würde ihm nicht auf 10 Meter nahe kommen. Wenn sie wüsste, zu was er fähig war, wäre sie an dem Tag, an dem sie ihm begegnet war, schreiend aus dem Büro gelaufen.

Dann wäre sie jetzt viel besser dran. Wenn sie damals schon gegangen wäre, würde sie jetzt ein normales Leben leben. Sie würde bestimmt verheiratet sein. Mit Kindern. Gott. Kinder. Er hätte es ihr gleich am ersten Tag sagen sollen. Er hätte sie direkt wissen lassen sollen, was für ein verdrehter Mensch war. Er hätte sie vor all dem Kummer und Leid warnen sollen, das garantiert war, wenn sie sich mit ihm einlässt. Dann wäre sie gegangen. Sie hätte ein glückliches Leben ohne ihn geführt und er wäre allein geblieben.  So hätte es sein sollen. Aber er war zu egoistisch. Er könnte sie nie gehen lassen. Er war vom ersten Tag an der Droge Dana Scully verfallen. Er brauchte sie wie die Luft zum Atmen.

Aber jetzt... was sollte er jetzt tun? Er konnte das nicht für immer vor ihr geheim halten. Sie würde wissen wollen, was los war. Sie würde sich wahrscheinlich sogar Sorgen machen. Was sollte er ihr nur sagen? Er konnte sie nicht ewig hinhalten. Sie würde sauer auf ihn werden, wenn er nicht mit ihr reden wollte. Aber wenn er ihr die Wahrheit sagen würde, würde er sie nie wieder sehen. Er musste sich etwas ausdenken. Er musste lügen. Noch einmal. Das war der einzige Weg.

Er war jetzt fast schon an seiner Wohnung. Nur noch eine Stunde oder so, bis er auf der Arbeit sein musste. Eine Stunde, um an die Lüge zu denken, die alle Lügen beendete. Diesmal war es keine Lüge, um die Wahrheit zu finden, sondern eine, um seinen Arsch zu retten. Eine Lüge für Scully. Sein Hals zog sich zusammen und er fühlte die Tränen in seine Augen, als er daran dachte. Wie könnte er sie nur anlügen? Wie könnte er nicht? Was um Himmels Willen könnte er ihr sagen, das auch nur im Geringsten glaubwürdig war?

Vielleicht irrte er sich. Vielleicht würde sie überhaupt nicht merken, dass etwas nicht stimmte. Vielleicht könnte er von seinem mentalen Zustand ablenken und sie könnten weitermachen als wäre überhaupt nichts geschehen (was auch immer das sein würde). Es wäre eine Möglichkeit. Eine klitzekleine Chance. Doch viel wahrscheinlicher war es, dass sie direkt fragen würde, sobald sie ihn zu Gesicht bekam.

Er parkte vor seinem Haus und ging zur Eingangstür. Im Aufzug bemerkte er, dass er immer noch das billige Parfüm des Mädchens an sich riechen konnte.  Er konnte es nicht abwarten zu duschen und versuchen, den Dreck von sich herunter zu bekommen. Vielleicht würde ihm in der Dusche eine angebrachte, überzeugende Story einfallen. Er war sehr kreativ, wenn er duschte, er wusste selbst nicht warum. Oder vielleicht würde ihm beim Kaffee ein Gedanke kommen.

*Ding* Die Tür des Aufzugs öffnete sich und Mulder ging widerwillig zu seiner Wohnung. Er wollte da gar nicht hin. Er wollte nirgendwo hin. Mit Schrecken erkannte er, dass er zum ersten Mal seit Scullys Genesung sich wünschte tot zu sein. Als er den Schlüssel in das Schlüsselloch steckte, befiel ihn eine morbide Hoffnung, dass hinter der Tür sein Vollstrecker auf ihn wartete.

Er wurde mit dem Geschwatze einer Frau begrüßt, die die neueste Saftpresse anpries. Werbung. *Ahh, das morgendliche Fernsehprogramm.* Fernsehen. Fernsehen?!! Er war sich sicher, dass er es ausgeschaltet hatte, als er gegangen war. Er griff nach seiner Waffe und schlich leise in sein Wohnzimmer. Es war leer. Seltsam. Er ging zum Fernseher und schaltete ihn aus.

"Ist gestern wohl spät geworden, Agent Mulder?" Er erschrak. Er zuckte regelrecht zusammen. Er hätte fast geschrien. Scully. Stand in der Tür seines Badezimmers. Scully. Sah ihn mit anklagendem Blick an. Scully. In seinem gottverdammten Apartment!!!

 

XXX

 

Er stand da wie versteinert. Wie Wild im Scheinwerferlicht. Er konnte sich nicht bewegen, konnte nicht sprechen. Sein Mund öffnete und schloss sich ohne etwas hervorzubringen. Scully hatte ihn noch nie so erschrocken gesehen. Was zum Teufel war hier los? Sie kam auf ihn zu und berührte seine Schulter. Er wich so heftig von ihr zurück, dass er fast über den Kaffeetisch gestolpert wäre.

"Mulder, was ist los?"

"Was machst du hier?" er war verärgert. Er wollte sie hier nicht haben.

"Ich habe mir Sorgen gemacht. Warum hast du mich angelogen, Mulder?"

"Was soll das heißen, ich habe dich angelogen? Warum hast du dir Sorgen gemacht? Was machst du hier, verdammt?" schrie er und ging ungehalten umher. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals so gesehen zu haben. So abwehrend. Aber wieso?

"Mulder, du hast gesagt, du bist zu Hause, aber das warst du offensichtlich nicht. Ich hatte Angst um dich. Ich habe gedacht, du stecktest in irgendwelchen Schwierigkeiten. Ich ..."

"Herrgott Scully, muss ich dir jede verdammte Minute sagen wo ich bin? Ich habe schon eine gottverdammte Mutter, Scully!"

Jetzt war sie es, die von ihm zurückwich. Er war fuchsteufelswild und es war ihr ehrlich gesagt nicht geheuer.

"Mulder, hör zu, ich will gar nicht wissen, wo du warst, okay. Ich möchte nur wissen, dass du in Sicherheit bist. Jetzt weiß ich es, also werde ich jetzt gehen. Ich verstehe allerdings nicht, warum du dich so aufregst. Du hättest dir an meiner Stelle genauso Sorgen gemacht." Sie griff nach ihrem Mantel und wandte sich zur Tür. Sie sah keinen Grund hierzubleiben und sich weiter anschreien zu lassen.

Sie drehte den Türknopf, als sie ein seltsames Geräusch hinter sich hörte.

Beinahe ein Wimmern. Dann ein Flehen.

"Gott, Scully, es tut mir leid. Es tut mir wirklich sehr leid. Bitte sei nicht wütend auf mich." Sie drehte sich um. Er saß jetzt zusammengesunken auf der Couch und sah sie mit einem Ausdruck an, den sie nicht recht deuten konnte. "Ich kann verstehen, dass du besorgt warst. Ich hätte dich nicht anlügen sollen. Es tut mir leid okay?" Sie ging zu ihm zurück und setzte sich auf den Sessel neben der Couch.

"Mulder, ich bin immer noch besorgt um dich. Was um alles in der Welt ist los mit dir?" Dann bemerkte sie es. Den Geruch. Ungewohnt und widerlich. Es kam von ihm. Es war Parfüm. Nicht ihres. Das von jemand anderem. Und auf einmal verstand sie. Er war letzte Nacht mit einer anderen Frau zusammen gewesen. Er war so abweisend, weil er ein schlechtes Gewissen deswegen hatte. Er dachte sich vielleicht, und es stimmte, dass sie verletzt sein würde. Es machte jetzt alles Sinn.

"Nichts ist los, Scully. Es ist alles in Ordnung. Wirklich... alles in bester Ordnung. Ich war überrascht, dich hier zu sehen, aber, weißt du, es ist okay. Ich ähm... möchtest du Frühstück oder etwas anderes?"

"Wer ist sie?" Verdammt. Sie konnte die Art nicht leiden, mit der sie es gesagt hatte. Eifersüchtig und anklagend. Und so ein Klischee. Er hatte ein Recht auf ein Privatleben. Wenn er nicht mit ihr zusammen sein konnte, konnte er zusammen sein mit wem er wollte. Sie war nicht seine Frau.  Außerdem hatte sie vor knapp einem Jahr selbst ein Stelldichein mit einem anderen Mann gehabt. *Aber damals war es noch nicht so, wie es jetzt ist.* sagte ihr ihr Unterbewusstsein. Und sie wusste, dass das stimmte. Alles war jetzt anders. Sie hatte ein Recht darauf, dass es ihr etwas ausmachte, verdammt! Sie konnte es akzeptieren, dass er sich dagegen sträubte, intim mit ihr zu sein. Aber der Gedanke, dass er zu jemand anderem gegangen war, tat so sehr weh.

Die Art wie er sie ansah wischte jeden Zweifel an der Richtigkeit ihrer Theorie fort. Ihre Blicke trafen sich und eine einsame Träne glitt seine Wange herunter. Er schüttelte den Kopf. "Niemand Scully. Niemand. Können wir es einfach vergessen? Bitte."

Sie zuckte die Schultern. Sie hatte wirklich kein Recht, Erklärungen von ihm zu verlangen. Er musste es ihr nicht sagen. Es ging sie wirklich nichts an. Oder? Er schien allerdings sehr niedergeschlagen, so heruntergekommen, wer immer auch seine Begegnung gewesen war. Vielleicht war es gar nicht so einfach, wie sie zuerst gedacht hatte. "Mulder, irgendetwas stimmt hier offensichtlich überhaupt nicht. Bitte schließ mich nicht aus. Was immer es auch ist, du kannst es mir sagen. Ich verspreche dir, ich werde nicht wütend sein." Und es stimmte. Sie war nicht wütend. Nur verletzt und verwirrt.

"Es gibt nichts zu sagen. Also... Omeletts? Ich mache die schlimmsten Omeletts, Scully." Er stand auf und wollte in die Küche.

"Mulder, setz dich hin. Ich möchte kein Omelett. Ich möchte, dass du mit mir redest." Er sank zurück in die Couch und ein schrecklicher Gedanke befiel sie. Sie musste ihn fragen. Sie musste es wissen. Ganz ruhig und voller Befürchtungen fragte sie, "Liebst du sie?"

Er schüttelte den Kopf und lachte bitter. "Gott, Scully, was ist das für eine Frage? Ich weiß gar nicht, was ich darauf antworten soll."

"Wie wärs mit der Wahrheit?" Sie konnte sehen, wie er mit sich selbst rang.  Sie hatte den Eindruck, dass ein Teil von ihm es ihr sagen wollte, aber irgendetwas hielt ihn zurück.

"Es gibt keine 'sie', die ich liebe oder nicht liebe." Wieder eine Lüge.

"Mulder, du bist die ganze Nacht weg gewesen und hast keine andere Erklärung. Du hast mich angelogen, als du gesagt hast wo du bist, und du riechst wie ein schäbiges Bordell. Wenn es keine 'sie' gibt, dann was zum Teufel läuft hier eigentlich? Hast du ein Doppelleben als Drag Queen angefangen?" Er zuckte bei ihren Worten. Sie ebenfalls. Sie hatte nicht beabsichtigt, so schroff zu sein. Sie atmete tief und langsam aus, in der Hoffnung, dadurch auch etwas von ihrem Frust loszuwerden.

"Tut mir leid. Es geht mich wirklich nichts an. Aber du siehst so fertig aus. Ich möchte dir helfen Mulder." Ihre Stimme wurde weicher und sie lehnte sich vor, um eine Hand auf sein Knie zu legen. "Wenn du mich dir helfen lässt, heißt das."

Er sah auf und in ihre Augen. So viel Schmerz lag in den unergründlichen Tiefen seiner plötzlich schwarzen Augen. Viel mehr, als sie je gesehen hatte. Und sie hatte schon einiges gesehen. Sie drückte sein Knie und redete ihm zu. "Bitte schließ mich nicht aus, Mulder. Lass mich dir helfen." Für eine Millisekunde wurden seine Gesichtszüge weicher und er sah aus, als ob er jeden Moment in ihren Armen zusammenbrechen würde. Dann, ganz plötzlich, machte etwas in ihm 'klick'. Hastig schüttelte er den Kopf und riss sich von ihrer Hand los. Wild sah er sie an. Beinahe wütend.

"Du denkst wirklich, du könntest mir helfen, was? Du hältst dich für eine verdammte Mutter Teresa." Seine Stimme war voller Verachtung wie sie es von ihm noch nie gehört hatte. Nicht einmal, als er mit Drogen vollgestopft und paranoid gewesen war. Nicht einmal als er dachte, dass sie als Spion gegen ihn arbeitete.

"Ich will dir mal was sagen, Heilige Scully. Du irrst dich. Du irrst dich gewaltig. Dieses Ego von dir. Dass du glaubst, du könntest jemandem helfen, der so durch und durch krank, so im Grunde seines Wesens verdorben ist." Er stand auf ging zum Fenster, mit dem Rücken zu ihr. Sie wollte zu ihm gehen, aber sie hatte Angst.

"Mulder, du bist nicht..." Sie kam nicht weiter, denn der Krach der auf den Boden knallenden Gegenstände von Mulders Schreibtisch schnitt ihr das Wort ab. Ihr Herz blieb fast stehen. Wutentbrannt drehte er sich wieder zu ihr um.

"Halt die Klappe! Scully, verdammt, halt ein einziges Mal in deinem Leben die Klappe und akzeptiere mich wie ich bin. Was ich bin. Du willst wissen, wo ich letzte Nacht gewesen bin?" Er machte einen Schritt auf sie zu und griff sie bei den Schultern und schüttelte sie. Wieder fiel ihr auf, wie viel größer als sie er war. Könnte sie ihn ausmanövrieren, wenn er versuchen würde, ihr weh zu tun? Nein, das war Mulder. Er würde niemals so etwas tun. Oder?

Er schüttelte sie stärker. "Willst du das wissen? Antworte mir?" Sie nickte und versuchte, ihre Angst nicht zu zeigen. Wenn sie etwas sagen würde, war sie sicher, dass ihre Stimme sie verraten würde. Er ließ sie los und begann, wie ein Rasender im Zimmer hin und her zu laufen.

"Okay, lass uns mal sehen, was du hiervon hältst, große Heilerin. Ich rieche wie ein Puff, was? Weißt du auch warum, Scully?" Er stand hinter ihrem Sessel und beugte sich vor, um in ihr Ohr zu flüstern. "Weil ich bei einer Nutte gewesen bin, Scully. Aber es war nicht irgendeine Nutte. Nein, das war eine ganz besondere Nutte, weil sie auffallende Ähnlichkeit mit jemandem hat, den wir beide kennen. Weißt du, wer das ist, Scully?" Sie schüttelte nur den Kopf, um eventuelle Reaktionen auf ihrem Gesicht vor ihm zu verbergen. Er ging um den Sessel herum und setzte sich vor sie auf den Tisch. Er stützte seine Hände auf seine Knie und lehnte sich geradezu geheimnisvoll vor.

"Nein, huh? Okay, dann sag ich's dir. Ich meine dich, meine Süße. Sie sah haargenau so aus wie du. Bis auf die Tatsache, dass sie gerade mal vielleicht 16 Jahre alt war natürlich." Scully schluckte trotz ihrer Versuche, still zu halten. "Tja, du hast eben schon immer jung ausgesehen für dein Alter, Scully. Willst du also wissen, was ich gemacht habe?  Wahrscheinlich nicht, aber ich werde es dir trotzdem sagen. Ich habe sie gevögelt, Scully. Ich habe sie gevögelt und ich habe mir vorgestellt du seiest es. Ich habe sie Scully genannt und ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe und ich habe ihr den Verstand herausgevögelt und dann habe ich sie bezahlt. Und weißt du was, Scully? Sogar dieses Kind konnte das in mir sehen, was ich bin. Also warum zur Hölle kannst du das nicht?"

Er schloss für einen langen Moment die Augen, stand dann auf und ging zurück zur Couch. Diesmal auf die andere Seite, von ihr weg. Er sank in die Kissen und vergrub seinen Kopf in seinen Händen. Sie war wie gelähmt.  Völlig überwältigt von dem, was er ihr gerade gesagt hatte und absolut unfähig, etwas darauf zu erwidern. Ihre erste Reaktion war Wut. Wie konnte er nur so etwas Dummes, unüberlegtes tun? Wie konnte er das, was eigentlich ihnen beiden gehörte, mit einer Fremden haben? Wie konnte er nur so unverantwortlich sein? Wie konnte er irgendjemandem "Ich liebe dich, Scully" sagen, wenn er es noch nicht einmal ihr gesagt hatte?

Und dann, in einem Moment blendender Klarheit, erkannte sie, dass er es gerade getan hatte. In seiner eigenen bizarren Art hatte er ihr gerade gesagt, dass er sie liebte. Und wie sehr ihm das Angst machte.

Mit zitternden Knien stand sie auf und stellte sich vor ihn hin. "Mulder?"

Keine Reaktion. Er saß still und stumm mit seinem Gesicht in seinen Händen.  Sie kniete sich auf den Boden zwischen seine Beine und zog seine Hände von seinem Gesicht. Seine Augen waren geschlossen.

"Mulder, sieh mich an." Seine Augen öffneten sich, aber trafen ihren Blick nicht. Er starrte auf den leeren Fernsehbildschirm hinter ihr.

"Warum bist du noch hier?" Seine Stimme war jetzt ganz ruhig. Und völlig emotionslos.

"Weil ich dich auch liebe." Er verzog das Gesicht und kniff die Augen wieder zusammen. Es sah aus, als ob das die schlimmsten Neuigkeiten waren, die er je gehört hatte.

"Sag bloß das überrascht dich. Bist du wirklich so in Selbstzweifeln versunken, dass du das nicht bemerkt hast? Oder hast du gedacht, dass ich es nie sagen würde? Es ist jedenfalls die Wahrheit, Mulder. Ich liebe dich und ich weiß, warum du das getan hast. Du hast es getan, weil du Angst hattest und einsam und frustriert bist und ich verstehe das wirklich, weil ich es auch bin. Und jetzt benutzt du es als Entschuldigung. Für mich und für dich selbst. Du benutzt es, um zu beweisen, dass du es nicht wert bist geliebt zu werden. Dass du mich nicht verdienst. Dass du mich aus deinem Leben abschreiben und wieder allein in dein Loch verziehen kannst, wo es sicher ist. Aber ich lasse dich nicht so davonkommen."  Er öffnete wieder die Augen und Scully sah, dass sich Tränen darin gesammelt hatten. Reuevoll schüttelte er den Kopf.

"Warum gehst du nicht einfach?" Er flehte.

"Hey, G-Man, ich habe deine Nummer. Und du wirst mich nicht so einfach los.  Du denkst, dass du dich vor mir verstecken kannst - vor all dem - hinter einer Wand der Unsicherheit? Du glaubst, dass ich das so einfach durchgehen lasse? Bevor wir überhaupt eine Chance gehabt haben?" Irgendwie gab ihr die Absurdidität der Situation Courage, die sie nie zuvor gehabt hatte. Sie beugte sich vor, immer noch seine Hände in seinem Schoß haltend, und berührte sanft seine Lippen mit ihren. Er hatte sich völlig versteift und bewegte sich nicht. Es war, als ob sie eine Puppe küssen würde. Absolut keine Reaktion. Seine Augen blieben offen, und er sah sie mit Entsetzen an.  Sie fing an, ihre Lippen fordernder zu bewegen, versuchte seine fest zusammengepressten Lippen auseinander zu bringen.

"Scully, hör auf", flüsterte er an ihrem Mund. "Bitte hör auf." Sie nutzte die Gelegenheit, um ihre Zunge rasch zwischen seine Lippen schlüpfen zu lassen und danach seine Lippen damit zu befeuchten. Sein Atem wurde schneller, aber er erwiderte ihren Kuss immer noch nicht.

"Du willst das nicht wirklich, Scully. Du wirst es später bereuen." Er keuchte jetzt, klang immer verzweifelter. Seine Worte verärgerten sie. Sie war erwachsen und sie wusste genau, was sie wollte.

Sie hörte lange genug auf ihn zu küssen, um ihm zu sagen, "Du musst mich hiervor nicht in Schutz nehmen, Mulder. Ich brauche das. Mach uns beide glücklich und gib es mir."

XXX

Die Spannung im Raum würde ausreichen, um ihn entzwei zu brechen. Er verhielt sich vollkommen bewegungslos, doch in ihm zitterte jeder einzelne Knochen. Sie küsste ihn! Er hatte ihr sein schrecklichstes, verdorbendstes Geheimnis erzählt und sie war immer noch hier und küsste ihn. Sie war offensichtlich in Schock von dem was er ihr gesagt hatte. Das konnte nicht ihre wirkliche Reaktion sein. Oder? Sie fing an, seine Beine zu streicheln und fand wieder seinen Mund mit ihrem. Ihr süßer Geruch und Geschmack waren überall. Jeder seiner Sinne war sich ihrer bewusst. Noch nie hatte er etwas mehr gewollt. *Tu ihr nicht weh* wiederholte er wie ein Mantra in seinem Kopf.

Ihr kleiner Körper schmiegte sich an seinen. Sie war so nah. So nahe und sie berührte ihn. Ihre Hände. Gott *Tu ihr nicht weh Tu ihr nicht weh* Ihre Zähne knabberten an seiner Unterlippe und sie saugte daran. *Tu ihr nicht weh* Ihre Hände krochen weiter an seinem Schenkel hoch.  *tuihrnichtwehtuihrnichtwehtuihrnichtweh* Ihre Hände glitten von seinen Beinen zu seinem Bauch, schlüpften unter sein Hemd. Ihr Mund öffnete sich nun ganz und umschloss seine Lippen völlig, ihre Zunge zwischen seinen Lippen. Unfähig zu widerstehen, unfähig ihr etwas vorzuenthalten, stieß er einen animalistischen Laut hervor, ergriff sie bei den Schultern und stieß seine Zunge tief in ihren Mund.

Bevor er wusste, was passierte hatte er sie mit einem affenartigen Grunzen auf den Boden gestoßen und war auf ihr. All die Liebe, all der Frust, alle Leidenschaft und Wut in ihm entluden sich in einer betäubenden Explosion.  Er fühlte sich wie unter Drogen, gestört, völlig außer Kontrolle. Es war toll.

Er griff nach ihren Händen und hielt sie über ihrem Kopf zusammen, als er an ihrem Hals seinen Weg herunter küsste und knabberte. Scully nahm in zwischen ihre Beine und stieß mit ihren Hüften hoch zu seinen. Er verlor den Verstand. Das war es. Es war alles eine einzige Halluzination oder ein Traum, und er würde jeden Moment allein auf seinem Teppich aufwachen.  Allerdings roch sein Teppich nicht so gut. Und er stöhnte auch nicht so.  Gott, sie stöhnte. Das Geräusch rutschte von seinen Ohren direkt herunter in seine Leistengegend. Er ließ ihre Hände los und fing grob an, an ihrer Bluse zu reißen. Er brauchte mehr von ihr. Mehr Haut. Mehr zum Verschlingen. Mehr um hineinzukriechen. Er zog und der feine Stoff zerriss in seinen fordernden Händen. Er attackierte ihr Schlüsselbein mit seinem Mund. Sie sagte irgendetwas, aber er konnte es nicht hören. Alles, was er hören konnte war das Rauschen in seinen Ohren. Wie das Geräusch einer Seemuschel. Sie bäumte sich unter ihm auf und die Reibung an seinem Schritt reichte aus, um ihn über den Rand zu pushen. Er wäre auf der Stelle gekommen, wenn er sich nicht zurück gehalten hätte.

Plötzlich war etwas anders. Widerstand. Ihre Hände waren auf seiner Brust. Nicht, um ihn herunter zu ziehen, sondern um ihn weg zu schieben. Shitshitshit. Mit einem Mal bemerkte er, was passierte, was passiert war.  Im Handumdrehen rollte er von ihr herunter und rutschte hastig von ihr fort. Sie stand auf und klopfte sich ab. Sie war bildschön. Ihre Haare waren durcheinander, sie hatte rote Wangen und ihre Bluse war zerrissen. Er konnte sie nicht einmal ansehen. Er hatte es versaut. Schon wieder. Sie hatte versucht, ihm einen harmlosen Kuss zu geben und er hatte sie wie ein Untier besprungen. Das Schlimmste war, er war immer noch erregt. Er konnte nicht aufhören zu keuchen und sein dreimal verfluchter Ständer wollte sich immer noch nicht beruhigen. Wann hörte er endlich auf, so ein Arschloch zu sein?

Dann tat sie etwas Merkwürdiges. Sie lachte. Kicherte fast. Lachte sie ihn aus? Gott, er könnte mit ihrem Ärger umgehen, von dem er sicher war, dass er ihn bekommen würde, aber von ihr ausgelacht zu werden? Damit könnte er nie leben.

"Ein bisschen ungestüm heute, Mulder?" ihre Stimme war unbeschwert und freudig. Was sollte das bedeuten?

"Gott, Scully, es tut mir leid", murmelte er mit gesenktem Kopf. Sie ging zu ihm und hielt ihm die Hand hin. Er sah auf in ihr Gesicht und sah keine Ärger oder Schadenfreude. Nur Verlangen.

"Nicht, bitte. Ich mag es. Komm her." Er sah ihre Hand an, dann wieder zurück in ihre Augen. Sie wollte ihn immer noch. Nach all dem wollte sie ihn immer noch. Sie mochte es. Er nahm ihre Hand und stand auf - ein wenig verlegen wegen der Reaktion seines Körpers auf sie. Diese verdammten Hosen versteckten auch nie etwas. Sie führte ihn aus dem Zimmer.

"Wo gehen wir hin?" Er hatte kein Schlafzimmer. Es gab nicht viel in seinem Apartment, wo man hingehen könnte.

"Wir sorgen jetzt dafür, dass du wieder sauber wirst. Ich halte nicht viel von deinem neuen Parfüm, Mulder."

Sie führte ihn ins Badezimmer. Die Dusche. Jesus. Er schluckte seinen golfballgrossen Kloß im Hals herunter und fragte mit einer, so betete er, leisen und sexy Stimme, "Willst du mir den Rücken waschen, Scully?" Er hatte keine Probleme bis "Rücken". Dann verriet ihn seine Stimme, indem sie in ein hohes Quietschen rutschte. *Junge, wie in der Pubertät.*

Sie schien es gar nicht zu bemerken. Sie drehte sich einfach zu ihm um und lächelte dieses kleine Lächeln, das seinen Magen immer in einen einzigen Knoten verwandelte. "Vielleicht", sagte sie und zog ihn hinter sich her.  Gott, sein Badezimmer war ein Schweinestall. Er hoffte, sie würde sich nicht ekeln, und dass die Stimmung nicht ruiniert würde, doch sie schien auch das nicht zu bemerken.

Sie führte ihn hinein und drehte den Wasserhahn in der Dusche auf. Dann drehte sie sich wieder zu ihm um und sah ihm in die Augen. "Ich liebe es, wenn du mich so ansiehst." Oh Gott. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie er sie ansah. Aber er wollte es wissen. Sich selbst durch ihre Augen sehen.

"Wie denn, Scully?"

"Wie du mich gestern im Büro angesehen hast, wie du mich in der Nacht in Florida angesehen hast, als mein Mini-Feuer ausging, wie du mich jetzt ansiehst. Ich fühle mich schön dadurch, Mulder, und begehrt. Geht es dir manchmal auch so?"

Er hatte noch nie so darüber nachgedacht, aber er musste zugeben, dass ja, manchmal ging es ihm so. Und dass hin und wieder das Gefühl von ihr genug war, um seine Zweifel und Unsicherheiten zu übertrumpfen, wenn auch nur für einen Moment, und dass diese Momente die schönsten in seinem Leben waren.

"Ja, du... du tust es gerade jetzt."

Sie lächelte und fing an sein Hemd aufzuknöpfen. "Gut. Ich möchte das nämlich, Mulder. Ich möchte, dass du dich durch mich so gut fühlst, wie ich mich durch dich fühle." Gott, ihre Stimme war zart wie Seide. Rauchig und atemlos. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals in seinem Leben so erregt gewesen zu sein. "Ich möchte, dass du dich so siehst, wie ich dich sehe. Ich möchte, dass du den schönen, brillanten, zärtlichen, leidenschaftlichen Mann siehst, den ich jeden Tag sehe." Sah sie ihn wirklich so? War er wirklich so?

"Scully, ähm... du sagst das nicht nur, damit ich mich besser fühle, stimmts?"

"Ich sage das, damit wir beide uns besser fühlen." Sie zog sein Hemd aus und warf es auf den Stapel dreckiger Wäsche in der Ecke. Er hoffte, dass sie nicht bemerkte, dass er überall Gänsehaut hatte. Die Haare auf seiner Brust standen praktisch ab. Als ihre kleinen Hände an seinem Gürtel anfingen, quietschte er beinahe vor Freude. Dann fühlte er, wie ihre Finger den Reißverschluss herunterzogen und leicht gegen seinen Schritt streiften.  Er konnte ein Stöhnen nicht zurückhalten. Er fing an, gegen ihre Hand zu stoßen, aber er zog sich zurück, in der verzweifelten Hoffnung, sich zusammen zu nehmen.

Sie sah zu ihm hoch. "Nicht, Mulder. Halt dich nicht zurück. Nicht bei mir.  Ich möchte sehen, wie du mich willst. Ich will, dass du mir alles gibst, das du hast." Sie zog seine Hose herunter und befreite dann seine pulsierende Erektion von seinen Boxershorts. Dann trat sie einen Schritt zurück, um ihr Werk zu betrachten. Sie lächelte. Dann grinste sie. Und dann fing sie an zu kichern. Genauso wie vorhin. Und er war genauso erschrocken wie vorhin. War es sein Körper? Lachte sie seinen Körperbau aus?

"Fox in Socken." * Schaffte sie es zwischen Kichern hervorzubringen. Er sah herunter. Er trug tatsächlich Socken. Socken mit einem entsetzlich ausgewaschenen Muster drauf. Und nichts weiter. Und dann grinste er. Und dann lachte er geradewegs, weil es wirklich verdammt lustig war. Er zog sie aus und schmiss sie auf den Stapel. Und dann kam er bedrohlich auf sie zu.

"Das zahle ich dir heim."

Sie grinste ihn verschmitzt an. "Das hoffe ich." Er ergriff sie bei den Armen und sah auf sie herunter. Sie lachte immer noch ein wenig. Sie wirkte fast aufgedreht. Fast wie betrunken. Freute sie sich etwa genauso darauf wie er? Langsam kam es ihm so vor.

"Du siehst so schön aus, wenn du lachst, Scully. Manchmal stelle ich mir vor, dich lachen zu sehen." Sie erfasste seinen Blick und er sah Tränen in ihren Augen.

"Mulder, zieh mich aus." Ihr Ton war plötzlich wieder ernst. Er ließ ihre Arme los und fing an, ihre Bluse aufzuknöpfen. Seine Hände zitterten merklich, und er musste sich selbst ermahnen, es dieses Mal langsam anzugehen. Zu genießen. Ein, zwei, drei Knöpfe machte er langsam auf. Er war stolz auf sich. Kein Reißen dieses Mal. Er zog ihre Bluse aus und sie stand vor ihm in verblichenen Jeans und einem einfachen lila BH.

Wie war das passiert? Wie war er hier gelandet? Mit dieser Vision vor ihm.  Mit Dana Scully halb nackt in seinem mit Wasserdampf gefüllten Badezimmer und einer gemeinsamen Dusche vor sich. Er hatte keine Ahnung, und er war der letzte, der sich darüber Gedanken machen würde. Er würde gleich sein Paradies sehen.

"Vorne oder hinten?" fragte er angespannt. Sie hob ihre verdammt perfekte Augenbraue und fixierte ihn mit einem Killer-Grinsen.

"Worauf genau willst du hinaus, Mulder?" Gott, er war so ein Blödmann.

"Vorne." Sie lachte und deutete auf einen kleinen Verschluss zwischen ihren Brüsten. Zwischen ihren Brüsten. Er würde gleich zwischen ihre Brüste greifen. Er fuhr mit zitternden Fingern über den glatten Stoff des Trägers und dann über den Top, wo der Stoff sie bedeckte und letztendlich in ihrem Ausschnitt. Er machte den Verschluss auf und das Kleidungsstück klappte förmlich auf. Er war wie vom Hocker gerissen. Er hatte noch nie in seinem Leben etwas Ehrwürdigeres gesehen als ihre nackte Brust. Er war so gefangen, alles was er tun konnte war sie anstarren. Er studierte jede Kurve, jede Subtilität, alles, das ihre Brüste zu Scullys Brüsten machte und von niemand anderem. Er bemerkte ein kleines Muttermal unter ihrer linken, und irgendwie gab ihm das den Rest. Er fiel auf die Knie und vergrub sein Gesicht zwischen ihnen.

Er schlang seine Arme um ihre Hüften und küsste das wunderschöne Mal. Dann bewegte er seinen Mund langsam nach oben und bedeckte ihre ganze Brust mit Küssen. Sie stöhnte und zog seinen Kopf näher zu sich. Ermutigt leckte er über ihre gehärtete Brustwarze.

"Oh Gott, Mulder." Hat sie das eben wirklich gesagt? Er hatte keine Ahnung, wie oft er es sich schon vorgestellt hatte, sie das sagen zu hören. Aber er wollte, dass sie es noch einmal sagt. Und noch einmal. Und noch einmal.

Seine Hände rutschten weiter herunter zu ihrem kleinen Po. Er konnte gar nicht glauben, dass er ihn hielt und sanft drücken konnte. Gott, es wurde langsam heiß hier drin. Der Wasserdampf der Dusche und Scullys windender Körper zusammen, entfachten in seinem Körper kochende Temperaturen. Er griff zu ihrem Jeansverschluss und fing mit den Knöpfen an. Noch mehr Knöpfe. Warum musste sie auch Knopfjeans tragen? Genervt zog er an ihnen und sie gaben nach. Er zog ihr die Hose aus und bewunderte ihre Beine von Nahem. Schöne, starke, mit Sommersprossen bedeckte Beine. So viel Scully-Haut überall. Es war überwältigend. Dann hob er seinen Blick und sah auf ihr violettfarbenes Höschen, das genau vor ihm war, und wäre fast tot umgefallen.

Sie wollte ihn! Er konnte ihre Erregung riechen, konnte sehen, wie ihr Höschen nass war. Gott, sie war nass. Für ihn. Er musste noch näher heran.  Wahnsinnig vor Erregung riss er das Hindernis von ihrem Körper, ihm war Finesse jetzt völlig egal. Er hörte das bekannte Geräusch von reißendem Stoff, doch er registrierte es fast gar nicht. Und dann war sie völlig nackt. Stand vor ihm. In seinem Badezimmer.

XXX

Scully hatte noch nie wirklich Drogen genommen. Damals im College hatte sie etwas Harmloses versucht und hier und da etwas getrunken, aber sie hatte nie etwas Härteres versucht. Heroin, Ecstasy, das alles kam gar nicht in die Tüte. Sie kannte die Gefahren, die das alles mit sich brachte, aber sie war immer interessiert gewesen, wie es ist, wenn man high ist. So im Rausch zu sein, dass man ganz und gar weggetreten ist. Als sie da stand mit Mulders Händen und Mund auf ihrem nackten Körper, als sie herunterblickte, ihn vor sich knien sah, und seinen großen, prächtigen Penis sah, sein Gesicht voller Erwartung und solch rüder, offener Lust, dachte sie, dass sie einen winzigen Teil dieses Gefühls zum ersten Mal in ihrem Leben erlebte.

Doch roch er immer noch nach diesem Mädchen, und sie wollte ihn riechen.  Außerdem würde ihnen bald das heiße Wasser ausgehen. Sie half ihm hoch und führte ihn in die Dusche. Es war eine kleine Dusche, kaum Platz für eine Person, was allerdings genau richtig war ihrer Ansicht nach. Sie wollte unbedingt ganz nah bei ihm sein, seinen harten, heißen Körper an ihrem spüren. Sie nahm die Seife von der Ablage und sagte, er solle sich umdrehen.

"Warum?"

"Ich will dir den Rücken waschen, Dummchen." Er schluckte und tat was sie wollte. Er drehte sich zu dem heißen Wasserstrahl und sie stellte sich hinter ihn, eingeengt zwischen seinem Körper und den kalten Fliesen, und seifte seinen Rücken ein. Er hatte einen schönen Rücken. Scully hatte ein Faible für Rücken. Ihr Rücken war extrem empfindlich. Das war eines der kleinen Geheimnisse, die sie vor Mulder hatte. Wenn er nur wüsste, wie sehr es sie anmachte, wenn er seine Hand auf ihren Rücken legte, wie er es jeden Tag tat. Mulders Rücken war glatt und muskulös und, Gott sein Dank, unbehaart. Sie strich mit ihren Fingern über seine Muskeln und massierte leicht seine Schultern. Er seufzte zufrieden und lehnte sich zurück zu ihren Streicheleinheiten. Langsam arbeitet sie sich nach unten, knetete die Muskeln in ihren Händen, wusch die Spannung und Müdigkeit aus ihm heraus.

Dann, endlich, erreichte sie seinen Hintern. Gott, dieser Po. Es gab Tage da musste sie sich regelrecht zurück halten, um nicht nach diesem erstaunlichen Hintern zu greifen. Doch jetzt nicht mehr. Nicht heute. Sie ließ die Seife herunter gleiten und schenkte ihm die gleiche Aufmerksamkeit wie sie seinem Rücken gegeben hatte. Er fühlte sich toll in ihrer Hand an.

"Mmmmm Scully, das fühlt sich gut an."

Inspiriert und hungrig nach mehr griff sie mit ihren eingeseiften Händen nach vorne und umfasste seine Härte. Er ächzte und stieß unwillkürlich in ihre Hand.

"Und wie fühlt sich das an?" Mit einer Hand seifte sie seine Hoden ein, mit der anderen strich sie langsam über seine pochende Erektion.

"Gott, Scully. Ich ahhhh oh mein GOTT!" Sie lächelte, zufrieden und erregt durch seine Reaktion. Es kam ihr vor, als ob er unter ihrer Hand größer wurde.

Zu einer kaum fassbaren Größe anschwoll. Sie beschleunigte ihre Bewegungen ein wenig. Sie wollte sehen, wie gigantisch anschwellen würde, bevor er letztendlich explodierte. Mulder stieß einen Laut hervor, den man nur als Knurren bezeichnen konnte, und packte ihr Handgelenk. Dann, bevor sie sich versehen konnte, war er herumgewirbelt, hatte sie hochgehoben und zwischen sich und die Wand gedrückt. Ihr Po war in seinen Händen und ihr Schritt und Gesicht waren in derselben Höhe wie seine.

Zum ersten Mal seit sie das Wohnzimmer verlassen hatten, zerdrückte er ihren Mund wieder mit seinem. Sein Kuss war wie verrückt, völlig außer Kontrolle. Sie war froh darüber. Ihre Zungen trafen sich und wanden sich umeinander wie sich paarende Schlangen. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften und drückte ihre Mitte gegen seine Härte. Gott, das fühlte sich gut an. Er küsste sie übers ganze Gesicht und ihren Hals herunter. Überall leckend, beißend, saugend. Er stieß gegen sie und sie schrie auf.

"Gefällt dir das?" flüsterte er atemlos in ihr Ohr. Dann machte er es noch einmal. Und noch einmal. Sie vergrub ihre Nägel in seinen Schulterblättern und stöhnte ihre Antwort "ja". Sie war nahe dran. Gott, sie würde gleich kommen. Jetzt schon. Er beleckte wieder und wieder eine besonders empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr und rieb sich schneller und schneller gegen sie. Ihr ganzer Körper zitterte. Die Spannung in ihr erreichte ihren Höhepunkt. Sie packte ihn bei seinen Haaren und zog. Fest. Es hatte den gewünschten Effekt. Er hob seinen Kopf von ihrem Hals und sah in ihre Augen. Sie wollte, dass er sie sah, wenn sie kam. Wollte, dass er sah, welche Auswirkungen er auf sie hatte.

Er war hingerissen. Sie hatte noch nie erlebt, wie er etwas mit solch einer Faszination ansah. Seine Leidenschaft, sein Verlangen, es gehörte ihr. Es war alles für sie. War es schon immer so gewesen? Vielleicht ja, aber in diesem Moment gab es ihr ein einzigartiges Gefühl. Es war wie ein Rausch.  Und es war genau richtig, um sie über den Rand in den freien Fall zu schicken.

"Oh Mulder... Mulder JA!" Sie verkrampfte sich, rieb sich weiter und weiter an seinem Glied. Ihre Augen fielen zu und sie warf den Kopf zurück an die Wand. Irgendwo im Unterbewusstsein registrierte sie den Schmerz des Aufpralls, aber sie war völlig überwältigt von dem Wohlgefühl, das jede Pore ihres Körpers durchströmte.

Als sie langsam wieder zurück ins Land der Lebenden kam, streichelte er sie und verteilte sanfte kleine Küsse über ihr Gesicht. Sie öffnete die Augen und für einen Moment sah alles verschwommen aus. Dann sah sie ihn. Klar und deutlich und mit einem Grinsen von einem Ohr zum anderen. Seine Haare nass und durcheinander, das Wasser tropfte über sein hübsches Gesicht.

"Das war Wahnsinn, Scully. Ich will das jeden Tag meines Lebens mit dir machen."

Sie lachte. "Und was ist mit dem Rest des heutigen Tages, Tiger?"

"Da auch."

Sie griff zwischen ihre Körper und nahm ihn in ihre Hand, legte ihn an ihren Eingang. "Ich will dich in mir, Mulder."

Plötzlich zeichneten sich auf seinem Gesicht wieder ein Anflug von Panik und Unsicherheit ab. "Wirklich?"

"Wirklich, Mulder." Sie nickte enthusiastisch zur Betonung. "Wirklich wirklich. Liebe mich, Mulder. Jetzt und hier."

Er nahm einen tiefen Atemzug und langsam, mit größter Vorsicht, drang er in sie ein. Als er halb drin war, konnte sie ein leises Stöhnen vor Schmerz nicht verbergen. Seine Augen flogen auf und er hielt auf der Stelle still.

"Gott, ich tue dir weh, stimmts?" Er sah völlig erschrocken aus. Es tat ein klein wenig weh, aber das war unter den Umständen völlig normal.

Sie schüttelte den Kopf. "Mulder, das macht nichts. Ich..."

"Natürlich macht es was! Wie kannst du das nur sagen? Es ist nicht... ich kann nicht... Scully, er ist zu groß. Es tut mir leid."

*Lieber Gott im Himmel, MULDER!* Er war hundertprozentig der einzige Mann auf dem ganzen Planeten, der sich Sorgen darüber machte, dass sein Penis "zu groß" sei! Er schaffte es sogar, seine Vorzüge als Nachteile aussehen zu lassen. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.

"Ich liebe dich, Mulder. Alles an dir." Sie sah herunter. "Es tut ein klein wenig weh, weil schon lange nichts mehr da unten war. Und das, was da gewesen ist, war noch lange nicht so beeindruckend wie das, was jetzt dort ist." Er musste ein wenig lächeln. "Es fühlt sich aber gut an, Mulder. Ich mag es. Und wenn du weitermachst, hört es nach einer Weile auf weh zu tun und wird sich sogar noch besser anfühlen."

"Also du... du willst, dass ich weiter mache?"

Sie lächelte, "Würdest du bitte?"

Er nickte nervös und drang ein wenig tiefer ein. Dann noch tiefer. Bis er schließlich bis zum Ansatz in ihr war. Sie fühlte sich angefüllt, komplettiert. Als ob der fehlende Teil eines Puzzles endlich eingesetzt worden wäre. Es kam ihr vor, als sei er überall. Als ob er jeden Teil von ihre erreichte.

Langsam, so unendlich langsam fing er an sich zu bewegen. Er stöhnte und küsste sie. Seine Zunge, ein weiterer überraschend langer Teil von Mulder, bewegte sich hinein und hinaus aus ihrem Mund, im selben Rhythmus seines unteren Körpers.

'Langsam' war schön, aber schon nach kurzer Zeit hatte sie sich an seine Größe angepasst. Sie war völlig gedehnt und hatte sich an ihn gewöhnt und sie wollte mehr. Er war zu vorsichtig. Sie konnte ihn schon fast gar nicht mehr spüren.

Schon bald bebte sein ganzer Körper vor Anstrengung das Tempo beizubehalten. Er tat es für sie. Er hielt sich zurück, um sie nicht zu verletzen.

"Fester, Mulder," bat sie ihn atemlos.

Er suchte in ihrem Blick nach Anzeichen von Unsicherheit. "Bist du sicher?"

"Ich werde nicht zerbrechen, Mulder. Bitte. Bitte machs mit mir so wie du es wirklich willst."

"Scully, ich ..." Sie zog ihre vaginalen Muskeln zusammen und zog ihn noch tiefer in sich hinein.

"Scuuuulyyy. Will. Dir. Nicht. Weh. Tun."

"Du tust mir nicht weh. Gib's mir, Mulder. Nimm mich. BITTE."

Er schrie auf, scheinbar unfähig sich unter Kontrolle zu halten, und stieß nun wirklich zu. Zuerst langsamer, fast völliger Entzug, dann ein harter, schneller Stoß. Vor und zurück. Ihre Zungen trafen sich in der Luft und tanzten lüstern. Sie fühlte sich obszön gut. Sie war noch nie so geküsst worden. Sie war noch nie so gevögelt worden. Wie konnte er nur denken, dass sie es nicht mögen würde? Wer zum Teufel würde so etwas nicht wollen?

XXX

Er musste im Himmel sein. Heißer, nasser, enger Himmel. Zu Hause. Endlich, endlich zu Hause. Er wollte fragen, ob es ihr gefiel. Ob es ihr so gut tat wie es ihm gut tat. Aber er konnte nicht sprechen. Er war völlig verloren in dem überwältigenden Gefühl sie zu nehmen, genommen zu werden. Außerdem, ihr Anblick, ihr zurück geworfener Kopf, der offene Mund und die geschlossenen Augen waren genug Antwort.

Sie war erstaunlich. Wild und frei und voller Leidenschaft. Besser als sein nassester nasser Traum. Für ihn. Alles für ihn. Sie war gekommen. Er hatte es tatsächlich geschafft, sie zum Finale zu bringen. Er war immer noch ganz benommen davon. Sie hatte so unglaublich ausgesehen.

Irgendwas in ihm hatte sich geändert. Irgendetwas an der Art wie sie ihn gebeten hatte, sich ihr völlig hinzugeben, hatte einen Schalter in seinem Kopf umlegen lassen. Als sie auf ihn eingeredet hatte, sie zu nehmen, sie so zu vögeln wie er es wirklich wollte, war er zu einer überraschenden Erkenntnis gekommen. Er hatte sich zurückgehalten, um sie nicht zu verletzen. Aber es hatte den entgegengesetzten Effekt. Sein Widerwillen, sich ihr völlig auszuliefern war genau das, was ihr weh tat. Sie wollte es.  Sie wollte ihn. Keine idealisierte Version von ihm, die sie sich vielleicht vor dem heutigen Tag vorgestellt hatte. Sie hatte das Schlimmste an ihm gesehen. Er hatte es offen vor ihr hingelegt, und sie war geblieben.  Nach all dem, nach allem, das sie in der Vergangenheit für ihn aufgegeben hatte, wie konnte er ihr das einzige verweigern, um das sie je gebeten hatte?

Für sie ließ er seine Selbstkontrolle fallen. Es war alles, das er ihr geben konnte, alles, das sie von ihm wollte, und es war das Schwerste, um das sie je hätte bitten können. Aber jetzt sah er es anders, und er erkannte, dass es einige selbstgefällige Vorteile mit sich brachte. Er hatte sich beim Sex noch nie so grenzenlos gefühlt. Die meisten seiner sexuellen Erfahrungen waren One-Night-Stands gewesen. Er hatte sich bei einer völlig Fremden noch nie wirklich wie jetzt gehen lassen können. Die paar Male, wo er versucht hatte, Sex mit Gefühlen zu vermischen, waren niederschmetternde Desaster gewesen, also hatte er es sich angeeignet, diese beiden Sachen getrennt zu halten, sogar mit jemandem, den er sehr mochte.

Das hier war etwas anderes. Er war noch niemals so zugegen, und doch so weit weg gewesen. Er konnte nicht denken. Er wollte nicht denken. Alles, was er tun konnte war sich der Wonne zu unterwerfen, die sie mit ihm teilte. Und den Gefühlen. Gott, sie waren da. Stärker als er sie je empfunden hatte. Es war eine völlig neue Erfahrung. Es war besser als irgendetwas anderes, das er je erlebt hatte.

Plötzlicher Schmerz. Fingernägel, die sich in seinem Rücken vergruben. Ihr Körper, der in seinen Händen zitterte. Ihre Stimme in seinem Ohr.  "Schneller Mulder. Gott, schneller." Er beschleunigte seine Bewegungen, pumpte wie wild und steigerte das Level seiner eigenen Befriedigung. Er schwankte bereits auf dem Rand. Wenn sie nicht bald kommen würde, würde er ein Problem haben. Er musste nicht mehr lange warten.

"ohgottohgottohgott MULDER" Ihre Nägel drangen sogar noch tiefer in seine Muskeln, sicherlich blutete er. Ihre Beine zogen ihn näher zu ihr. Ihre Muskeln verengten sich um ihn, sie zog ihn tiefer, sicherer in sich hinein.  Es war zuviel. Er fühlte sich als ob er stürbe. Oder träumte. Vielleicht war er schon tot.

"Komm für mich, Mulder, komm in mir."

Gott. Noch nicht. Noch nicht. Er hatte es ihr noch nicht gesagt. Sie wusste es noch nicht. Nicht wirklich. Er musste die Worte finden. Bevor es zu spät war.

"SSS... Scullllly. L..L..Liebe dich. Liebe dich. Liebe dich." Er kam so stark, dass es fast schmerzte. Er rammte sie gegen die Wand, ergoss sich in ihren Körper. Und er schrie. Er schrie tatsächlich. Sein Schrei hallte von den Wänden und irgendwo in einer Ecke seines Gehirns registrierte er, dass der Schrei von ihm gekommen war. Er konnte es nicht glauben. Die Nachbarn mussten denken, dass er umgebracht würde.

Letztendlich gaben seine Beine nach und er sank, immer noch in ihr, auf die Knie auf den Boden der Dusche. Sie saß auf seinem Schoß, hüllte ihn immer noch ein. Sie streichelte seine Haare und küsste sein Gesicht und wischte die Tränen fort, von denen er nicht gemerkt hatte, dass er sie vergossen hatte.

In dieser Position hielten sie sich lange fest, und er genoss das Gefühl ihres Körpers auf ihm. Es war so warm in der Dusche, so sicher und so schön. Zum ersten Mal verstand er Freuds Theorie, dass der Geschlechtsakt ein unbewusster Versuch des Mannes ist, wieder in den Mutterleib zurückzukehren. Er hatte keinerlei Erinnerungen, in seinem Leben je eine ähnliche Erfahrung gemacht zu haben als hier auf dem Boden der Dusche in Scullys Körper zu ruhen. Aber er nahm an, dass es irgendwie einem Fötus-Stadium ähnlich war. So, so warm.

Dann, plötzlich, Kälte. Große, eisige Kälte. Scheiße. Scully quietschte auf unheimlich niedliche Weise und sprang von ihm, um den Wasserhahn zuzudrehen. Er konnte sich glücklich schätzen, dass das heiße Wasser überhaupt so lange gehalten hatte, dachte er. Aber es war schade, dass es ausgegangen war. Es bedeutete, dass sie die Dusche verlassen mussten und Mulder fürchtete das Leben außerhalb der Dusche. Widerwillig stand er auf, und Scully wandte sich zu ihm. "Soviel dazu." Sie lächelte. Sie hatte offensichtlich keine Angst vor dem 'Leben nach der Dusche'. "Hast du hier irgendwo Handtücher, Mulder?" Handtücher. Natürlich, Handtücher. Gute Idee.  Warum hatte er selbst nicht daran gedacht? Warum bewegte er sich immer noch nicht, um welche zu holen? Warum stand er da mitten im Raum und sah wie ein Idiot zu, wie ihr nackter Körper vor Kälte zitterte?

"Mulder?"

"Ja, Handtücher. Entschuldige. War wohl kurz weggetreten. Ähm... warte, hier sind welche."

Er ging zu Badezimmerschrank und holte ein kleines Handtuch für sich und ein lächerlich großes für sie heraus. Er hüllte sie darin ein. Sie lachte.  "Das könnte eine Decke sein, Mulder." Er lächelte und wickelte sein Handtuch um seine Hüften.

"Sah aus, als ob dir kalt wäre."

Sie war im Begriff aus der Dusche zu steigen, doch er fasste sie bei den Schultern.

"Was ist?"

"Ich weiß nicht. Geh... noch nicht raus. Bleib noch einen Moment hier mit mir."

Sie hatten es getan. Sie hatten es letzten Endes wirklich getan, und sie war immer noch bei ihm. Immer noch am Leben, immer noch da. Keine mysteriösen Mächte sind gekommen und haben sie von ihm weg genommen. Die Welt hatte nicht aufgehört sich zu drehen. Keines der Dinge, die er sich vorgestellt hatte, wenn er an diesen Moment gedacht hatte, war eingetroffen. Wohin jetzt? Was bedeutete es? War's das? Würde sie ihn jetzt verlassen und so tun, als ob nie etwas geschehen wäre? Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsst ihn sanft.

"Mulder, wir können nicht ewig hier bleiben. Wir müssen gleich ins Büro, wir sind bereits spät dran."

Büro? BÜRO? Sie mussten ins Büro. Er hatte vergessen, dass es ein Büro überhaupt gab. Er hatte überhaupt alles vergessen.

"Du willst jetzt arbeiten gehen?" beschwerte er sich weinerlich. Der Klang seiner Stimme war nervtötend, sogar für seine Ohren. Er hörte sich an wie ein stures Kind, das seine Mutter fragte, ob es wirklich zur Schule müsste.

"Nein, Mulder. Ich will mit dir hier drin bleiben und mit dir schlafen bis wir vor Erschöpfung zusammenbrechen, aber ich glaube, das muss bis heute Abend warten."

Heute Abend. Es würde ein 'heute Abend' geben? Danke, lieber Gott, es würde ein 'heute Abend' geben. Er hatte mir ihr geschlafen, und sie war nicht weggelaufen. Sie wollte mehr. Sie war seine Geliebte. Er würde die kommende Nacht mit seiner Geliebten Dana Scully verbringen. Aber wie? Wie konnte es so simpel sein? Irgendwie war es das. Irgendwie war sie bei ihm, wie sie schon immer bei ihm gewesen war, und sie waren verbunden durch ein Band, das schon immer da gewesen war, und im Großen und Ganzen würde es eigentlich nicht viel ändern.

 Es würde nur besser. Besser als es mit ihr oder irgendjemand anderem in seinem Leben je gewesen war. Die Vorstellung von dem, was er nur ein paar Stunden zuvor durchgemacht hatte, kam ihm vor Augen, und ihm wurde übel. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein? Wie konnte er nur gedacht haben, dass irgendein billiger Ersatz auch nur annähernd dem Original gleichkommen würde? Er war ein Vollidiot. Etwas so definitiv Schädigendes für seine Beziehung zu Scully, er musste den Verstand verloren haben. Dann fiel es ihm ein: er *hatte* den Verstand verloren.  Eine Beziehung mit ihm war eine Gefährdung für sie. Was, wenn er etwas anderes tat, was ihr weh tun würde? Sie schien den plötzlichen Schreck auf seinem Gesicht zu bemerken.

"Mulder, ich weiß, dass du Angst hast. Ich habe auch Angst. Wir beide haben eine so große Furcht davor, uns gegenseitig zu viel zu bedeuten, den Menschen zu verlieren, den wir wirklich lieben. Aber ich weigere mich, diese Angst weiterhin mein Leben bestimmen zu lassen. Ich möchte es. Ich will keine Zeit mehr verschwenden. Ich bin bereit hierzu. Ich habe es satt, dass meine Furcht vor dem Tod und Verlusten mir Angst macht, mein Leben zu leben. Ich will leben, Mulder. Ich will lieben und geliebt werden und ich möchte, dass du ein Teil davon bist."

"Aber warum, Scully? Hast du nicht Angst, dass ich dir weh tun könnte? Ich meine, jetzt wo du weißt, was ich... ich meine, so wie ich..."

"Mulder, du hast etwas unglaublich Dummes getan, okay? Ich glaube, das sehen wir beide ein." Manchmal hatte Scully ein Talent zur Untertreibung.  "Und wenn du je wieder so etwas Idiotisches, so Hirnrissiges und Selbstzerstörerisches tust, trete ich dir persönlich in den Arsch. Und glaub ja nicht, dass ich das nur so dahin sage." Er glaubte es ihr. Gott, und wie er es ihr glaubte. "Aber ich glaube, dass du es nicht tun wirst, Mulder, weil ich dir beweisen werde, dass du verdienst, glücklich zu sein und geliebt zu werden. Und ich lasse diesen 'schieb-mich-ab-Scheiß' nicht mehr zu. Nichts da, Mulder. Ich möchte für dich da sein, aber ich will, dass du mir das glaubst und mich lässt. Du kannst dich von mir nicht mehr abwenden, und ich muss wissen, dass du es genauso möchtest wie ich.

Wie konnte sie das nicht wissen? Seiner Meinung nach musste es das Offensichtlichste auf der Welt sein. "Scully, ich möchte es mehr als alles andere. Ich will, dass du das weißt. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass es perfekt sein wird. Ich kann dir nicht sagen, dass ich all das sein werde, das ich für dich sein sollte."

"Alles, was ich von dir möchte, ist Ehrlichkeit. Ich möchte, dass du du selbst bist. Der Mann, in den ich mich verliebt habe. Und dass du dich lieben lässt."

XXX

Er schien ihr das zu glauben. Fast. Sie wusste, dass es mehr als nur Worte brauchen würde, um diesen Mann davon zu überzeugen, dass er es wert war, geliebt zu werden. Sie wusste, dass ihre Handlungsweisen es ihm ebenfalls zeigen mussten. Und sie wusste, dass sie ebenfalls mit ihren eigenen Ängsten fertig werden musste. Es würde eine Menge Arbeit werden. Aber ihre Beziehung zu Mulder war schon immer anstrengend gewesen. Und die Entschädigung dafür war die Möglichkeit, mit ihm Liebe zu machen und das allein war die Mühe wert.

Seine Liebe war erschreckend. Aber gleichzeitig war sie etwas schönes, lebendiges, erstaunliches. Diese wenigen Momente, in denen er sie seine wirkliche überwältigende Leidenschaft und Verlangen hatte sehen lassen, waren die Momente in ihrem Leben gewesen, für die sie dankbarer war, als für irgend etwas anderes. Wenn es irgendjemand anderes gewesen wäre, hätte sie Angst gehabt vor der Stärke und Intensität seiner Lust. Aber es war Mulder. Und Mulder zu spüren, der in sie hineinhämmerte und wie ein Wahnsinniger schrie, als er gekommen war, hat sie nicht mit Angst, sondern mit Freude angefüllt. Und Trost. Er gehörte ihr. Und sie gehörte ihm. Das war wirklich das, was zugrunde lag.

Es kam ihr geradezu lustig vor, dass zwei Leute, die sich so vielen mark-und beinerschütternden Alpträumen gestellt hatten, so vielen menschlichen und anderen Monstern, sich mehr vor ihrer eigenen Liebe fürchteten, als vor allem anderen. Aber auf eine gewisse Weise machte es Sinn. Liebe konnten sie nicht kontrollieren. Ihre Waffen und das FBI-Training, ihre Immunität Gewalt und Schrecken gegenüber waren hier zwecklos. Sie konnten sich auf nichts stützen als auf ihre eigenen Gefühle. Das war furchteinflößend. Aber sie hatten es soweit geschafft. Und sie wussten, dass sie es weiterhin schaffen würden. So wie sie alles schafften. Zusammen.

Ende